Die Gefahr
Geschichte in Frage zu stellen.
Noch schlimmer war jedoch, dass Jackson bereits einmal nicht recht behalten hatte. Der Anwalt hatte ihm versichert, dass sie ihn ohne formelle Anklage ganz bestimmt nicht über das Wochenende hier festhalten konnten. Es kam zwar keine Anklage, dafür wurde er nun als Hauptzeuge festgehalten. Jackson berichtete ihm, dass man viele arabische Einwanderer in Atlanta, Miami, Baltimore und New York festgenommen habe. Das waren keine guten Neuigkeiten, doch al-Adel ließ sich nicht anmerken, dass ihn das beunruhigte. Es war sehr wichtig, dass er noch einen Tag lang die Rolle des Unwissenden spielte. Ob er am Leben blieb oder nicht, spielte keine Rolle, solange er schnell und schmerzlos sterben konnte. Al-Adel war bereit für den Märtyrertod. Sie hatten ihm versprochen, dass seine wichtige Rolle in dieser Operation gebührend gewürdigt werden würde. In der ganzen arabischen Welt würde man von seiner großen Tat erfahren.
Die metallischen Schläge einer schweren Tür, die geöffnet und gleich wieder geschlossen wurde, rissen ihn aus seinen süßen Gedanken. Er hörte Schritte, die auf dem Gang näher kamen. Er war sich nicht sicher, ob es mehr als zwei Leute waren, aber es war auf jeden Fall mehr als eine Person. Plötzlich tauchten zwei Männer vor seiner Zelle auf. Al-Adel sah kaum mehr als ihre Umrisse, doch er konnte erkennen, dass einer der beiden ein uniformierter Wärter war.
Der Wärter schloss die Zellentür auf und ging weg, ohne ein Wort zu sagen. Der Mann, der noch da war, öffnete die Tür nicht sofort. Er zog ein Telefon aus der Tasche und wählte eine Nummer.
»Bist du drin?«, fragte der geheimnisvolle Mann. Er hörte einige Augenblicke zu und sagte schließlich: »Gut, dann trenne die Videokameras vom System und lösche die Passagen, auf denen zu sehen ist, wie wir ins Haus kommen und gehen.«
Der Mann steckte das Handy ein und sprach al-Adel in makellosem Arabisch an. Al-Adel setzte sich auf seiner Pritsche auf und hielt erschrocken seine Decke umklammert. »Ich bin amerikanischer Staatsbürger«, sagte er mit dem bisschen Mut, das er aufbrachte. »Ich will meinen Anwalt sprechen.«
Der Mann auf der anderen Seite des Gitters antwortete nicht mit Worten, sondern mit Gelächter. Al-Adel erkannte an seinem Lachen, dass es dem Mann völlig egal war, was er, al-Adel, sagte oder tat. Und die Wut, die in diesem Lachen mitschwang, verriet al-Adel außerdem, dass überaus unangenehme Erfahrungen auf ihn zukamen.
77
Der Wendepunkt kam nach dem zweiten Anruf aus Atlanta. Ein Team vom Center for Disease Control untersuchte das Sattelzugfahrzeug, das tatsächlich stark verstrahlt war. Wie erwartet, fanden sich darin Papiere über den Transport von Mexiko nach Atlanta. Es dauerte nicht lange, bis auch der Auflieger gefunden wurde, der genauso stark verseucht war. Besonders interessant waren auch die weggeworfenen Kleider und Bleischürzen, die man hinter einem Bauwagen fand.
Reimer hatte diese Informationen sofort an McMahon und Rapp weitergeleitet. Das Team stellte fest, dass es sich bei der Strahlungsquelle um Plutonium-239 handelte, ein Material, das häufig in Kernkraftwerken und Atomwaffen verwendet wurde. Reimer fügte hinzu, dass dieses Material äußerst instabil sei und deshalb aufgrund seiner extremen Strahlung leicht von den Sensoren rund um Washington aufgespürt werden .
Unmittelbar nach Reimers Anruf machte McMahon dann einen Vorschlag, der Rapp ziemlich überraschte. Rapp wusste, dass der FBI-Agent durchaus auch einmal wegschauen konnte, wenn es sein musste, doch was er ihm in diesem Fall vorschlug, ging weit darüber hinaus. Es handelte sich um eine eindeutig gesetzwidrige Vorgehensweise – etwas, mit dem Rapp grundsätzlich keinerlei Probleme hatte, doch es war ein Weg, auf dem es kein Zurück mehr gab, wenn man ihn einmal eingeschlagen hatte. McMahon riskierte damit nicht mehr und nicht weniger als das Ende seiner Laufbahn, und Rapp blühte möglicherweise das Gleiche. Obwohl das alles dem CIA-Mann durchaus bewusst war, zögerte er dennoch keinen Augenblick. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel, er musste diese Chance nutzen.
Nur eine Sache ließ ihn etwas zögern. Er konnte alle möglichen Anschuldigungen ertragen und sich auch den bohrenden Fragen der Medien entziehen – es sei denn, er war auf belastendem Videomaterial zu sehen. Ein Anruf bei Marcus Dumond, dem hauseigenen Computerhacker der CIA, zerstreute seine Bedenken. Wenig später brausten Rapp
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