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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Opferung des Mädchens.
    »Hannas ben Hannas wird die Stadt ins Verderben führen.« Jochannans Stimme hatte diesen besonderen Klang, den sie immer annahm,
     wenn er eine Prophezeiung offenbarte. »Und auch wenn er es nicht selbst zu Ende bringt«, fuhr er ungerührt fort, »werden seine
     Nachfolger besiegeln, was er und seine Brüder angefangen haben. Jeruschalajim wird fallen, in nur sieben Jahren, und mit ihm
     Tausende von unschuldigen Seelen.«
    »Dann bring unsere Brüder und Schwestern von hier weg! Bring sie in die Höhle von Jebel Tur’an! Dort, wo Jeschua uns nach
     seiner Auferstehung erschienen ist. Versprich es mir!«
    Jochannan nickte mit ernster Miene.
    |282| »Und noch etwas«, stieß Jaakov hervor, während seine Hände sich im Gewand des jüngeren Bruders festkrallten. »Du mußt Eilboten
     aussenden und Mirjam warnen, damit sie vor allen anderen hinunter in die geheime Stadt gehen kann. Sie darf auf keinen Fall
     in die Hände von Hannas’ Häschern fallen. Versprich es mir!«
    »Ich verspreche es.« Jochannans Stimme klang feierlich.
    »Und nun geh in
seinem
Namen.«
    Jochannan senkte sein Haupt und dann sah er plötzlich auf und lächelte.
    »
Er
war hier.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Letzte Nacht«, bestätigte Jaakov die Aussage des Jüngeren. »Ich habe nun keine Angst mehr vor dem Tod.«
    »Ich weiß, Bruder.« Jochannan sah ihn ruhig an. »Ich weiß.«
    »»Jochannan?« Jaakov schluckte.
    »Ja?« Jochannan war schon im Gehen begriffen und nun schaute er sich noch einmal um.
    »Sag ihr, daß ich sie liebe. Sag ihr, daß ich sie immer lieben werde.«
    Jochannan lächelte feinsinnig. »Es wird mir nicht schwerfallen, ihr das zu sagen. Ich liebe sie auch, wußtest du das nicht?«

|283| 33.
Februar 2007 – Blutopfer
    Padrig erwachte in der Morgendämmerung, und Sarahs Haar kitzelte ihn an der Nase. Vorsichtig hob er seinen Kopf, um zu sehen,
     ob sie noch schlief. Ihre Lider waren geschlossen, und ihr Atem ging regelmäßig, dabei war ihr schönes Gesicht wie von einem
     Kissen aus schwarzen Schwanenfedern umgeben.
    Nur zögernd rückte die gestrige Nacht in sein Bewußtsein und versetzte ihn mit brutaler Härte zurück in die Wirklichkeit.
     Schützend zog er sich die Decke über seine bloßen Schultern, während die Frau, die er liebte, langsam erwachte und vertrauensvoll
     seine Nähe suchte.
    Aller Vernunft zum Trotz begann er sanft über ihre Brüste zu streicheln. Ihre Brustwarzen reagierten unter seinen tastenden
     Fingerspitzen, und ihr leises Stöhnen erregte ihn so sehr, daß sie es unmittelbar zu spüren bekam. Genüßlich rieb sie ihre
     Rückseite an seinem Bauch, dann streckte sie sich zu ihm hin und hauchte »Noch mal, bitte.«
    Padrig fühlte sich hilflos. Wenn er ihr nachgab, war er verloren. Sein Leben würde schon jetzt nicht mehr das gleiche sein.
     Eine einzige Nacht hatte all seine verborgenen Wünsche entfacht, und es war fraglich, ob er je wieder zur Tagesordnung eines
     gehorsamen Franziskaners zurückfinden konnte. Bete, arbeite und bleibe keusch, befahl die Stimme in seinem Innern. Dann wird
     Gott der Herr dir vielleicht vergeben.
Heilige Jungfrau
, dachte er resigniert,
wie sollte das unter solchen Umständen funktionieren?
    Mit einem feinsinnigen Lächeln zog sie ihn zu sich hin, während das Wasserbett leicht zu schaukeln begann, so harmlos wie
     eine Wiege und doch so gefährlich wie ein höllischer Abgrund.
    |284| »Ich liebe dich«, sagte er mit erstickter Stimme, kaum fähig zu atmen, viel weniger sich zurückzuziehen, und so ließ er es
     abermals zu, daß sie nicht nur von seinem Körper Besitz ergriff.
    Später kuschelte sie sich in seine Armbeuge, und er umfing sie zärtlich, dabei stieß er einen leisen Seufzer aus.
    »War’s so schrecklich mit mir?« Sie sah zu ihm auf und lächelte schief.
    »Nein«, flüsterte er dunkel und erwiderte mit ausdrucksloser Miene ihren Blick. »Ich dachte mir nur, wie schön es wäre, mit
     dir hier auf immer und ewig zu liegen. Leider muß ich in Zukunft darauf verzichten.«
    Sie stemmte sich auf ihren Ellbogen und richtete sich mit einigem Unverständnis im Blick auf. »Warum sagst du so etwas?«
    »Ich glaube nicht, daß eine Gegenpäpstin einen Mann haben sollte.« Er wollte ironisch klingen, aber irgendwie mißlang ihm
     das kläglich.
    »Es geht um die Kundgebung und die symbolische Ausrufung der Gegenpäpstin. Ich dachte, du hättest das verstanden«, erwiderte
     Sarah schroff.

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