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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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diese unselige Entwicklung äußerst gefährlich ist und unseren ureigenen Interessen
     zuwiderläuft, habe ich bereits ausgeführt.«
    Ein Raunen ging durch den Saal, dem der Ordensmeister mit erhobener Hand Einhalt gebot.
    »Wie euch bekannt sein dürfte, ist die erwartete Tochter aus dem Hause Zadoks als Hauptrednerin bei diesem Spektakel vorgesehen.
     Es ist mir nicht schwergefallen, unserem erlauchten Kardinal anzubieten, daß wir das Problem schnell und vor allem ohne viel
     Aufhebens aus der Welt schaffen werden. Selbstverständlich habe ich darauf verzichtet, ihn in unsere wahren Absichten einzuweihen.
     Ich habe ihn in dem Glauben belassen, daß dabei alles mit rechten Dingen zugeht. Meiner einzigen Bedingung, endlich für die
     Anerkennung der ›Streiter Gottes‹ Sorge zu tragen, war |319| er sehr zugetan. Dabei erfüllte es mich mit großer Genugtuung, daß er nicht im geringsten ahnt, wer sich in Wahrheit hinter
     unserer Bruderschaft verbirgt. Und so gab er mir sein Versprechen, sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern. Schon
     im nächsten Monat soll ein entsprechendes Ergebnis vorliegen.«
    Ein verhaltenes Lachen machte die Runde.
    Ein weißhaariger Mann erhob die Stimme, ohne auf eine Erlaubnis zu warten. »Die Kardinalsröcke schaufeln sich ihr eigenes
     Grab«, raunte er düster. »Und bemerken nicht einmal, mit wem sie sich da verbünden. Es läuft also genau so, wie die Prophezeiung
     es besagt.«
    »Sie sind nur ein Abklatsch dessen, was ihre Vorgänger waren«, erwiderte der Jüngere fest. »Eine glückliche Fügung, auf die
     der innere Kreis unseres Ordens seit beinahe zweitausend Jahren gewartet hat. Schon bald werden sie ihr Revier einem Jüngeren
     und Stärkeren überlassen müssen, der die Geschicke der Welt nicht länger dem Einfluß von Narren überläßt.«

|320| 37.
März 2007 – Köln – Hoffnungen
    »Was wird aus ihnen werden?« Sarah saß in ihrem Büro in der Beginenzentrale von Köln und war gedanklich noch immer bei den
     Jungen, die Padrig ihr in ihrem Unterschlupf vorgestellt hatte.
    »Mach dir keine unnötigen Sorgen«, beschwichtigte Regine sie lächelnd. »Ich habe bereits Kontakt zu einem alternativen Jugendhilfeprojekt
     aufgenommen. Dort können Kinder verschiedener Altersklassen in Wohngemeinschaften leben. Die Projektleiterin hat sich umgehend
     auf dem Gelände umgeschaut und den Jungen eine feste Bleibe angeboten. Sie werden zusammenbleiben dürfen, wenn sie das wollen.
     In diesem Rattenloch können sie jedenfalls nicht bleiben, das mußte selbst Padrig einsehen. Hast du noch mal was von ihm gehört?«
    »Nein.« Sarahs Antwort war nur ein Flüstern. Sie klappte ihren Laptop zu, während ihr ein Seufzer der Erschöpfung entfuhr.
     »Ich kann nicht mehr. In letzter Zeit fühle ich mich immer so müde.«
    »Kein Wunder«, antwortete Regine und richtete sich auf ihrem Bürostuhl auf. »Du hast ihn sehr gemocht, hab ich recht?«
    »Mehr als das«, erwiderte Sarah mit gesenktem Kopf.
    »Er hat uns alle enttäuscht und eiskalt betrogen. Ein Teufel im Priestergewand. Glaub mir, das sind die schlimmsten. Nach
     außen spielen sie den Heiligen, und ihr Innerstes ist der reinste Höllenschlund.«
    »Padrig ist kein Teufel«, widersprach Sarah.
    »Und wenn er noch so wunderschöne blaue Augen hat«, entgegnete Regine entschlossen. »Er ist und bleibt ein Schuft.« Ihr Blick
     war ernst, aber auch mitfühlend. »Es ist besser so, wie es ist. Für alle Beteiligten.«
    Wenig später stiegen sie in den neuen, schwarzen Dienstwagen des Beginenordens. Regine und Sarah saßen im Fond, währen der |321| breitschultrige Angestellte einer Sicherheitsfirma, die die Bewachung der Villa und auch ihrer Bewohnerinnen übernommen hatte,
     auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Am Steuer saß ein neu eingestellter Fahrer, der auf eine Zeit als Bodyguard eines Ministerpräsidenten
     vorweisen konnte.
    »Ich komme mir schon jetzt vor wie im Papamobil«, witzelte Regine von Brest. »Dabei sind wir noch nicht einmal in Rom angekommen.
     Ob wir das Ding dann in Mamamobil umtaufen müssen? Was denkst du?«
    Sarah antwortete nicht. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders.
    Vor Regines Villa wartete ein Wagen von Hellriegels Polizeitruppe, der noch für eine Weile Objektschutz zugesichert hatte,
     da man immer noch nicht wußte, wer genau hinter den Anschlägen gesteckt haben mochte.
    Seit drei Wochen lebte Sarah zusammen mit Regine unter einem Dach. Ein Reinigungskommando hatte zuvor alle

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