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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Freischärlern getötet worden war. Nun hatte die Geschichte aus Israel also auch die italienischen
     Zeitungen erreicht. Eine leise Angst kroch in Padrig empor, daß der Tod des Professors möglicherweise doch andere Gründe haben
     könnte als allgemein vermutet.
    »Um Gottes willen, Bruder Padrig!« Erzbischof Mendez schlug seine Hände vors Gesicht, als Padrig ihm von dem Ende seines Einsatzes
     berichtete.
    »Sie haben einen Menschen getötet?« Der Blick des Erzbischofs drückte schieres Entsetzen aus. »Wie konnte das geschehen? Hat
     Ihnen schon jemand die Beichte abgenommen?«
    |310| »Ich habe mich bereits Pater Jofre anvertraut.« Padrig schlug schuldbewußt die Augen nieder. »Wie ich schon sagte, es war
     Notwehr, und doch bereue ich es zutiefst.«
    »Weiß man, wer der Mann war?«
    »Nein. Bis zu meiner Abreise gab es keine neuen Erkenntnisse. Die deutsche Polizei vermutet, daß es religiöse Fanatiker waren,
     die damit ihren Protest gegen den Beginenorden zum Ausdruck bringen.«
    »Und was glauben Sie?« Mendez faltete die Hände wie zum Gebet …
    »Ich habe die Männer nie zuvor gesehen. Für einen Moment hatte ich die Befürchtung, Lucera könnte sie geschickt haben.«
    »Ausgeschlossen.« Der Erzbischof schien sich seiner Sache sehr sicher. »Als ich dem Kardinal gestern abend berichtet habe,
     was Ihnen in Köln widerfahren ist, hat er sich sofort aus der Sache zurückgezogen. Er will auf jeden Fall verhindern, daß
     die Angelegenheit auf uns zurückfällt. Außerdem ist er plötzlich der Meinung, wir sollten alle weiteren Aktivitäten gegen
     die Frauen einstellen.«
    Padrig horchte auf. »Heißt das etwa, er geht auf die Forderungen der Frauen ein? Das würde also letztendlich eine Änderung
     des kanonischen Rechts bedeuten?«
    Erzbischof Mendez lächelte mitleidig. »Auf Ihre Weise sind Sie ein gutmütiger Narr, Padrig, und damit stehen Sie mir in nichts
     nach. Denken Sie ernsthaft, der Kardinal würde die Ordination von Frauen gutheißen? Eher würde er die Aufkündigung des Zölibats
     hinnehmen oder sogar den Einsatz homosexueller Priester dulden. Frauen hier im Vatikan? Ebensogut könnte der Leibhaftige auf
     dem Papststuhl sitzen.«
    »Das bedeutet also, er nimmt das Ansinnen der Beginen nicht ernst«, erwiderte Padrig bitter.
    Mendez nickte.
    »Das sollte er aber.« Verärgert griff Padrig in die Taschen seines |311| Habits und zog eine CD hervor, die er vor den verblüfften Erzbischof auf den Schreibtisch legte. »Falls der Heilige Vater
     noch Fragen hat – hier ist alles nachzulesen, auch wenn es noch nicht komplett übersetzt ist. Nach der Veröffentlichung des
     gesamten Textes wird sich der Klerus kaum mehr der Tatsache entziehen können, daß er zweitausend Jahre hinter der Gleichberechtigung
     christlicher Frauen hinterherhinkt.«
    »Was ist das?« Mendez nahm die CD-Hülle an sich und betrachtete interessiert den Schriftzug.
    »Auf dieser CD befinden sich die Pergamentkopien des Fundes vom Jebel Tur’an. Sie belegen eindeutig die Rolle der Maria Magdalena
     als Priesterin und Apostelin.« Padrigs Miene verdüsterte sich. »Wenn wir so weitermachen, schaufeln wir uns unser eigenes
     Grab. Wir ignorieren Tatsachen oder versuchen uns Lücken und Fakten, die in historischen Texten zu finden sind, schönzureden,
     nur damit alles beim alten bleibt.«
    Mendez war in seinem Lehnsessel zurückgewichen und schaute Padrig nun mit einem nervösen Zwinkern an. »Sie sind also tatsächlich
     ins feindliche Lager übergelaufen?«
    »Wenn Sie so wollen – ja! Und es ist mir vollkommen gleichgültig, was Kardinal Lucera darüber denkt.«
    »Ich habe ihm bereits gestern Bericht erstattet. Sein Interesse an Ihrem Mißerfolg war erstaunlich gering. Er sagte nur, er
     habe von Beginn an befürchtet, Sie könnten der falsche Mann für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe sein. Und daß er jede
     Anfrage von der Presse oder der Polizei zu ihrem Einsatz zurückweisen werde. Darüber hinaus verlangt er Ihr absolutes Stillschweigen
     über sämtliche Ihrer Aktivitäten. Was die Frauen betrifft, so habe ich ihn über deren weitere Vorgehensweise in Kenntnis gesetzt.
     Erst gestern kam die offizielle Bestätigung über deren Kundgebung am 25. März hier inmitten der Stadt. Leider konnten wir
     diese Kundgebung bei den Behörden nicht verhindern. Seltsamerweise jedoch ist Lucera der Auffassung, das Problem |312| werde sich von ganz alleine lösen – ohne unser Engagement, geschweige denn unser

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