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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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habe es geschworen. Mit meinem Blut.«
    »Mit Blut muss man nur beim Teufel unterzeichnen.«
    »Ich bin der Teufel!« Mit diesem Schrei war er davongestürmt.
    Der Satz kreiste in ihr, eine unselige Litanei, die immer wieder hochkam, sosehr Bini sich auch bemühte, sie wegzudrängen.
    Was wusste sie eigentlich von ihm?
    Den Namen seines Pferdes. Dass er einen schrecklichen Unfall erlitten hatte. Und große Schuld mit sich herumtrug.
    Rabe, wie sie ihn genannt hatte, war ein leeres Blatt, auf das sie aus Sehnsucht und Arglosigkeit dicke goldene Kringel getupft hatte. Aber sobald sie das Blatt umdrehte, war es pechschwarz und stank nach Schwefel.
    Und doch gab es etwas in ihr, das sie an seiner Unschuld festhalten ließ. Aber war es nicht verrückt, das zu tun?
    Ich habe sie nicht berührt – wie hätte er sie dann töten können?
    Und doch bin ich schuld am Tod eines Menschen – was noch sollte er sagen, damit sie endlich zur Vernunft kam?
    Ich bin der Teufel – das war das Schlimmste gewesen. Wieso hatte er diesen Satz nur gesagt?
    Mehr denn je sehnte Bini sich nach den schützenden Mauern von Sonnefeld, die sie umfangen und ihr Halt gegeben hatten. Eingebettet in ein stilles, gleichmäßiges Leben ohne überraschende Ereignisse, war sie damals vor solch verzehrenden Gefühlen gefeit gewesen. In diesen Jahren hatte sie manchmal von der Welt außerhalb des Konvents geträumt, ohne zu ahnen, wie schwierig es sein würde, in ihr zu bestehen. Zu dieser Zeit war sie noch ein ahnungsloses Kind gewesen – jetzt war sie eine erwachsene Frau, deren Herz blutete.
    Sie war sich beinahe sicher, dass sie ihren Raben niemals wiedersehen würde. Wie sollte sie das nur ertragen?
    Und was fing sie mit seinem unfertigen Geständnis an?
    Damit zu Katharina gehen? Oder gar zu Luther selbst?
    Allein der Gedanke daran verschloss Bini die Lippen. Was hätte sie schon sagen können?
    Schon mehrmals ist mir am Elbufer ein namenloser Mann begegnet, der eine dunkle Halbmaske aus Metall trägt und seltsame Dinge von sich gibt? Er hat gestanden, Margaretha gekannt, sie aber nicht berührt zu haben und dennoch schuldig am Tod eines Menschen zu sein. Er ist der Teufel …
    Hatte sie Pech, so erwartete sie der Narrenturm. Im günstigsten Fall würde man sie auslachen und für eine törichte Träumerin halten, der man besser aus dem Weg ging.
    Oder doch Susanna alles gestehen?
    Aber dann würde die Gefährtin unweigerlich auch erfahren, wie lange sie das Geheimnis um ihren Raben schon mit sich herumtrug.
    Vor Kummer seufzte Bini laut auf, als plötzlich Hansi ungeduldig an ihrem Rock zupfte.
    »Swein kommt«, rief er aufgeregt, während er mit einer Hand seinen schmutzigen blauen Stoffhasen an sich drückte, den er ständig mit sich herumschleppte, und mit der anderen auf den Stall deutete. »Großes Swein mit spitze Zähne.«
    *
    Beim Anblick des riesigen Ebers überkam Susanna Gänsehaut. Vier kräftige Männer waren notwendig, um ihn vom Wagen zu zerren. Seine Vorder- und Hinterläufe hatten sie mit dicken Stricken gefesselt und ihm das Maul zugebunden, doch die spitzen Hauer standen drohend hervor, und sein Schnauben war furchterregend.
    »In den Koben mit ihm!«, rief Katharina, die vorsorglich in Deckung gegangen war. »Und versichert euch, ob alle Gatter zu sind. Sonst fürchte ich um unsere Kinder.«
    »Hättest die Sau vielleicht doch besser zu uns bringen sollen«, sagte einer der Männer, ein junger Bauer mit verfilzten Locken, als der Eber endlich untergebracht war. »Dann wäre dir und auch uns so einiges erspart geblieben.«
    »Sind ja gleich drei, die er decken soll«, verteidigte sich Katharina. »Die Nachbarn werden dabei helfen.«
    »Drei rauschige Säue auf einmal?« Anzüglich glitt sein Blick zu Susanna, die finster zurückstarrte. »Dann habt ihr wohl vor, das ganze Haus zum Ferkelkoben zu machen?« Die Bauern lachten zweideutig, während Katharina zusammenzuckte.
    »Es reicht.« Susanna trat furchtlos vor. »Habt ihr vergessen, mit wem ihr es zu tun habt? Die Frau des Reformators verdient Ehrerbietung und Respekt. Und jetzt verzieht euch! Das Geld bekommt ihr nach dem Decken.«
    Mit langen Gesichtern rückten die Männer mit ihrem Wagen ab.
    »Danke«, sagte Katharina, nachdem sie sich wieder halbwegs gefasst hatte. »Manchmal wünschte ich, Martin stünde mir auch im Alltäglichen bei. Aber es sind immer die Schriften, die Predigten und Briefe, die ihn vollkommen mit Beschlag belegen. Jetzt hat er auch noch Ärger in der

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