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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Tochter«, sagte Vater lachend und schlug sich auf die Schenkel. »Zögere die Hochzeit ruhig die ganzen sechs Monate hinaus, dann habe ich den Wein dieses Jahres wohlbehalten im Keller, ehe das Brautlager warm ist!« Als Annibal dem schneidigen Philippe d'Estouville diesen Witz erklärte, errötete ich vor Scham, und verräterische Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als daß der Gast ging – und mit ihm jedes Andenken an meine Schmach.
    An diesem Abend spielten wir nach dem Essen Tricktrack, und später sangen wir am Tisch mehrstimmig Lieder. Doch die schreckliche Niedergeschlagenheit, die ich verspürte, drückte mir das Herz ab, so daß ich kaum einen Laut über die Lippen brachte. Ich war so bekümmert, daß ich mich nicht einmal anbot, die ersten Seiten aus meinem Dialog zu lesen, obgleich diese beim letzten literarischen Zirkel meiner Base Matheline so begeistert aufgenommen worden waren. Die künstlerische Leere wurde jedoch von Laurette gefüllt, die sich die goldenen Locken um den Finger wickelte, während sie sang, und an den Lippen des Fremden hing, als er vom Hofleben, von Politik und Günstlingswirtschaft in M. de Damvilles Kreisen erzählte und seine zwölf berüchtigten Duelle, bei denen er noch jeden Gegner getötet hatte, Stoß für Stoß schilderte.
    »Ich habe nämlich große Schwierigkeiten bei Hofe… Allzu viele Damen finden mich anziehend… Ihre Ehemänner sind ja so eifersüchtig, aber nach jedem Ehrenhandel strömen die Damen in noch größerer Zahl herzu. Und so bewirkt meine Klinge mehr, als sie beendet…«
    »Natürlich, o ja, wie furchtbar, derlei Leute ertragen zu müssen«, sagte Laurette, während er sie mit seinen lodernden Augen musterte und die Wirkung seiner Worte abschätzte.
    Am folgenden Tag, als Le Vaillant, gestriegelt und ausgeruht, von seinem Gefolge aus Pferdeburschen, Ausbilder und militärischer Eskorte durch das Hoftor geführt wurde, standen wir auf der Freitreppe und winkten, dann liefen wir ins Turmzimmer, um einen letzten Blick auf den Zug zu erhaschen, auf Annibals bunten Umhang und die elegante Gestalt des Fremden, bis wir sie auf der staubigen Landstraße aus den Augen verloren.
    »Sibille, hol deine Karten und erzähl mir etwas über Philippe«, sagte Laurette, als sie verschwunden waren.
    »Er wird einmal Ländereien in der Pikardie und Normandie erben, und er ist nichts für dich«, sagte ich ziemlich grausam. »Dazu brauche ich keine Karten.«
    »Aber ich bin mir ganz sicher, daß er mich mag«, erwiderte sie. »Warum bist du nur so eifersüchtig? Du hast doch schon einen Ehemann.«
    »Ich weise nur auf die Wahrheit hin. Ein Mann seines Ranges heiratet kein Mädchen ohne Mitgift.«
    »Du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen, nur weil Großvater dir einen Besitz hinterlassen hat. Das hätte er auch für mich getan, wenn ich vor seinem Tod geboren wäre. Und wenn Tante Pauline stirbt und Vater wieder zu Geld kommt, dann haben wir alle eine reichliche Mitgift. Er hat gesagt, ich hätte wunderschöne Augen. Schönheit zählt nämlich auch.«
    »Dann rechnest du also mit Tantchens Ableben. Woher weißt du eigentlich, daß sie nicht alles der Kirche vermacht?«
    »Ach! Du bist einfach gräßlich«, schluchzte Laurette und stürmte wutentbrannt die Turmtreppe hinunter. »Ich habe Besseres zu tun.« Ihre Stimme verwehte, als sie verschwand. Und ich Schlechteres, dachte ich, legte den Kopf auf die Fensterbank und weinte.
    Eine gute Woche später stählte ich meine armen Nerven für einen Brief an Villasse, in dem ich ihm erklären wollte, daß meine Aussteuer noch nicht vollständig sei und daß der für mein Brautkleid in Orléans bestellte Stoff auf sich warten ließe, als sich etwas höchst Ungewöhnliches ereignete. Ich saß an Vaters großem Schreibtisch und schlug mich mit dem Antwortbrief herum, als ein Diener in Livree am Hoftor eintraf.
    »Aber Sibille«, sagte Isabelle, die sich über meine Schulter beugte und las, was ich gerade schrieb, »du bestellst ja gar keinen Stoff in Orléans. Du weißt doch, daß wir Mutters Brautkleid umarbeiten.«
    »Das ist fast das gleiche. Ein Kleid umzuarbeiten dauert lange. Sehr lange. In Wirklichkeit länger, als ein neues zu fertigen. Außerdem willst du doch nicht, daß er denkt, seine Braut würde ihm nicht einmal die Ehre erweisen, ein neues Kleid zu tragen, oder?« gerade wollte ich mich der Wirkung dieser ungemein überzeugenden logischen Argumente auf ein Mädchen von zwölf

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