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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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meine Zweifel.«
    Susanna wollte auffahren, doch eine strenge Geste Katharinas hielt sie zurück.
    »Hat er schon offiziell um dich gefreit?«, fragte sie. »Das ist der Alltag, den ich meine.«
    »Nein, noch nicht. Aber ich bin seine …« Susanna verstummte.
    Katharina schob ihr Haarnetz nach hinten.
    »Mach dich jetzt lieber zügig an den Teig! Sonst werden die Brote bis zum Essen garantiert nicht mehr fertig.«
    »Das kann jetzt nicht Euer Ernst sein! Ihr wollt ihm also nicht helfen?«, fragte Susanna fassungslos.
    »Mir war niemals ernster.« Katharina griff nach dem Salzfass. »Halte wenigstens Abstand zu Jan, bis diese Hofdame wieder im Schloss aufgetaucht ist. Versprich mir das!«
    »Und wenn sie nicht auftaucht? Was, wenn sie tot ist – so wie Margaretha Relin?«, sagte Susanna mit bebenden Lippen. »Soll ich ihn dann fallen lassen wie ein glühendes Scheit? Das könnte ich niemals, hört Ihr? Niemals!«
    »Dann möge Gott der Allmächtige uns allen gnädig sein«, erwiderte Katharina. »Und den Mörder seiner gerechten Strafe zuführen. Fängst du jetzt endlich mit den Broten an?«
    Susanna lief aus der Küche.
    Ihr Gesicht spiegelte offenbar tiefe Verzweiflung wider, denn Bini, die soeben Elisabeth zum Schlafen in die Wiege gelegt hatte und ebenfalls in den Garten kam, hielt mitten im Gehen inne.
    »Du siehst aus, als wäre der Blitz in dich gefahren«, sagte sie.
    »Mehr als das«, erwiderte Susanna. »Gerade erst habe ich mein Glück gefunden. Und nun soll ich es schon wieder verlieren.«
    »Jan?«, fragte Bini.
    »Du weißt es?«
    »Jeder, der Augen hat, kann das sehen.« Bini lächelte. »Außerdem haben Verstellung und Lüge dir noch nie gelegen. Willst du mir nicht endlich alles erzählen?«
    »Und du, Binea?«, sagte Susanna eindringlich. »Ich warte schon so lange auf eine Erklärung, damit wir einander wieder so nah und vertraut sein können wie früher.«
    Bini öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ihre Hände verschränkten sich ineinander, als suchten sie Halt.
    »Gib mir noch ein wenig Zeit!«, bat sie schließlich. »Ich muss alles erst selbst ganz begreifen. Danach werde ich meine Sorgen gerne mit dir teilen.«
    *
    Wo war Marlein?
    Keine der Frauen im Hurenhaus wusste eine Antwort, als Griet sich mühsam aus dem Bett gewälzt hatte und trotz glutheißem Schädel und bellendem Husten alle einzeln vernahm.
    Hatte es Streit gegeben? Hatte die Kleine etwas mitgehen lassen, oder ein Freier sie über Gebühr belästigt?
    Doch nichts fehlte, und Marlein war wie alle Abende zuvor allein in ihre Kammer gegangen, das bestätigten die Aussagen.
    »Ich denke, sie wird die günstige Gelegenheit beim Schopf gepackt haben und weggelaufen sein«, sagte Els schließlich zu Griet. »Gefallen hat es ihr ja nie so richtig bei uns. Und daran bist du selbst nicht ganz unschuldig. Hast sie ja schließlich verwöhnt, als wäre sie dein eigenes Kind.«
    Mit einer unwilligen Handbewegung tat die Hurenwirtin diesen Einwand ab. Im Inneren freilich arbeitete der Vorwurf weiter in ihr.
    Ja, sie hätte von Anfang an strenger zu dem Mädchen sein müssen – und sich gleichzeitig bemühen, es besser zu verstehen. Doch die Angst, der Patron könnte ihr wehtun, war schließlich übermächtig geworden.
    Der Patron!
    Griet wurde plötzlich noch heißer.
    Was sollte sie ihm sagen, wenn er sie nach dem Mädchen fragte?
    Und welche Folgen würde das für sie haben?
    Mit wackligen Beinen schlich Griet zu Marleins Kammer.
    Das Bett war zerwühlt; eines der weißen Kleider lag nachlässig hingeworfen auf der Truhe, die neben Waschschüssel und Stuhl der einzige Einrichtungsgegenstand war.
    Sie nahm es hoch, roch daran.
    Ein Hauch von Lavendelöl und frischem Schweiß. Keine Spur seiner widerlichen Ausdünstungen. Erleichtert ließ sie das Kleid wieder sinken. Er schien es ihr nicht gewaltsam vom Leib gestreift zu haben.
    Vielleicht war die Kleine ja doch noch rechtzeitig einem schrecklichen Schicksal entkommen?
    Dann aber dachte Griet an die kalten Augen hinter der Maske. An die rastlosen Hände, die Stimme, der jede Wärme oder Menschlichkeit fehlte. Wie eine giftige Spinne erschien ihr der Mann, die im Netz hockte und seelenruhig abwartete, bis ihr argloses Opfer sich restlos verheddert hatte.
    War sie selbst die Nächste, die der Patron sich vornehmen würde?
    Außerdem fehlte das zweite weiße Gewand, von Marlein respektlos als Totenhemd bezeichnet.
    Kein gutes Zeichen, wie Griet wusste. Denn ausgerechnet so gekleidet wäre

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