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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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zusammengekniffenen Augen.
    »Lieben… diesen Tunichtgut, diesen Offizier? Einen Gecken? Einen Parasiten, der sein Leben lang mit der Hand in meiner Börse leben wird?«
    »Wenigstens hat er gute Beziehungen – und eines Tages auch einen Titel.«
    »Das Kloster… Warum habe ich nicht auf sie gehört, als sie mich darum gebeten hat?« stöhnte der alte Bankier.

    In der billigen, nach Kohl riechenden Wohnung brüllte Lorenzo Ruggieri seine Frau an: »Beatrice, hast du wieder einmal mein weißes Arsen gegen Ratten verwendet? In der Flasche ist nur noch ganz wenig!«
    »Aber, Liebster, überhaupt nicht. Siehst du den Strich, den du gemacht hast? Ich habe sie nicht angerührt.«
    »Habe ich dir nicht hundertmal verboten, die Dinge meines Gewerbes anzufassen? Angenommen, jemand bietet gutes Geld für ein erstklassiges Gift, und ich habe nicht genug. Dann geht er mit seinen Geschäften zu jemand anders.«
    Lorenzos Frau balancierte ihren Säugling auf der Hüfte und rührte dabei eine himmlisch duftende Suppe aus Schweinshachsen und Knoblauch um, die ihr Mann für sein Leben gern aß.
    »O mein Kindelein«, sang sie mehr bei sich. »Wenn er diese Suppe kostet, ist das Unwetter vorbei. Er wird nie herausbekommen, daß ich seine Flasche mit Resten aus den anderen aufgefüllt habe. Welche Mühe das alles macht. Er verkauft all das Gift, und ich, ich sorge dafür, daß er keine Sünde begeht. Und außerdem, was soll an Liebe falsch sein? Meiner Meinung nach braucht die Welt mehr davon. Mehr Liebe, weniger Ratten, und überall würde Frieden herrschen, mein kleiner Süßer.«
    Der Säugling strahlte über das ganze Gesicht, als er die Stimme seiner Mutter vernahm.

Kapitel 19
    D er heiße südliche Nachmittag hatte Nostradamus an einem schattigen Fleckchen seines Gartens Zuflucht suchen lassen, auf einer Bank unter einem Baum, wo er auf seinem Lieblingskissen saß und einen Brief las. Über ihm raschelten sacht die grünen Blätter, und um ihn herum war ein Flattern und Tschilpen. Ganz in seiner Nähe schmeichelte das Plätschern eines kleinen Springbrunnens seinem Ohr, und über allem konnte man den Lärm spielender Kinder hören. Rosen in voller Blüte wölkten ihren lieblichen Duft in die warme Luft, und nur sein Pflichtgefühl hielt den alten Doktor davon ab, ein Nickerchen zu machen, zu dem der Nachmittag geradezu einlud.
    Der Brief war von seinem alten Lehrer, dem brillanten uralten Gauricus, der auf seine Bitte hin die römischen Archive durchforstet und ein Buch mit längst vergessenen Geheimnissen gefunden hatte, nämlich den Originalvertrag zwischen Menander dem Unvergänglichen und seinem Meister Luzifer, dem Fürsten der Hölle.
    »Hmm«, sagte Nostradamus und las den Brief zum zehnten Male, »da muß es doch etwas geben… Laßt sehen, ewiges Leben und Macht über irdisches Glück zu den folgenden Bedingungen…«
    »Papa, was machst du mit dem Papier da? Liest du eine Geschichte?« Der kleine César, ein frühreifer Lockenkopf, mit runden Augen, blickte fragend zu ihm hoch. Er war noch ein Kleinkind im langen Röckchen und ritt auf einem Steckenpferd mit bemaltem Kopf.
    »Was ich mache? Ich rette Frankreich, mein kleiner César«, sagte der alte Mann.
    »Bloß mit Papier?«
    »Mit Papier und Weisheit, mein Junge«, antwortete Nostradamus. »Eines Tages wirst du begreifen, wieviel Kummer man sich mit der richtigen Anwendung dieser beiden Zutaten ersparen kann.«
    »Dann habe ich ein Schwert – Galopp, Galopp!« rief der kleine Junge, ritt auf seinem Holzpferdchen davon und gesellte sich zu seinen älteren Vettern.
    »Und du wirst in einer besseren Welt leben, wenn Menander vernichtet ist«, sagte Nostradamus, dem kleinen Jungen nachblickend.
    Als er sich wieder seiner Lektüre widmete, dachte er, kein Wunder, daß Menander so ist, wie er ist. Geht einfach hin und unterschreibt diesen zwielichtigen Vertrag, und dabei ist sein Schicksal glasklar formuliert, klarer geht es gar nicht. Man hat ihn hinters Licht geführt; sein Blick war getrübt, als er sich einbildete, er bekäme mehr als da buchstäblich geschrieben steht. Kein Wunder, daß er nun allen anderen das gleiche antun will. Laß sehen: »Mit dem Tod des Körpers – des Körpers, aha – endet die Fähigkeit, eigene Wünsche zu haben.« Was für ein schmutziger Trick. Und laut Paragraph 3B muß er erfüllen, was auch immer gewünscht wird, es sei denn, es ist logischerweise unmöglich. Wie interessant, sogar die Hölle hat ihre Grenzen… Also noch

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