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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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jünger als Sarah, und offenbar hatte man Wert auf deren Jungfräulichkeit |371| gelegt. Die nächste Liste zeigte jedoch an, daß alle Frauen nach einiger Zeit schwanger geworden waren. Akribisch hatte man
     die Stadien ihrer Schwangerschaft bis zur 20. Woche aufgezeichnet. Dann waren die Frauen gestorben. Sterbedaten und Uhrzeit
     waren fein säuberlich notiert. Keine hatte ein Kind zur Welt gebracht.
    Sarah berührte ein Kreuz mit Datum und Namen mit dem beiliegenden Stift. Zu ihrem Erstaunen öffnete sich eine dahinter verborgene
     Fotogalerie. Der Anblick war so grauenvoll, daß Sarah beinahe den Computer zu Boden fallen ließ. Blutüberströmte Körper, aufgeschlitzt
     wie auf einer Schlachtbank, umgeben von schwarzen Kerzen und kultischen Gegenständen. Skelettierte Tierschädel, ein riesiger
     goldener Widderkopf und dämonische Fratzen, die das grausige Interieur dieses Wahnsinns bildeten. Von einem Würgen erfaßt,
     legte sie den Computer zurück auf das Tischchen.
    Für einen Moment lehnte sie sich an die eiskalte, gekachelte Wand. Eine innere Stimme riet ihr mit Nachdruck, sich trotz dieser
     widerwärtigen Bilder nichts anmerken zu lassen. Und so schaffte sie es gerade noch rechtzeitig, das Ausgangsprogramm aufzurufen,
     bevor ihre Bewacher erschienen und sie zurück in ihre Zelle brachten.
    »Wenn es dich gibt, lieber Gott«, flüsterte sie weinend, »schick einen Engel, der diesem Alptraum ein Ende bereitet.«

|372| 43.
März 2007 – Kreuzritter
    In aller Frühe wollte Inspektor Morgenstern sich mit einem Mietwagen zum
Cavallo Crown Hotel
begeben. Er beabsichtigte, sich bei Regine von Brest nach den Umständen vor Sarahs Entführung zu erkundigen. Danach würde
     er dem Anwesen von Angelo Nero, das sich nur etwa zehn Autominuten südwestlich von Rom befand, einen unauffälligen Besuch
     abstatten.
    Padrig hingegen verzichtete darauf, den Inspektor ins Hotel zu begleiten. Gleich nach der Frühmesse brach er zu Fuß zum Vatikan
     auf, um Erzbischof Mendez zu treffen, mit dem er sich zuvor telefonisch verabredet hatte.
    Es regnete Bindfäden, als ihn der Bischof mit einem schwarzen Schirm an der Pforte empfing. In geduckter Haltung und völlig
     durchnäßt folgte Padrig seinem Vorgesetzen, der den Regenschirm wie einen Schutzschild vor ihre Gesichter hielt, damit sie
     unerkannt blieben.
    »Kommen Sie!« zischte der Erzbischof, als sie auf dessen Büroräume im ersten Stock des Gebäudes zuhielten. Der Heilige Vater
     würde um diese Zeit sein zweites Frühstück beenden, bei dem er regelmäßig die wichtigsten Würdenträger empfing. Mendez wedelte
     ungeduldig mit dem tropfnassen Schirm, den er in einer fließenden Bewegung zusammengefaltet hatte. Kardinal Lucera konnte
     jeden Augenblick im Treppenhaus erscheinen.
    Padrig kam gleich zur Sache, nachdem Mendez die Tür hinter ihm geschlossen hatte. »Was sagt Ihnen die Bezeichnung ›Streiter
     Gottes‹?«
    Der Erzbischof schaute erstaunt auf. »Meinen Sie etwa die Gruppierung um Angelo Nero?«
    »Ja, genau den meine ich«, erklärte Padrig, erstaunt darüber, daß Mendez sofort wußte, von wem er redete.
    |373| »Was ist mit ihm?« Mendez ging zum Fenster und schaute hinaus, als ob er sich vergewissern müßte, daß sich dort niemand befand,
     der ihre Unterhaltung mit anhören konnte. Dann kehrte er an seinen Schreibtisch zurück, setzte sich und taxierte Padrig mit
     einer gewissen Unruhe in seinen braunen Augen. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß dieser Kerl etwas mit der Sache zu
     tun hat?«
    »Möglich«, erwiderte Padrig, während er ebenfalls Platz nahm. »Hat der Vatikan in letzter Zeit irgendwelche Spenden von Nero
     erhalten?«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Sie scheinen vergessen zu haben«, antwortete Padrig mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton in der Stimme, »daß Sie mich
     des öfteren zu verschiedenen Dikasterien abgeordnet haben, unter anderem an die Buchhaltung zur Abrechung von Spendeneinnahmen.
     Dort tauchte eines Tages der Name Angelo Nero auf. Ich erinnere mich, daß die Summe, die in diesem Zusammenhang verbucht wurde,
     eine siebenstellige war, und daß der zuständige Hauptbuchhalter sich redlich bemühte, als Absender eine Gruppierung mit Namen
Orden der Streiter Gottes
anzugeben. Also?« Padrig hob fragend eine Augenbraue. »Was wissen Sie darüber?«
    Mendez atmete tief durch. »Nero und sein Orden sind ein besonderes Kapitel, das man nicht so ohne weiteres einordnen kann.
     Wie Ihnen bekannt sein

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