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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Nacht?«
    »Sie … Sie …« Jan verstummte.
    »Stülpt ihm den Sack über!«, befahl Altenstein. »Ich kann seine widerliche Blöße nicht länger ertragen. Und dann ab mit ihm!«
    Sie zerrten Jan zur Tür.
    »Wohin bringt Ihr ihn?«, schrie Susanna, die sich das Laken bis zum Hals hochgezogen hatte.
    »Dorthin, wo alle Mörder sitzen, bevor ihnen der Strick den Garaus macht – ins Loch. Such dir rasch einen passenden Ersatz, kleine Hure. Denn du wirst ihn niemals wiedersehen!«

DREIZEHN
    D REIZEHN
    K aum waren die Gardisten mit Jan abgerückt, gab es für Susanna kein Halten mehr. Sie sprang aus dem Bett, schlüpfte in ihren Rock und zerrte mit zitternden Fingern an den Ösen des Mieders.
    Sie war schon fast draußen, als sie noch einmal zurücklief, sich nach dem Skizzenbuch bückte, das auf den Boden gefallen war, und es an sich nahm.
    Wohin damit?
    Im Augenblick war es alles, was sie von Jan besaß, und deshalb umso wertvoller.
    Suchend schaute sie sich um. Ihr Blick fiel auf den speckigen Beutel, der stets von seiner Schulter gebaumelt hatte. Sie nahm ihn von der Stuhllehne und steckte das Buch mit den Zeichnungen hinein.
    Die anderen Gesellen hatte der Lärm geweckt und aus ihren Kammern getrieben.
    »Wo ist Jan?«, fragte Moritz besorgt, als Susanna den Flur be trat, während Simon sie mit scheelen Blicken musterte. »Haben sie ihn …«
    » … festgenommen«, sagte Susanna knapp. »Aber ich werde alles tun, damit sie ihn wieder freilassen müssen.«
    Dann lief sie die Stufen hinunter.
    Am Treppenende wäre sie beinahe in Barbara Cranach hineingerannt. Die Frau des Meisters stand da im weißen Nachtgewand, das blonde Haar zum Zopf geflochten, ein Tuch um die Schulter geworfen, und starrte sie mit großen Augen an.
    »Du?« Sie hielt die Kerze näher an Susannas Gesicht, als könnte sie nicht glauben, wen sie da zu sehen bekam. »Du bist jetzt sein Liebchen?«
    Susanna blieb äußerlich ruhig, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
    »Seine Braut«, verbesserte sie. Es tat tut, diese Worte auszusprechen – selbst in diesem schrecklichen Augenblick, da sie um sein Leben bangen musste. »Sie haben Jan mitgenommen. Aber er ist unschuldig. Wo ist der Meister?«
    »In der Werkstatt. Er will die Bilder schützen, falls die Gardisten auch dort herumzustöbern beginnen.«
    Susanna lief los.
    »Halt!«, hörte sie noch in ihrem Rücken. »Du kannst ihn jetzt doch nicht …« Da war sie schon aus dem Haus und in die Hof einfahrt eingebogen.
    Die Werkstatt war dunkel und verschlossen. Susanna trommelte mit den Fäusten gegen die Tür.
    »Macht auf, Meister Cranach!«, schrie sie. »Ich bin es, Su sanna, die Luther-Magd. So öffnet doch – es geht um Leben und Tod!«
    Schnell wurde aufgeschlossen.
    »Jan ist im Loch«, stieß sie hervor, während Cranach zurück trat und sie einließ. Jetzt liefen die Tränen über ihre Wangen, die sie vorhin zurückgehalten hatte. »Sie haben ihn wegge schleppt. Aber er ist doch kein Mörder!«
    Cranachs Gesicht wirkte müde und zerfurcht.
    »Aber ein schrecklicher Hitzkopf ist er«, sagte er und stellte den dreiarmigen Leuchter auf einer Truhe ab. »Jemand, der erst den Schnabel weit aufreißt und dann nachdenkt. Mir hat er heute seine Pinsel vor die Füße geworfen. Er will nicht länger mein Geselle sein.«
    »Ihr habt gestritten?«, fragte sie schluchzend. »Ihr müsst ihn trotzdem retten! Altenstein hasst ihn. Er will ihn hängen sehen. Aber Jan ist unschuldig …«
    »Ich glaube auch nicht an seine Schuld«, sagte Cranach, »so unverschämt dieser Seman aus Prag auch sein mag.«
    »Wieso seid Ihr dann nicht eingeschritten?«
    »Der Altenstein hat sich auf einen Befehl des Kurprinzen berufen«, sagte Cranach. »Da war nichts zu machen.«
    »Dann müsst Ihr eben mit dem Kurprinzen reden. Oder mit seiner Gattin. Sie dürfen doch keinen Unschuldigen hinrichten!«
    »Das werde ich auch …«
    »Worauf wartet Ihr noch?«, unterbrach sie ihn ungeduldig. »Schließlich hat Euer eigener Sohn Jan angeschwärzt.«
    »Woher willst du das wissen?«, fuhr er sie an.
    »Das hat Altenstein gesagt.«
    Cranach musterte sie streng.
    »Das sind äußerst kühne Behauptungen, die du da aufstellst. Was hast du überhaupt zu nachtschlafender Zeit unter meinem Dach zu suchen? Keine anständige Frau würde so etwas tun.«
    Susanna hielt seinem bohrenden Blick stand.
    »Weiß Katharina, dass ihre Magd Jans Buhlin ist?«, setzte er nach.
    »Seine Braut bin ich, nicht seine Buhlin! Und sollte Jan et

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