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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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flüsterte sie heiser.
    Jochannan half ihr, das Schmuckstück abzustreifen.
    »Versprich mir, daß du ihn meiner Tochter überbringst, zusammen mit den Briefen. Ich habe sie geschrieben, die letzen Wochen,
     hier oben mit Jaakov. Sarah ist nicht nur unsere Tochter, sie ist eine Tochter Israels. Sie muß, erfahren was geschehen ist,
     damit sie das Erbe ihrer Eltern fortführen kann.«
    Jochannans kühle Rechte berührte ihre Wange. »Sei unbesorgt, |315| Mirjam, ich werde ihr den Skarabäus überbringen, und ich prophezeie dir, deine Tochter wird viele Töchter haben, und alle
     werden Töchter Israels sein, wo immer in der Welt sie auch leben. Sie werden von dir und deiner Mission erfahren, selbst wenn
     es zweimal tausend Jahre dauern soll, und sie werden sich erheben – gegen Gewalt, gegen die Ungleichbehandlung unter den Menschen,
     gegen den Krieg und die Macht des Bösen. Für das Licht, das du zusammen mit
ihm
in diese Welt gebracht hast.«
    »Ich danke dir«, flüsterte sie kaum hörbar. Mit einem Mal empfand sie eine vollkommene Ruhe. Sie spürte, wie ihr Herzschlag
     sich schmerzlos verlangsamte, und dann sah sie ein Licht. Heller und strahlender als alles, was sie je zuvor gesehen hatte.
     Plötzlich war sie jung, und ihre Beine waren so kräftig und schnell wie die einer Gazelle.
    Ohne Atemlosigkeit ging sie in das strahlende Licht hinein.
    Dann spürte sie eine unsagbare Wärme, nie gekanntes Glück, und dann sah sie Jeschua.
    Willkommen zu Hause
, sagte er sanft und ergriff ihre Hand.
    Jaakov, der lautlos hinzu getreten war, erstrahlte nicht weniger wie ein leuchtender Schutzengel. Zaghaft nahm er ihre andere
     Hand, und in seinem Gesicht spiegelte sich jenes stille Glück, das sie so sehr liebte.

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    |317| Teil III
    März 2007 – Castello di Nero
    Die blutrote Sonne sandte ihre letzten Strahlen an einen berauschenden Abendhimmel und tauchte das fünfhundert Jahre alte
     Castello di Nero mit seinen zahlreichen Erkern und Zinnen in ein gespenstisches Licht. Im obersten Geschoß, direkt unter dem
     Turm versammelten sich dreizehn Gestalten. Ihre Gesichter lagen unter den schwarzen Kapuzen ihrer Gewänder verborgen.
    Schweigsam nahmen sie an einem ausladenden Eichenholztisch Platz, der das Zentrum eines mittelalterlich anmutenden Rittersaals
     bildete.
    In ihrem alltäglichen Leben trugen sie gutsitzende Anzüge, und mit ihrem gepflegten Äußeren fielen sie kaum jemandem auf,
     wenn sie First Class von Tokio nach Dubai jetteten oder von Moskau nach Washington.
    Der großgewachsene Kapuzenträger, der am Kopf des Tisches stand und die geheime Zusammenkunft eröffnete, erteilte gestenreich
     einen Segen, der in alle vier Himmelsrichtungen zeigte, und murmelte anschließend mit gesenktem Haupt merkwürdig klingende
     Formeln.
    Nachdem seine Worte verklungen waren, schlug er die Kapuze zurück. Zum Vorschein kam das Gesicht eines etwa vierzigjährigen
     Mannes. Seine markanten Züge wurden von unzähligen lodernden Fackeln beleuchtet, die man entlang der Bruchsteinwände in eiserne
     Halterungen gesteckt hatte.
    »Brüder des Lichts«, ergriff er das Wort, nachdem auch der letzte Anwesende seine Kapuze abgenommen hatte. »Die Prophezeiung
     hat sich beinahe erfüllt. Die Toten sind unser, und die |318| Tochter Zadoks wird in Kürze in Rom eintreffen. Nach einigen Mißgeschicken, verursacht durch ungehorsame Brüder, die dafür
     mit dem Leben bezahlt haben, werde ich die Ankunft der Frau selbst überwachen. Sobald sie in der Stadt eingetroffen ist, werden
     wir uns ihrer bemächtigen und sie hierher verbringen. Noch vor dem fünften Mond sollt ihr Zeugen werden, wenn sie meinen geheiligten
     Samen empfängt und der Weissagung nach den einzig wahren Messias empfängt.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann meldete sich ein grauhaariger Mann zu Wort. »Erhabener, wie steht es mit der Anerkennung
     unseres Ordens beim Heiligen Stuhl?«
    »Der Vatikan befindet sich, wie in der letzten Sitzung angekündigt, in einer äußerst mißlichen Lage«, erklärte das Oberhaupt
     der Versammlung. »Er wird weltweit von feministischen Verbänden bedroht, die nicht nur eine Zulassung der Ordination von Frauen
     verlangen, sondern darüber hinaus in einem symbolischen Akt eine Gegenpäpstin aufstellen wollen, wenn deren Forderungen keine
     Berücksichtigung finden. Am 25. März dieses Jahres ist eine internationale Kundgebung in Rom geplant, die diesem unerhörten
     Ansinnen Nachdruck verleihen soll. Daß

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