Die Gegenpäpstin
Spuren beseitigt,
die der Mord an Frau Möbius und die Tötung der Katzen hinterlassen hatte. Die Villa wurde inzwischen rund um die Uhr bewacht,
was Sarah ein wenig übertrieben fand, zumal seit Padrigs Abreise nichts mehr geschehen war, was auf eine akute Gefährdung
des Ordens oder ihrer Person schließen ließ. Ein Umstand, der Kommissar Hellriegels Verdacht schürte, Padrig und der Vatikan
könnten doch hinter all diesen Aktionen gestanden haben. Zum Glück gab es aber keine genauen Erkenntnisse in diese Richtung.
Auch in Israel war man mit den Untersuchungen zum Tod von Professor Bergman und dem Verschwinden des archäologischen Fundes
offensichtlich nicht weitergekommen.
Morgenstern hatte noch zweimal angerufen. Außerdem hatte er Sarah per E-Mail Bilder des toten Professors und von dessen Beerdigung
übersandt. Blutüberströmt, war Bergman kaum noch zu erkennen gewesen. Sarah hatte beim Anblick der Fotos ein tiefes Gefühl
der Trauer ergriffen. Kein Mensch sollte so sein Leben |322| beenden, und es blieb nur zu hoffen, daß man die wahren Täter bald fand.
Das Entsetzen über Bergmans Tod hatte Sarah jedoch nicht davon abbringen können, den Beginen zu helfen, indem sie ihre Erkenntnisse
öffentlich machen würde. Und während Morgenstern ihre Nerven strapazierte, weil er ihre Rückkehr nach Israel zum wievielten
Male anregte, war sie unterschwellig ganz froh, ab und an auf diese Weise von ihm zu hören, weil sie so wenigstens erfuhr,
wie es ihrem Vater erging.
Offenbar stand der eigenbrötlerische Inspektor mit dem störrischen Rabbi in regelmäßigem Kontakt. Sarah selbst konnte sich
nicht überwinden, ihren Vater anzurufen. Sie verspürte zu wenig Lust, sich von ihm abermals die Leviten lesen zu lassen.
Am Abend rief Sarah, den Laptop auf dem Schoß, gewohnheitsmäßig ihre E-Mails ab. Unter dem Titel
Chanukkaleuchter
fand sie eine Nachricht mit dem Absender
PPMcFadden
. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
Liebe Sarah, ich hoffe es geht dir gut,
schrieb er.
Anbei findest du einen Web-Link zu einem verdeckten Internetanbieter für Antike Kunst. Mein Schwager Greg betreibt einen florierenden
Internethandel für so ziemlich alles, was gut und teuer ist. Er machte mich auf einen wertvollen Chanukkaleuchter aufmerksam,
nachdem ich ihm von deinem Fund berichtet hatte. Das angeblich zweitausend Jahre alte Artefakt sieht dem Leuchter, den du
mir auf einem Bild gezeigt hast, verblüffend ähnlich. Greg ist mehr zufällig auf diese Information gestoßen. Normalerweise
ist der im Internet angegebene Händler nur über ein spezielles Paßwort erreichbar. Vielleicht hilft es dir weiter, damit der
Verbleib der gestohlenen Grabungsobjekte und nicht zuletzt der Aufenthaltsort der sterblichen Überreste von MM und Jakobus
endlich ermittelt werden können.
Liebe Grüße
Padrig
|323| Sarah verspürte eine hartnäckige Enttäuschung – auch wenn das übersandte Foto von dem Leuchter und der Hinweis womöglich eine
Sensation und somit eine heiße Spur für die Ermittler darstellten. Daß Padrig kaum ein persönliches Wort an sie gerichtet
hatte, trieb ihr Tränen in die Augen.
Verdammter Mist, warum hing ihr Herz so sehr an diesem Typen!
Regine hatte vollkommen recht. Im Grunde genommen hatte er sie belogen und betrogen. Als Priester hätte er sich nie und nimmer
auf sie einlassen dürfen. Er hätte damit rechnen müssen, daß sie sich in ihn verliebte.
In einem Anflug von kleinlichen Rachegefühlen verzichtete sie auf eine Antwort und drückte statt dessen auf
Weiterleitung
. Vielleicht interessierte sich ja Inspektor Morgenstern für diese Mitteilung.
Ihr Schlaf war unruhig und voller Träume. Taumelnd ging sie eine dunkle Straße entlang. Menschen bildeten ein Spalier hin
zu einem Toten, der eingewickelt in Tüchern auf dem Boden lag. Mit hämmerndem Herzen schlug sie das blutige Leinentuch zur
Seite und schrak in Panik zurück. Es war Aaron, dessen lebloses Gesicht sie entblößt hatte. Sie spürte, wie die Kraft sie
verließ und die Umgebung um sie herum verschwamm. Lichter tanzten, alles drehte sich wie in einem Reigen, und dann merkte
sie, wie sie fiel. Ein großer, freundlich aussehender Mann mit störrischen rotbraunen Locken und leuchtendblauen Augen beugte
sich zu ihr herab. Sie spürte die Kraft seiner sehnigen Arme, mit denen er sie hielt. Er benetzte ihre Lippen mit einem feuchten
Schwamm und rief ihren Namen.
»Padrig?« Wie von Ferne
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