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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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kehrte Bewegung, und sie lassen an dir aus, was sie ein ganzes Leben in sich hineingefressen haben. Ich bin aus der Übung, das ist es wahrscheinlich. Damit hätte ich mich abfinden müssen und das Geschäft zukünftig besser euch überlassen.«
    »Du hast in höchster Todesangst geschrien.« Els ließ sich so leicht nichts vormachen. Seit sie durch die Kräutermischung ihr Kind verloren hatte, war sie misstrauischer geworden. »Da muss doch mehr gewesen sein. Willst du es uns nicht ver raten?«
    Nein, dachte Griet. Kein Wort zu viel werdet ihr von mir erfahren. Nicht, bevor sie diesen Satan unschädlich gemacht haben. Nicht, bevor ich weiß, dass Marlein ein neues Leben hat.
    Aber wie sollte sie sicher sein?
    Sie hatte auf das Luther-Haus gesetzt – ihre einzige Hoffnung. Doch der Zweifel und der Kampf in den Augen des Re formators waren ihr nicht entgangen. Seine Frau hatte sie nicht gesehen. Und die Muhme, ihre einzige Verbündete, war alt und schwach.
    Griet begann zu husten und verzog dabei das Gesicht, ein Fehler, der sich augenblicklich rächte. Erneut wurde ihre Wange feucht.
    »Wir müssen Hilfe holen!«, sagte nun auch Isolde. »Sonst stirbst du uns noch. Bader Meltzin in der Judengasse ist ruhig und verschwiegen. Der wird niemandem etwas sagen. Soll ich nicht doch geschwind zu ihm laufen?«
    Jetzt wurde Griet so mulmig zumute, dass sie nicht mehr sprechen konnte. Sie fiel zurück auf das Bett, die Augen ge schlossen. Ihr Atem ging stoßweise. Unruhig fuhren die Hände auf der Decke hin und her.
    »Sie stirbt!«, rief Lore. »Und dann wird man uns die Schuld geben. Nicht einmal den Patron können wir holen, weil wir weder wissen, wer er ist, noch, wo wir ihn finden sollen. Die Huren werden immer als Erste verdächtigt – und sind die Dum men dazu. Das habe ich schon mehr als einmal erlebt. Wenn sie niemand anderen finden, dann sind wir dran.«
    »Ich gehe«, sagte Isolde resolut, »und bringe den Bader hier her. Egal, was Griet auch sagen mag.«
    »Rup«, murmelte die Hurenwirtin. »Rup – warum kommst du nicht …«
    »Seht ihr denn nicht, wie schlecht es um sie steht?« Auf Lores Stirn glitzerte Angstschweiß. »Erscheinungen hat sie. Jetzt spricht sie schon mit Unsichtbaren. Also lauf endlich!«
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Isolde mit dem Bader zurückkam. Vom schnellen Gehen hatte sein graues Wams dunkle Schweißflecken bekommen, und sein schütteres Haar war so nass, als wäre er soeben aus der Wanne gestiegen.
    »Aih«, rief er aus, als er die Leinenstreifen schließlich abgelöst hatte. »Eine durchaus beachtliche Wunde! Wer hat sie dir beigebracht?«
    »Rup«, flüsterte Griet. »Mein Rup – bist du endlich da?«
    »Sie fantasiert«, sagte der Bader, »und scheint mich nicht zu erkennen. Kein gutes Zeichen.«
    »Was werdet Ihr jetzt tun?«, fragte Lore besorgt.
    »Ich brauche Branntwein«, befahl Meltzin. »Schnell – der sollte sich in einem Frauenhaus doch leicht finden lassen.«
    Griet zuckte zusammen, als er ihr den Selbstgebrannten in die Wunde goss.
    »Das kann hilfreich sein«, sagte der Bader. »Aber leider bei Weitem nicht immer. Eigentlich sollte man die Wunde nähen, doch weiß ich auch, dass der Körper sich gegen die Fäden wehren kann und alles dann nur noch schlimmer wird. Stattdessen werde ich einen Verband anlegen und darunter meine Spezialtinktur auftragen: Olivenöl, Ammoniakharz, Mastix, Kampfer und Myrrhe, in geheimer Mischung. Die hat schon so manches Wunder vollbracht. Hoffen wir inständig, dass es auch dieses Mal gelingen wird!«
    Er nickte Beifall heischend.
    »Das heißt, Griet wird überleben?« Lore und Els hielten sich an den Händen wie zwei ängstliche Kinder, die sich im Wald verlaufen hatten.
    »Das heißt, ihr solltet niederknien, eure Sünden bereuen und zur Heiligen Jungfrau beten«, sagte Meltzin. »In Wittenberg wird es nicht mehr so gern gehört, das weiß ich, doch sie allein kann jetzt noch helfen.«
    Sein Blick wurde streng.
    »Ich sollte morgen wiederkommen und die Tage darauf, um den Verband zu wechseln. Doch wer von euch wird mich jetzt für meine Dienste entlohnen?«
    *
    So still, klein und zart lag Elisabeth in der Wiege, die nun zum Totenbettchen geworden war, als bestünde sie nicht länger aus Fleisch und Blut, sondern wäre aus einem anderen, viel feineren Stoff gemacht.
    Katharina kniete daneben, die Hände zum Gebet gefaltet. Dahinter stand Luther, seine Hände schützend auf die Schultern seiner Frau gelegt.
    »Wie konnte Er sie

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