Die Gefährtin des Vaganten
zwei Kohlköpfe haben.«
»Dann schneid sie dir.«
»Geht nicht. Ich will mir den Kittel nicht schmutzig machen.«
Melle sah auf.
»Ei, was hast du dich rausgeputzt, Jan. Steht ein Fest an?«
»Ich geh zu den Großeltern.«
Was er bei den Großeltern wollte, ging an Melle vorbei. Sie starrte auf den Gürtel, den der junge Mann um die Taille geschlungen hatte.
»Was ist, Melle?«, fragte Paitze. »Du findest auch, dass mein Bruder ein eitler Fratz geworden ist, was?«
»Pah, ich schau deinen Bruder doch nicht wegen seiner hübschen Larve an. Kleine Jungs interessieren mich nicht.«
»Und mich kleine Mädchen nicht!«, grummelte Jan und drehte ihr den Rücken zu.
»Und warum guckst du ihn dann an, als ob du ihn fressen wolltest?«
»Nicht ihn, Paitze, das komische Muster auf seinem Gürtel.«
»Das hat unsere Mutter entworfen.«
»Nett. Aber nicht nur für euch, oder?«
»Nein. Eigentlich für den Ritter von Hane.«
»Hat sie was mit ihm?«
»Er ist freundlich zu uns.«
»Ach.«
»Ja, und ich glaub auch nicht, dass er Hemma was getan hat.«
»Doch, ich schon. Ich zeig dir was.«
Daraufhin zog Melle den Dolch samt Scheide unter ihrer Schürze hervor. Auch Frau Laure trat hinzu und sah sich die Waffe an.
»Das Messer hab ich oben an der zerstörten Hütte gefunden, Frau Laure. Ist das gleiche Muster, nicht?«
»Ja, das ist er«, sagte sie leise.
»Vielleicht hat man ihm den Dolch entwendet, Mama. Und ein anderer hat ihn dort oben verloren.«
»Nein, Paitze. Hemma hat ihn gesehen. Wir müssen ihr wohl glauben.«
Frau Laure holte sich die Kohlköpfe selbst und ging zurück in die Küche.
»Sie ist unglücklich darüber, Paitze«, sagte Melle.
»Ja, ich auch.«
»Wir werden herausfinden, was mit dem Ritter ist. Wenn wir wieder bei Frau Hemma sitzen, fragen wir sie.«
Laures Herz war wund.
Sehr wund. Und ratlos war sie auch.
Auch wenn es sowieso keine Zukunft für sie und den Edelmann gegeben hätte. Aber nun konnte sie nicht einmal mehr von ihm träumen.
Unglücklich rührte sie den Pfannkuchenteig aus Eiern, Mehl und Milch in der Schüssel zusammen und tropfte Honig hinein. Vor der Küchentür hielt Magister Hagan inne und schaute zu ihr hinein.
»Es riecht wie immer gut aus Euren Kesseln, Frau Wirtin.«
»Birnen und Äpfel mit Zimt und Anis kochen dort.«
Er nahm ein Zweiglein Zitronenmelisse auf, die sie ebenfalls dazugeben wollte, und schnupperte daran.
»Bereitet Ihr wieder diese köstlichen Torten zu?«
Sie schüttelte den Kopf und rührte weiter. Sie hatte keine Lust, mit ihm zu schwatzen.
Er kam jedoch in die Küche und stellte sich neben sie an den Tisch.
»Frau Laure, haben wir Euch verärgert? Ist Melle Euch lästig gefallen?«
»Nein.«
»Habe ich Euch unwissentlich beleidigt?«
Laure versuchte, ihre düstere Stimmung abzuschütteln und sah hoch. Magister Hagan musste ein Badehaus aufgesucht haben. Sein Bart war gestutzt und kräuselte sich in braunen Locken um seine Wangen und sein Kinn. Auch seine Haare waren geschnitten worden und wellten sich glänzend. Ihr fiel auf, dass er schöne braune Augen hatte, die sie mit aufrichtiger Sorge musterten.
»Tut Euch Eure Hand noch weh?«, fragte er sanft.
»Nein, sie ist fast geheilt.«
»Wie kann ich Euch denn wieder zum Lächeln bringen, Frau Laure? Ach, könnte ich so schöne Fratzen schneiden wie Jurg oder lustige Lieder singen wie Klingsohr. Soll ich versuchen, einen Handstand zu machen?«
»Könnt Ihr das denn?«
»Nein, aber gerade deswegen würdet Ihr vielleicht wieder lächeln.«
Sie lächelte.
Er auch.
Dann hob er die Hand, fuhr ihr mit einem Finger ganz leicht über die Wange und ging aus der Küche.
Verblüfft sah sie ihm nach.
Was war das denn?
Sie hob die eigene Hand und berührte die Stelle, über die er gestrichen hatte.
Laure, er ist ein Bischof!, mahnte eine leise Stimme. Fang nicht schon wieder törichte Träumereien an.
Sie gehorchte der Stimme und nahm das weiße Brot, um es in Scheiben zu schneiden. Mit dem Apfel-Birnen-Mus bestrich sie sie, deckte sie mit weiteren Scheiben zu und tauchte sie in den Pfannkuchenteig. In der großen Pfanne schmolz Butter, und sie buk die gefüllten Brote darin goldbraun.
Elseken hatte einen Kessel mit Kohl und Salzfleisch vorbereitet und sich zu den Bauern aufgemacht, um Vorräte zu kaufen. Der Eintopf war reichlich und würzig, doch Laure fand, die Gäste sollten zu dem schlichten Mahl zumindest eine süße Beigabe bekommen.
Als sie die goldenen
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