Die Gefahr
zusammengebaut und auf das Boot geladen hatten, forderte Zubair sie auf, sich draußen im Hof nackt auszuziehen, damit er sie mit dem Gartenschlauch abspritzen konnte. Mit einem Rechen sammelte Zubair danach die Kleider ein und warf sie hinter die Garage. Dann wies der Atomphysiker die beiden Männer an, ins Haus zu gehen, damit sie ausgiebig duschten und sich mit Seife wuschen. Zubair konnte nicht ahnen, dass seine Bemühungen, das Leben seiner Glaubensbrüder zu verlängern, vergeblich waren.
Nun liefen Hasan und Khaled in den Kleidern des siebzigjährigen Mannes herum, der an einem Herzinfarkt gestorben war. Das Hemd und die Hose, die Hasan ausgesucht hatte, passten ihm einigermaßen gut, doch der größere Khaled hatte sich in einen Trainingsanzug zwängen müssen, der ihm viel zu klein war. Die beiden Männer hielten sich nun in der Küche auf, um ein wenig Proviant für die Reise einzupacken.
Al-Yamani hatte die Nachrichtensendungen verfolgt. Mohammed erschrak sichtlich, als er sein Foto samt Personenbeschreibung im Fernsehen sah. Sein Entschluss, seinem Freund zu helfen, erwies sich für ihn als Katastrophe. Er ging sogar so weit, al-Yamani vorzuwerfen, dass er sein Leben ruiniert hätte. Al-Yamani erkannte, dass sein Freund nicht mehr die tiefe Überzeugung von früher hatte. Es sollte aber eine noch größere Enttäuschung folgen.
Hasan kam herein und meldete al-Yamani, dass alles bereit zum Aufbruch war. Sie hatten Vorräte und Benzin an Bord, und das Boot war startbereit. Nachdem al-Yamani mit Hasans Hilfe aufgestanden war, kam Mohammed herein und bat ihn, unter vier Augen mit ihm sprechen zu können. Al-Yamani gewährte ihm den Wunsch.
Mohammed sprach, ohne seinem Freund in die Augen zu sehen. »Ich weiß, du wolltest, dass ich mitkomme, aber ich würde lieber hierbleiben.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Es muss sowieso jemand auf die Frau aufpassen.«
Al-Yamani nickte, als hätte er daran noch nicht gedacht. »Was wirst du der Polizei sagen?«
»Ich werde so tun, als hätte ich von nichts gewusst. Ein alter Freund hat angerufen, um sich mit mir zu treffen. Und was das andere betrifft … davon weiß ich ganz einfach nichts.«
Al-Yamani erkannte, dass sich Mohammed zwar Gedanken gemacht, die Sache aber nicht gründlich genug durchdacht hatte. Es gab einige Dinge, die er nicht würde erklären können – Dinge, die die Polizei auf al-Yamanis Spur führen würde, und das konnte er nicht zulassen. Sie hatten über 300 Kilometer vor sich, und Hasan meinte, dass sie dafür fast vierzehn Stunden brauchen würden.
»Es tut mir leid, dass du uns auf diesem letzten Abschnitt unserer Mission nicht begleiten willst«, sagte al-Yamani und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter, worauf die beiden Männer langsam in die Küche hinübergingen. Sie hatten die Frau zuvor nach oben gebracht, wo sie gefesselt in einem der Schlafzimmer lag.
»Ich denke, ich bin weit genug mit dir gegangen. Ich werde für dich beten.«
»Bleibst du die Nacht über hier?«, fragte al-Yamani, während er Hasan mit seiner freien Hand ein kaum merkliches Zeichen gab.
»Ja, ich denke schon.«
Al-Yamani blieb stehen und sah ihn an. Er legte Mohammed beide Hände auf die Schultern und sagte: »Möge Allah dich schützen.« Aus dem Augenwinkel sah er, wie Hasan näher kam.
»Und dich auch, mein …« Mohammed kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden. Hasan hatte ihm ein langes Küchenmesser in den Rücken gestoßen.
Mohammed sank zu Boden und starb an genau derselben Stelle wie der Besitzer des Hauses ein paar Stunden zuvor. Al-Yamani sah seinen alten Freund noch einmal an und schüttelte den Kopf. Selbst die, die einst tapfer und stark gewesen waren, konnten offenbar schwach werden. An Mohammeds Beispiel zeigte sich einmal mehr, was für eine verderbliche Wirkung Amerika auf die Seele der Menschen hatte.
»Geh hinauf und töte die Frau«, forderte er Hasan auf. »Danach bringst du die Leichen auf das Boot. Unterwegs werfen wir sie dann in den Fluss.«
75
WASHINGTON D.C.
Peggy Stealey saß an einem Tisch, der besonders weit vom Präsidenten und seinen hohen Gästen entfernt war. Bei ihr saßen der Vorsitzende des DNC Holmes, die Stabschefin des Präsidenten, Pressesprecher Tim Webber und vier weitere Personen, die sie nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Man hatte ihnen die billigen Plätze zugewiesen, mit denen sich die politischen Handlanger begnügen mussten. Sie hätte sich freuen können, überhaupt dabei
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