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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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blickte zu den Uhren an der Wand auf und fand jene, die die Washingtoner Zeit anzeigte. Es war kurz nach fünf Uhr morgens. »Die Medienleute sind eben noch im Bett«, stellte er fest.
    »Das weiß ich auch«, gab Jones etwas gereizt zurück, »aber sie haben jede Menge Quellen in Ihrer Administration. Es überrascht mich eigentlich, dass ihnen noch niemand einen Hinweis gegeben hat.« Valerie Jones war in ihrem Auftreten bisweilen etwas aggressiv, was bis zu einem gewissen Grad eine Voraussetzung für ihren Job war. Diese Schärfe konnte man sogar in ihrem Umgang mit dem Präsidenten beobachten.
    Irene Kennedy legte eine Hand auf den Arm des Präsidenten und sagte: »Ich muss mit Ihnen beiden etwas besprechen.« Sie beugte sich über den Tisch und fügte mit leiserer Stimme hinzu: »Ich glaube, ich weiß, worum es ihnen letztlich geht.« So wie alle anderen war auch die CIA-Direktorin bisher zu beschäftigt gewesen, um die Situation in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Nach ihrem letzten Gespräch mit Rapp war ihr jedoch etwas klar geworden.
    »Wenn sie wirklich eine Atomwaffe haben, dann wäre es nur logisch, dass sie eine möglichst große Wirkung damit erzielen wollen. Das werden Sie sich auch schon gedacht haben, nehme ich an«, sagte sie, zum Präsidenten gewandt, »aber einer der Terroristen hat Mitch gesagt, dass sie auch vorhätten, Sie zu töten, Sie und alle unsere Generäle. Als Mitch mir das berichtete, kam es mir ein wenig seltsam vor. Ich dachte mir zuerst, dass das eine der großspurigen Ankündigungen wäre, zu denen die Araber manchmal neigen. Wörtlich genommen klingt es absurd. Es wäre praktisch unmöglich, alle Generäle zu töten – doch dann kam mir der Gedanke, dass der Mann etwas anderes gemeint haben könnte.«
    »Was hat er denn gemeint?«, fragte Valerie Jones.
    »Ich denke, dass er mit dem Wort ›Generäle‹ Führungspersonen und Verantwortliche ganz allgemein gemeint haben könnte.«
    »Was für Führungspersonen?«
    »Sie selbst, die Verantwortlichen im Kongress, den Vizepräsidenten, Ihr gesamtes Kabinett. Sie wollen mit einem Schlag unsere gesamte Regierung ausschalten.«
    »Wie wollen sie es anstellen, all diese Personen mit dem Anschlag zu treffen?«
    Irene Kennedy hielt den beiden ihren Terminkalender hin. »Es ist mir ein wenig peinlich, dass mir das nicht schon früher aufgefallen ist – aber hier haben wir es. Diese Woche sind alle in der Stadt, weil das neue Weltkriegsdenkmal eingeweiht werden soll.«
    Der Präsident blickte auf den Kalender. »Der Memorial Day.«
    »Die Feierlichkeiten beginnen am Samstag«, fuhr Irene Kennedy fort. »Heute ist Mittwoch, und die Staats- und Regierungschefs von Großbritannien, Russland, Kanada, Australien, Neuseeland und einigen anderen Ländern treffen ab Freitag ein. Wenn sie uns wirklich hart treffen wollen, dann wäre das der ideale Zeitpunkt.«
    Hayes starrte einige Sekunden schweigend auf den Kalender, bevor er zu Irene Kennedy aufblickte. »Warum ist uns das nicht früher aufgefallen?«
    »Nun, es bleiben uns wenigstens noch ein paar Tage, um die verdammte Feier abzusagen«, warf Valerie Jones ein.
    »Ein paar Tage bleiben uns ganz bestimmt nicht«, entgegnete Irene Kennedy mit Nachdruck. »Wir können von Glück sagen, wenn wir bis Mittag Ruhe haben. Die Medien werden bald wissen wollen, wo Sie sind, Sir.«
    Hayes verstand, was sie meinte. »Wir können sie nicht belügen oder auf später vertrösten. Sie würden nur die a benteuerlichsten Vermutungen anstellen.«
    »Nun, ich denke, sie würden die richtigen Schlüsse ziehen«, wandte Kennedy ein. »Was kann schon dahinterstecken, wenn der Präsident, sein Kabinett, das Oberste Bundesgericht und die Verantwortlichen von Senat und Repräsentantenhaus allesamt mitten in der Nacht evakuiert werden?«
    »Da fällt mir nur ein möglicher Grund ein«, sagte der Präsident.
    »Wir könnten vielleicht ein wenig Zeit gewinnen, wenn wir an ihren Patriotismus appellieren«, warf Valerie Jones ein.
    Hayes schüttelte den Kopf. »Dann rufe ich lieber gleich die Eigentümer der Sender und Zeitungen an und ersuche sie persönlich, nicht darüber zu berichten.«
    Irene Kennedy betrachtete das Ganze als ziemlich aussichtslos. Sie hatten außerordentliche Schritte unternommen, und der Präsident würde es mit all seinem Einfluss nicht schaffen, die Geschichte von der Öffentlichkeit fern zu halten. Sie würden bald an einen Punkt gelangen, wo es nur noch eine Maßnahme gab, die die Medien ruhig

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