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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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John, aber wenn sie alleine war, verbrachte sie ihre Zeit damit, in ihren Erinnerungen zu schwelgen und allein in ihrem Zimmer zu weinen. Sie ging nicht aus und empfing auch keine Besucher, und sie schob als Ausrede vor, in einer schlechten Verfassung zu sein, was auch tatsächlich stimmte. In der Stadt war es wesentlich heißer, als es in den Bergen gewesen war. Sie litt unter der drückenden Luftfeuchtigkeit und den schlechten Lüftungsmöglichkeiten der kleinen Wohnung. Oft war ihr schwindlig und übel.
    Christina wußte, daß sie ein neues Leben anfangen mußte, und daher erklärte sie sich schließlich einverstanden, die Frauen der Offiziere zum Tee zu empfangen.
    Anfangs hatte sie höflich über das Wetter geplaudert, über die Oper und über Probleme mit Bediensteten. Aber dann hatten die fünf Frauen mittleren Alters angefangen, über andere Leute zu klatschen, die Christina nicht kannte – und die sie auch gar nicht erst kennenlernen wollte. Mechanisch kapselte sie sich ab und dachte an Philip, aber ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf das Gespräch gelenkt, als sie hörte, daß ihr Name fiel.
    »Wie ich schon sagte, Miß Wakefield, war mein Mann unter den Männern, die die Suche nach Ihnen durchgeführt haben«, sagte die behäbigste der Frauen.
    »Mein James auch«, fiel eine andere Frau ein.
    »Wir haben uns alle solche Sorgen um Sie gemacht, als Sie nicht aufgefunden wurden. Wir dachten, nach so langer Zeit seien Sie mit Gewißheit tot«, fügte wieder eine andere Frau hinzu, während sie geziert von einem Keks abbiß.
    »Und dann sind Sie völlig gesund und unbeschadet wieder aufgetaucht. Es war wie ein Wunder.«
    »Sagen Sie, Miß Wakefield, wie ist es Ihnen gelungen, zu entkommen?« fragte die behäbige Frau betont.
    Christina stand auf und trat vor den Kamin. Diese Frauen wollten nichts anderes, als ihr Informationen aus der Nase zu ziehen, um neuen Stoff für ihren Klatsch zu haben, den sie in der ganzen Stadt verbreiten würden, um dann geschlossen über sie herzufallen.
    »Ich möchte lieber nicht darüber reden, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Christina ruhig, während sie sich ihnen wieder zuwandte.
    »Aber, meine Liebe, wir sind alle Ihre Freunde. Uns können Sie es doch sagen.«
    »Ich hätte mich umgebracht, wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre«, bemerkte eine der Damen abgeschmackt.
    »Das hätte ich auch getan«, warf eine zweite ein.
    »Ich bin sicher, daß Sie beide Ihr Leben nicht sehr hoch einschätzen. Was mich angeht, so ziehe ich es vor, weiterzuleben«, bemerkte Christina kühl. »Sie bezeichnen sich als Freunde – aber Sie sind nichts weiter als ein Haufen alter Tratschweiber. Ich denke gar nicht daran, Ihnen irgend etwas zu erzählen. Ich möchte, daß Sie alle dieses Haus verlassen – und zwar augenblicklich!«
    »Jetzt hört euch nur diese eingebildete Primadonna an. Wir sind gekommen, um unser Mitgefühl auszudrücken, und Sie benehmen sich ganz so, als seien Sie stolz auf das, was Ihnen widerfahren ist – die Gefangene eines dreckigen Arabers zu sein. Und dabei sind Sie nichts weiter als … «
    »Raus – alle miteinander!« schrie Christina.
    »Wir gehen ja schon! Aber lassen Sie sich eins gesagt sein, Miß Wakefield. Sie sind jetzt Ware aus zweiter Hand! Kein anständiger Mann wird je auf den Gedanken kommen, Sie zu heiraten, nachdem Sie bei einem dreckigen Araber gelegen haben. Merken Sie sich das!«
    Als John nach Hause kam, erzählte Christina ihm nichts von diesem Vorfall. Aber er wußte bereits alles.
    »Sie haben dich zum Weinen gebracht, stimmt's, Crissy?« sagte er mit zarter Stimme, und er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Du darfst es dir nicht zu Herzen nehmen. Diese Frauen sind doch nichts weiter als ein Haufen neidischer, keifender Schnattergänse.«
    »Aber es ist wahr, was sie gesagt haben, John. Kein anständiger Mann wird mich jetzt noch heiraten. Ich bin beschmutzt!«
    »Das ist doch lächerlich, und ich will so etwas nicht mehr aus deinem Mund hören«, schalt er sie. »Du unterschätzt deine Schönheit, Crissy. Jeder Mann auf Erden würde seinen rechten Arm dafür hergeben, mit dir verheiratet zu sein. Ist William Dawson nicht ein dutzendmal hiergewesen, um dich aufzusuchen? Wenn du dein Zimmer wieder verlassen und ein neues Leben beginnen würdest, würdest du selbst feststellen, daß du dich vor Heiratsanträgen kaum retten könntest! Warum gehst du nicht heute abend mit Kareen und mir in die Oper?«
    »Ich will euch nicht

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