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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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mehr.«
    »Du wirst tun, was ich verlange«, sagte Cranach beißend. »Ich bin der Meister. Ich erteile hier die Befehle.«
    Jan warf ihm seine Pinsel vor die Füße.
    »Aber mir nicht mehr länger«, sagte er. »Ich verzichte auf das Blutgeld. Treibt Eure Spiele in Zukunft mit anderen, die besser zu gehorchen wissen. Den Stellvertreter könnt Ihr Euch ebenfalls an den Hut stecken – ich verlasse die Werkstatt!«
    *
    Er war über ihr, als Griet die Augen öffnete, und obwohl es dunkel war, erkannte sie am Geruch sofort, wer es war.
    »Du hast mein Haus schlecht gehütet, schöne Griet«, sagte er leise. »Ich bin enttäuscht. Sehr enttäuscht. Und du weißt genau, wie ich es hasse, enttäuscht zu sein.«
    Wieder war er gekommen wie ein Schatten. Weder die Haus tür hatte sie gehört noch seine Schritte auf der Treppe.
    War er imstande zu fliegen? Oder durch Wände zu gehen?
    Den Schlüssel hatte sie längst wieder zurück in den Keller gelegt, aber würde das auch nur das Geringste nutzen?
    Marlein war fort.
    Anstatt sie oben sterbend oder als Leiche vorzufinden, hatte ihn lediglich die Leere der aufgebrochenen Dachkammer angegähnt.
    Und deshalb war der Patron jetzt hier, um Vergeltung zu üben.
    »Ich konnte doch nichts dagegen tun«, stieß sie hervor. »Über all Gardisten mit Äxten, nicht nur bei uns, sondern in der gan zen Stadt. Altenstein hat ihnen befohlen, das Haus auf den Kopf zu stellen …«
    »Aih!« Ein scharfer Ton brachte sie zum Schweigen. »Was hast du ihnen über mich verraten?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Du lügst!« Seine Hände waren plötzlich an ihrem Hals. »Und du lügst schlecht.«
    »Ich lüge nicht«, krächzte Griet. »Ich weiß doch gar nichts über Euch – was sollte ich schon verraten?«
    Der widerliche Geruch wurde schwächer. Er hatte von ihr abgelassen. Sie konnte wieder atmen. Jetzt stand er seitlich neben dem Bett.
    Inzwischen sah sie seine Umrisse.
    »Dort oben war etwas, was mir gehört«, sagte er nach einer Weile. »Bestohlen zu werden hasse ich ebenso sehr wie Ent täuschungen. Wo ist es, Griet? Rede!«
    Seine Stimme war eisig. Sie konnte weder auf Gnade noch einen glücklichen Zufall hoffen. Im nächsten Moment konnte sie tot sein. Oder er würde sie binden und knebeln wie Marlein und im Keller verrotten lassen.
    Sie hatte nichts mehr zu verlieren.
    Und plötzlich fühlte Griet sich ganz frei.
    »Sie haben alles mitgenommen«, sagte sie, »die Gardisten des Kurprinzen. Und am Morgen wollen sie wiederkommen.«
    »Wozu?« Erneut begann er, ihr die Luft abzuschnüren.
    »Das müsst Ihr sie schon selber fragen«, japste Griet. »Bleibt einfach hier und wartet zusammen mit mir!«
    Er stieß ein pfeifendes Gelächter aus, doch sein Geruch hatte sich auf einmal verändert, war noch stechender geworden.
    Hatte er Angst?
    Konnte sie ihm, vor dem sie stets heimlich gezittert hatte, auf einmal Angst einjagen?
    »Ich sollte dir jetzt den Hals umdrehen wie einem gackernden Huhn, auf das der Suppentopf wartet«, zischte er. »Doch an einer wie dir werde ich mir die Hände nicht schmutzig machen – nicht einmal das bist du wert!«
    Er packte ihren Zopf und riss sie an ihm grob aus dem Bett.
    Griet schrie auf.
    Du bist ein Teufel, dachte sie. Ein Teufel in Menschengestalt. Jetzt war der Schmerz kaum noch auszuhalten.
    Konnte er ihre Gedanken lesen?
    »Ja, Schmerzen sollst du haben«, sagte er. »Und eine Erinnerung, die dich niemals wieder verlässt, auch wenn ich einmal fort sein sollte. Denn ich werde ab jetzt immer bei dir bleiben, schöne Griet. Im Träumen wie im Wachen. Bis zu dei ner letzten Stunde wirst du an mich denken.«
    Sie spürte den brennenden Schmerz erst, als sein Messer ihr schon die linke Wange bis hinunter zum Kinn aufge schnitten hatte. Sie wollte ausweichen, weil sie eine nächste Attacke fürchtete, doch er war schneller gewesen. Sein zweiter Schnitt setzte weiter oben an, beschrieb eine Biegung, die den ersten kreuzte, und hinterließ in Griets Fleisch das blutige Zeichen einer Teufelsgabel.
    Sie brach zusammen.
    Jetzt war Griets Schrei lang und gellend, doch bis Els und Lore zu Tode erschrocken aus ihren Kammern gelaufen kamen und sich über sie beugten, war der Patron bereits verschwunden.
    *
    Als Susanna schließlich in seinen Armen lag und ihr warmer Atem seine Haut traf, spürte er, wie sie zitterte.
    »Ich habe Angst«, flüsterte sie.
    »Ich auch«, flüsterte Jan zurück. »Was, wenn ich dich ent täusche?«
    »Das wirst du nicht. Ich wünsche mir,

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