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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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herausgefunden. Manchmal traf ihn ein prüfender Blick aus Barbaras Augen, der ihn aufschreckte, dann wieder hielt sie sich so sehr im Hintergrund, dass er sie beinahe vergaß.
    Jan trat ein Stück zurück.
    Das Gemälde sollte klein und intim sein, so lautete der Auftrag. Etwas, das man im Notfall in ein Stück Rupfen wickeln und unauffällig an einen anderen Ort bringen konnte.
    Umso auffallender sollte seine Aussage werden.
    Deshalb hatte Jan den Meister auch davon überzeugt, die drei Grazien nicht vor eine üppige Landschaft zu stellen, wie dieser zunächst vorgeschlagen hatte.
    »Die Körper sollen wirken, allein die Körper. Darauf kommt es an.«
    Mit diesem Argument hatte Jan sich schließlich durchgesetzt und für das kleine Holzbild einen ruhigen dunkelbraunen Hintergrund gewählt, der fast in Schwärzliche ging.
    Aglaia, die wie verlangt Margarethas Körper hatte, war schon recht weit gediehen. Nach seinen Skizzen hatte er sie von hinten dargestellt, auf dem rechten Fuß stehend, den linken leicht anhoben, was der Figur bei aller Körperlichkeit etwas Anmuti ges gab. Der rechte Arm hing entspannt herunter, während der linke auf dem Schenkel ruhte. Ihr Gesicht mit der kecken kleinen Nase und den großen Augen hielt sie dem Betrachter zugewandt.
    Jetzt fehlte nur noch die versprochene Goldkette …
    Jan ließ den Pinsel sinken, als die Tür aufging.
    »Seid Ihr hier, um mich zu kontrollieren?«, sagte er unwillig, als Cranach näher kam.
    »Muss doch mal sehen, wie weit du bist.« Neugierig streckte der Meister seinen Schädel vor. »Ja, ich denke, so hat er es sich vorgestellt«, sagte er anerkennend. »Und das ist wirk lich die nackte Apothekersfrau? So sieht sie unter ihrem Kleid aus?«
    Jan nickte. »Ich halte meine Versprechen. Ich hoffe nur, Ihr auch!«
    Wo steckte Margaretha eigentlich? Schon seit Tagen hatte er sie nicht mehr gesehen, wo sie doch sonst jede Gelegenheit nutzte, um in die Werkstatt zu kommen.
    »Wie hast du sie nur herumbekommen?«, wollte Cranach wissen. »Das musst du mir verraten!«
    »Meine Sache. Sonst noch etwas?«
    Relin, dem er zufällig über den Weg gelaufen war, hatte heute seinen freundlichen Gruß kaum erwidert. Aber er konnte doch nichts von dem ahnen, was sich während seiner Abwesenheit abgespielt hatte – oder etwa doch?
    »Das Bild wird bestehen, wenn du es auf diese Weise beendest«, sagte Cranach. »Sieht aus, als wäre es von mir.«
    »Muss es ja auch, wenn Ihr zum Schluss die gefiederte Schlange daruntersetzt«, sagte Jan mit leiser Schärfe. »Nur mit Eurer Signatur gilt es in der Welt als echter Cranach.«
    »Und das wird es auch sein, wenn ich dem Gemälde zum Schluss den rechten Schliff gegeben habe.« Er lächelte zufrieden. »Nur der Pinsel des Meisters zählt.« Dann wurde er wieder ernst. »Ich brauche dich übrigens wieder im Schloss«, sagte er. »Also, halte dich bereit!«
    »Wozu? Noch mehr Aufträge, von denen keiner etwas wissen darf?«, konterte Jan, der endlich wieder allein sein wollte.
    »Keineswegs! Sibylle von Kleve, die junge Gattin des Kurfürstensohnes, wird dieser Tage in Wittenberg erwartet. Es ist mir eine Freude und große Ehre, sie nach ihrem Brautbild erneut malen zu dürfen. Man sagt, sie sei schwanger. Das verändert die Weiber, macht sie weich und manchmal sogar noch schöner. Und du wirst mich dabei mit einigen Porträtstudien unterstützen.«
    Inzwischen war Jans Ungeduld so groß geworden, dass er dem Alten am liebsten einen Fußtritt versetzt hätte.
    »Ganz, wie Ihr meint. Kann ich jetzt endlich weiterarbeiten?«, sagte er knapp.
    »Aber natürlich!« Cranach bewegte sich träge zur Tür. »Bin übrigens gar nicht so unzufrieden mit meiner Entscheidung«, sagte er, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Keiner hier hätte den Rang als Stellvertreter mehr verdient als du.«
    *
    Alles, alles hatten sie versucht, doch Binis Fieber wollte nicht zurückgehen. Schon seit dem Vormittag warf sie sich unruhig hin und her. Inzwischen war sie schweißnass und verstrubbelt, teilweise abwesend, als weile sie in anderen Welten, dann wieder wach, und sie murmelte Unverständliches, das Katharina und Muhme Lene beunruhigte.
    Susanna, die nur vom Krankenlager der Freundin wich, wenn es in diesem großen Haushalt nicht ohne sie ging, war zutiefst besorgt.
    »Das hat sie manchmal schon im Kloster gehabt«, sagte sie, während sie einen neuen kühlen Lappen auf Binis glühende Stirn legte. »Immer, wenn sie etwas besonders aufgeregt hat.«
    Doch

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