Die Gegenpäpstin
man
ihr großzügig überlassen hatte, auf der harten Matratze und fixierte das kleine rote Licht auf der anderen Seite des Zimmers.
Die Anzeige des DVD-Recorders gab ihr so etwas wie Zeitgefühl, obwohl sie nicht wußte, ob die dort angezeigte Uhrzeit richtig
war und sie nicht nur in die Irre führen sollte. Trotz der Klimaanlage, die irgendwo leise surrte, wurde sie das Gefühl nicht
los, daß die Luft dünner wurde, und die Angst vor einer weiteren, genaueren Untersuchung wollte sie nicht verlassen.
Was würde geschehen, wenn die Verrückten herausfanden, daß sie schwanger war? Eine Abtreibung? Oder Schlimmeres?
Als sich die Stahltür unvermittelt öffnete, schrak sie zusammen. Wieder traten zwei Bewaffnete und ein Mann in einem weißen
Kittel ein. Allerdings war der vermeintliche Arzt wesentlich jünger als sein betagter Vorgänger. Er trug ebenfalls eine randlose
Brille und schien ihr nicht weniger abgeklärt zu sein. Sein Lächeln wirkte gekünstelt, seine Haut war voller Aknenarben, und
die beinahe wimpernlosen Augen taxierten sie schamlos.
»Wann haben Sie das letzte Mal geduscht?« fragte er tonlos.
»Gestern.« Vor Angst vergaß sie beinahe zu atmen.
»Ziehen Sie sich aus!« Er nickte seinen Begleitern zu, die dicht hinter ihm eine bedrohliche Position eingenommen hatten.
»Das können sie nicht von mir verlangen«, widersprach Sarah.
»Natürlich kann ich das«, entgegnete er eisig. »Für Sie ist eine weitere Untersuchung vorgesehen, die eine gewisse Reinlichkeit
voraussetzt.«
Sarah klammerte sich an das Gitter ihres Bettes, bis die Knöchel ihrer Finger weiß hervortraten, und sah ihrem Gegenüber |367| mit der ihr eigenen Sturheit in die Augen. Ungerührt schnippte der Mann mit den Fingern, und die beiden Wachmänner riefen
offensichtlich nach Verstärkung. Nur einen Augenblick später kamen drei weitere Männer in den Raum. Sarah mußte erkennen,
daß jeder Widerstand zwecklos war. Weder kratzen noch beißen half ihr, um sich dem eisernen Zugriff der Männer zu entziehen.
Einer der Kerle drückte sie bäuchlings aufs Bett und drehte ihr die Arme auf den Rücken, ein zweiter riß ihr Jogginghose und
Slip herunter.
Dann wurde sie von zwei kräftigen Händen hochgezogen, und während ein zweiter Mann ihre Beine festhielt, fixierte ein dritter
ihre Handgelenke, so daß man ihr mühelos Sweatshirt und BH ausziehen konnte. Zu allem Überfluß kettete ihr einer der Kerle
die Hände mit Handschellen auf den Rücken.
Sarah glaubte ersticken zu müssen, als zwei der Männer sie hämisch grinsend unter die Dusche trugen und sie unter eiskaltem
Wasser abschrubbten, als wäre sie eine räudige Hündin. Schluchzend und wie betäubt vor Scham und Entsetzen ließ sie die Prozedur
über sich ergehen. Dann legten die Männer sie, ohne sie abzutrocknen, auf das Bett und lösten die Handschellen.
»Sie haben zwei Minuten«, raunte ihr weißgewandeter Peiniger düster. »Das hier war nur der Anfang. Sollten Sie sich nochmals
verweigern, werde ich den Männern noch ganz andere Spielchen gestatten.«
Zitternd griff Sarah zu den Handtüchern. Sie trocknete sich rasch ab und bemächtigte sich, ohne noch einmal zu den Männern
aufzuschauen, ihrer Kleidung, um sich möglichst schnell anzuziehen.
»Wenn Sie uns bitte folgen wollen?« Der Weißkittel unterstrich seine galante Aufforderung mit einer übertriebenen Geste der
Freundlichkeit.
Die beiden Bewaffneten packten sie indessen weit weniger zuvorkommend an den Oberarmen. Für einen Moment überlegte |368| Sarah, ob sie einem der beiden Schergen seine Maschinenpistole entreißen konnte, doch dann verließ sie der Mut. Unter den
gegebenen Umständen hatte sie kaum eine Chance zu fliehen, zumal im Gang weitere bewaffnete Wachleute bereitstanden.
Schließlich führte man sie in einen modern eingerichteten Untersuchungsraum, der an medizintechnischem Equipment nichts zu
wünschen übrig ließ. CTG, Kernspintomograph, separater Röntgenraum.
Obwohl sie vor Angst fröstelte, stellte sich Sarah die Frage, wo genau sie hier hingeraten war. Welcher Privatmann konnte
sich eine eigene Krankenstation von solcher Qualität leisten? Vielleicht aber war es gar kein Privatmann, sondern ein ausländischer
Geheimdienst oder ihre eigenen Leute, obwohl der Mord an Professor Bergman und seine merkwürdige Erklärung vor seinem Tod
ganz und gar dagegen sprachen.
Als sie in einen Nebenraum gebracht wurde, erfaßte sie das blanke
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