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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ritter hat etwas damit zu tun?«
    »Ich fürchte, ja. Gebt uns noch ein paar Tage, um ein paar Fährten zu verfolgen.«
    »Nach Köln?«
    »Nach Köln.«

23. Vierter Kontakt
    Jeg­liche Kreatur ist Gottes voll und ist ein aufgeschlagenes Buch, und wer darin recht zu lesen weiß, der braucht keine Predigt mehr.
    Meister Eckhart
    Hagan fragte sich, was Piet und Laure wohl so Verschwiegenes im Kelterhaus trieben und rief sich gleichzeitig selbst zur Ordnung.
    Es ging ihn nichts an, was sein Freund und die hübsche Wirtin trieben.
    Es ärgerte ihn nur.
    Blödsinn.
    »Was starrst du auf das Kelterhaus, Magister?«, fragte Inocenta, den Arm voller Kräuter und breit grinsend.
    »Starre ich?«
    »Ja. Und hin und wieder starrst du auch unsere Wirtin an. Gefällt sie dir?«
    »Sie ist niedlich, ja.«
    »Sie ist nicht nur niedlich, sie hat auch Grips. Halt sie dir warm, Magister.«
    »Ich habe anderes zu tun, als nied­liche Wirtinnen warmzuhalten«, grollte er und stapfte zur Gaststube, um sich am Fenster mit Feder und Tintenfass niederzulassen. Dinge mussten geregelt werden, er hatte es lange genug aufgeschoben. Wenn er am Montag nach Efferen reiten wollte, musste er vorher eine Verfügung aufgesetzt haben.
    Eine Weile grübelte er über die passenden Sentenzen nach, dann schrieb er flüssig seine Anweisungen nieder. Ein Testament konnte man es nicht nennen, wohl aber eine Instruktion, wie im Falle seines Todes zu verfahren war.
    Er tat es kaltblütig und erlaubte sich nicht, weiter darüber nachzudenken, welche Auswirkungen es auf seine Tochter haben würde.
    »Magister? Störe ich dich?«
    »Nein, Piet, ich bin eben fertig geworden.«
    »Ich habe ein paar interessante Dinge erfahren.«
    »Von Frau Laure?«
    »Das klingt seltsam misstrauisch, mein Freund.«
    »Ach, hör auf.«
    »Ja. Wusstest du, dass sie ein geheimes Büchlein führt?«
    »Du lieber Gott, was schert dich das Tagebüchlein eines Weibes?«
    »Es ist schon etwas Besonderes, was sie da macht. Sie zeichnet die Gesichter ihrer Gäste. Bisher um sich ihre Namen und ihre Eigenarten zu merken. Sie macht das sehr gut. Dich hat sie auch abgebildet.«
    »Ach ja?«
    »Ohne Bart.«
    Hagan zuckte zusammen.
    »Nein, sie hat dich vor unserer Ankunft nicht gekannt, sie hat dich im Geiste barbiert und kommt der Wirklichkeit ziemlich nahe. Aber sie hat auch einen Ritter von Hane abgebildet, Hagan, und der hat mir ein wenig die Augen geöffnet.«
    »Inwiefern?«
    »Sie hat ihn höchst edel und begehrenswert gezeichnet.«
    Es piekste ein bisschen. Hagan unterdrückte den leisen Stich.
    »Aha.«
    »Sie scheint ihn zu schätzen, den edlen Herrn. Sie hat ein Muster für Schwert- und Dolchscheide für ihn entworfen, und er hat ihren Kindern auch Gürtel mit diesen Mustern anfertigen lassen.«
    »Nett von ihm.«
    »Deine Tochter erkannte das Muster wieder. Es befindet sich auf der Dolchscheide, die wir an der Hütte der alten Einsiedlerin gefunden hatten.«
    »Doch nicht so edel, der Herr?«
    »Nein, und auch die Alte hat ihn auf den Zeichnungen wiedererkannt.«
    »Nun, dann wird man ihn vielleicht zur Verantwortung ziehen können. Aber was kann man schon gegen die Herren von Adel ausrichten?«
    »Wenig. Aber ich habe den edlen Herrn Lothar von Hane auch schon einmal gesehen.«
    »Und wo?«
    »In der Kirche. Er begleitete, in tiefstes Schwarz gewandet, die verschleierten Damen.«
    Hagan richtete sich auf.
    »Schau an. Das wird ja immer merkwürdiger.«
    »Ja, man sollte es sich merken. Und ein Auge drauf haben. Woher stammt dieser Ritter, wer hat ihn belehnt, wer gehört zu seiner Familie?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich werde mich umhören. Hast du eine Ahnung, wo ich ein vernünftiges Pferd herbekomme? Mit der klapperigen Mähre von neulich kann ich nicht bis nach Efferen reiten.«
    Auf Piet war in solchen Fragen Verlass. Am Montag konnte Hagan, als sie die Fähre über den Rhein verlassen hatten, einen braunen Wallach besteigen, der zwar nicht edel, aber ausdauernd zu sein versprach. Piet brauchte kein Reittier, er wollte sich in der Stadt nach der Herkunft des Stofffetzens umhören und auch die Spur der beiden Zuhälter Curt und Alard aufnehmen. Dazu hatte Laure ihm deren Gesichter noch mal aufgezeichnet.
    Der Ritt durch den feuchtkühlen Septembertag war nicht besonders beschwerlich. Hagan genoss es sogar, als er die engen Gassen der Stadt verlassen hatte und durch die bunter werdenden Weingärten ritt. Sie gingen in Weiden und heckenumstandene Felder über, und eine leise

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