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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Engländer dem Herausgeforderten die Wahl der Waffe überlassen…«
    »Typisch Engländer – zäumen das Pferd immer beim Schwanz auf.« Als Nicolas und seine Sekundanten in Rufweite waren, rief d'Estouville ihnen zu: »He, Montvert, warum seid Ihr gekommen?«
    »Ich bin gekommen, um meine Ehre zu verteidigen«, sagte Nicolas gemäß Duellcode und fügte noch hinzu: »Wobei Eure längst dahin ist, Ihr mit Eurem Liebestrank. Den habe ich daheim auf meinem Schreibtisch stehen als Andenken an unsere letzte Begegnung, und wenn ich Euch besiegt habe, lege ich Eure Waffen daneben.«
    »Liebestrank? Du hast meiner Schwester einen Liebestrank eingeflößt?« fragte Annibal, während sein Freund vor Wut hochrot anlief.
    Der andere Sekundant versuchte ihn zu beschwichtigen: »Philippe, laß dich nicht durch irres Gerede aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. Das ist eine List.« Und während d'Estouville innerlich kochte, prüften die Sekundanten die Länge der Klingen und vergaßen darüber ihre allererste Pflicht, nämlich zwischen den Duellanten zu vermitteln und so den Streit noch gütlich beizulegen.
    Die dunkel gekleideten Männer, die sich auf dem Duellplatz berieten, bemerkten nicht, daß sich ein halbes Dutzend berittene Bogenschützen aus dem Stadttor näherte und von der Hauptstraße auf die Fahrspur abgebogen war, die an den Windmühlen vorbeiführte. Ihr Rittmeister hatte den schriftlichen Befehl, dem königlichen Erlaß gegen das Duellieren Geltung zu verschaffen. D'Estouville sollte mit Rücksichtnahme auf die Stellung seiner Familie seines Ranges enthoben und auf dem schnellsten Wege an die Nordfront geschickt werden. Der Montvert-Junge sollte hingerichtet werden, um ein Exempel zu statuieren. »Da drüben«, sagte der Rittmeister, als er die Männer erspähte und sah, wie diese plötzlich auseinanderliefen. Auf sein Zeichen hin verfielen die Reiter in Trab, daß die Harnische klirrten. Dann hob er jäh die Hand und gebot Halt. »Der Gruß – sie haben angefangen«, sagte er. »Sieht mir ganz nach einem guten Kampf aus. Wir wollen warten, bis d'Estouville seine Ehre gerettet hat.«
    »Ha, Nummer dreizehn bringt Glück! Ich habe sechs Kronen auf d'Estouville gesetzt.«
    »Das ist doch gar nichts. Wetten, daß der Student nicht lange durchhält?«
    Die Reiter hielten in kurzer Entfernung von den Kämpfenden an. Hoch zu Roß genossen sie einen hervorragenden Blick auf ein ungesetzliches Duell. Das war besser als die Stierhetze, die schönste aller blutigen Sportarten.
    Von hier aus konnten sie das Klirren und Schrammen der Stahlklingen hören. Vor ihnen schwangen die beiden Männer, die den Umhang um den linken Arm gewickelt hatten, schwere italienische Rapiere der neusten Mode.
    »Ein Treffer… Nein, d'Estouville trägt einen Harnisch unter dem Wams.«
    »Ein Stoß – sauber pariert!«
    Die Fechter kämpften eng und haßerfüllt, sie blickten wütend und schwitzten. Und dann trennten sie sich jäh, es gab eine rasche Balgerei, so rasch, daß das Auge kaum folgen konnte.
    »Seine Füße, derlei habe ich noch nie gesehen…«
    »D'Estouville… dieser Hieb… Nein, er hat ihn verfehlt…«
    »Bloß nicht näher heran, sonst verderben wir alles«, sagte der Rittmeister der Bogenschützen.
    Gegenüber von den Soldaten hatte sich ein zweites Grüppchen gesammelt und beobachtete den Verlauf des Duells. Einige waren Schaulustige, die den Soldaten gefolgt waren und mit einem prächtigen Schauspiel belohnt wurden. Sie schrien Ermutigungen und schlossen Wetten ab. Neben ihnen hielt ein Diener zwei Pferde, eines mit vollbeladenen Satteltaschen. Ein alter Herr legte einer großen jungen Frau die Hand auf den Arm.
    »Es ist zu spät. Nein, Demoiselle, werft Euch nicht zwischen die Klingen. Mein Junge… nein, er pariert, jetzt…ja, was ist denn das, dieser Ausfall, diese sonderbare botte? Vielleicht… lieber Gott, der Mistkerl trägt unter dem Wams einen Harnisch. Nicolas ist verloren…«
    Von der Weggabelung bei den Windmühlen näherte sich der Gruppe auf dem Feld eine Maultiersänfte für Damen zwischen zwei Reitern, gefolgt von einem Mann und einem Knaben zu Pferd. Unbemerkt von den durcheinanderlaufenden Männern und Pferden erhob sich unter den Nahenden eine Mädchenstimme zum Gebet. »Erhabenste und heiligste Jungfrau Maria, verschone in deiner Gnade das Leben meines Bruders, auf daß seine Seele erlöst werde und er bereuen und in Zukunft ein Leben voll guter Werke führen kann…«
    »Beeilt Euch, oh,

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