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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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waren auf einmal undeutlich, ein Tränenschleier zitterte vor ihren Augen, und sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. Nein, sie würde jetzt nicht heulen, sie war schließlich selbst schuld. Warum war sie auch zurückgekehrt?
    Unten im Turm stieß jemand die Tür auf, das Holz knarrte, dann schlug die Tür geräuschvoll gegen die Wand. Helles Licht fiel in den unteren Teil des Gebäudes, Marian vernahm feste Schritte auf der steinernen Treppe, ein Schatten wuchs empor, und sie hatte gerade noch Zeit aufzuspringen.
    Braden MacDean starrte sie finster an. Das blonde Haar hing ihm wirr in die Stirn, hart zeichneten sich die Wangenknochen ab, die Augen waren umschattet, ihr Blick jedoch klar
    „Nimm den Mantel und komm mit“, befahl er mit rauher Stimme.
    Sie wollte ihn wütend anfahren, besann sich jedoch. Etwas an seiner Haltung und Stimme erschreckte sie, gab ihr das Gefühl, auf einer dünnen Brücke über einem siedenden Gewässer zu stehen.
    „Wohin?“
    Doch er hatte sich schon umgewandt und stieg die Treppe hinab, ohne ihr eine Antwort zu geben.
    Als sie vor den Turm trat, begegnete sie den neugierigen Blicken der Bauern, hörte, wie man miteinander tuschelte, sah, wie man fragend die Schultern zuckte. Für einen kleinen Augenblick erkannte sie Swans blasses Gesicht zwischen den anderen, dann tauchte er in der Menge unter und blieb verschwunden. Man machte ihr Platz, als sie über den Hof ging, fast schien es ihr, als bilde man eine Gasse für sie, einen schmalen Durchgang, der ihr den Weg wies.
    Braden wartete bei den Pferden und saß auf, als sie näher kam. Wortlos ritt er an ihr vorüber, gab dem Torhüter herrisch den Befehl zu öffnen und trieb seine Stute durch das Burgtor. Marian begriff nichts mehr, verwirrt sah sie ihm nach, verfolgte ihn mit den Augen, wie er über die violette Heide ritt und sich dem bunten Saum des Waldrands näherte. Sein Haar leuchtete in der späten Nachmittagssonne.
    „Herrin“, sagte Rupert, der dicht neben ihr stand. „Euer Pferd ist gesattelt, wie der Clanchief es befohlen hat.“
    Er hielt ihren Wallach am Zügel, und sie begriff, dass sie Braden folgen sollte. Warum?
    Mutmaßungen überfielen sie, doch keine davon schien einen Sinn zu ergeben. Auch die Gesichter der Männer und Frauen in ihrer Umgebung gaben ihr keinen Hinweis – sie schienen mindestens so überrascht wie sie selbst von dem merkwürdigen Verhalten ihres Chiefs. Marian zögerte – es passte ihr nicht, dass er nichts sagte, nichts erklärte, sondern einfach nur davonritt und erwartete, sie würde ihm gehorchen.
    Dann siegte die Neugier, und sie stieg auf. Langsam ritt sie durch das Tor, gefolgt von den gespannten Blicken der Bauern, niemand sprach ein Wort. Auf der Heide trieb sie den Wallach mit den Fersen an und galoppierte zum Wald hinüber, in dem Braden längst verschwunden war.
    Er ist verrückt geworden, dachte sie. Wenn wir den Rittern meines Vaters in die Arme reiten, wird er einen schweren Stand haben. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er überhaupt eine Waffe mitgenommen hatte.
    Eine Weile folgte sie dem Weg, der den Wald in nördlicher Richtung durchquerte, und ihre Aufregung stieg an, je länger sie dahinritt, ohne Braden zu erblicken. Dann – urplötzlich – sah sie Pferd und Reiter an einer Wegbiegung stehen, und sie zügelte ihren Wallach, um sich nicht den Anschein zu geben, wie eine Wilde hinter ihm hergehetzt zu sein. Langsam ritt sie zu ihm auf, versuchte, das vom Wind zerwühlte Haar zu glätten und schnitt ein unfreundliches Gesicht.
    „Kannst du mir erklären …“
    Er hörte ihr gar nicht zu, sondern stieß seinem Tier die Fersen in die Seiten und verschwand in einem schmalen Seitenpfad. Dieses Mal bemühte er sich, nicht allzu rasch zu reiten, er wartete immer wieder auf sie, versuchte, ihr die überhängenden Zweige aus dem Gesicht zu halten, und als der Pfad immer steiniger wurde, wählte er mit sicherem Blick den gangbarsten Weg für sie aus. Immer noch schien er wenig Lust zu haben, ihr Erklärungen zu geben, ja, er vermied sogar, sie anzusehen und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Weg.
    Nach einer Weile hörte sie leises Rauschen, sie näherten sich dem Bach, der weiter nördlich in mehreren kleinen Kaskaden vom Berg herunterstürzte und dann in einem schmalen, steinigen Bett durch den Wald floss. Dort an den Wasserfällen waren sie sich vor wenigen Wochen begegnet, es war der Ort, an dem Braden MacDean sie zu seiner Gefangenen gemacht

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