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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Zerstreuung. Das und diese gräßlichen italienischen Komödien, über die sich alle anderen lustig machten. Hatte sie denn keinerlei normale Interessen?
    »Na schön, hat er es gründlich überprüft?«
    »Er hat mir diesen Brief geschickt, den M.de l'Aubespine aus dem Lateinischen ins Französische übertragen hat. Er schreibt, daß Ihr insbesondere ›jeglichen Zweikampf in geschlossenen Räumen meiden sollt‹, vor allem im einundvierzigsten Jahr, ›weil dem König in dieser Epoche seines Lebens eine Kopfwunde droht, die rasch zu Blindheit oder Tod führen kann‹«. Die Königin reichte dem König die Übersetzung des Briefes aus Italien, und der umdüsterte Blick des Monarchen ruhte einen Augenblick auf der Anstoß erregenden Textstelle. Er schwieg lange, und als er dann sprach, waren seine Worte nicht an die Königin, sondern an den Alten Konnetabel gerichtet.
    »Da seht Ihr, mein Freund, wie sie alle meinen Tod vorhersagen«, meinte der König. Das klang spöttisch, doch der Alte Konnetabel spürte die unterschwellige Niedergeschlagenheit. Man mußte den König nicht noch in seiner Düsternis und Schwarzseherei bestärken.
    »Ach, Sire! Ihr werdet diesen angeberischen, lügnerischen Scharlatanen doch nicht glauben? Werft den albernen Brief ins Feuer.«
    »Mein alter Freund«, gab der König mit matter Stimme zurück, »zuweilen sagen diese Leute auch die Wahrheit.« Der König, der niemals lachte, hob die Schultern und fuhr fort: »Mir ist jeder Tod recht, doch durch wessen Hand auch immer, mir wäre es lieber, es handelte sich um einen tapferen und ritterlichen Mann, und der Ruhm wäre mir gewiß.«
    Oh, diese verfluchte Diana von Poitiers, dachte die Königin. Sie hat ihm mit diesem Rittergesäusel aus alten Balladen den Kopf vernebelt. Ein König sollte praktischer denken. Wozu dient ein schönes Vermögen, wenn nicht zur Abwendung von Gefahr. Wenn mein Vetter Ippolito auf seinen Wahrsager gehört hätte, er wäre nie von meinem Vetter Alessandro vergiftet worden. Und an einem großen Hof sind die Feinde allüberall. Man bedenke nur, wie mein Gemahl auf den Thron gekommen ist, nämlich dadurch, daß sein eigener Bruder, der sich nicht einmal einen Astrologen hielt, vergiftet wurde! Zum Wohle seiner Untertanen sollte ein König dem Schicksal entgegen wirken, indem er sich viele Zauberer hält. So wie ich. Laut, und sich der Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer durchaus bewußt, sprach sie: »Sire, Ihr seid König eines mächtigen Reiches. Eurem Volk zuliebe und in Gedanken an die Jugend Eures Sohnes, ganz zu schweigen von mir und Euren anderen Kindern, die Euch ergeben sind, flehe ich Euch an, Euch in Eurem einundvierzigsten Jahr gut vorzusehen. Das ist gar nicht mehr so fern, und danach gilt die Weissagung von Luc Gauric nicht mehr.«
    Der König blickte sie an, als wäre sie das dümmste Wesen auf Gottes weiter Welt, dann entgegnete er: »Gauricus ist lediglich einer der Weltuntergangspropheten. Wieder ein anderer ist dieser Nostradamus. Gibt der ein Datum an? Was kann diese Wahrsager noch davon abhalten, sich eine weitere Prophezeiung auszudenken und dann noch eine, nur um mir den Ruhm vorzuenthalten und Euer Gold in ihre Börsen umzuleiten.«
    »Nostradamus, Sire, ist weitaus mehr als ein gewöhnlicher Wahrsager. Dieses Buch erweist ihn als großen Propheten, der weiter sieht als andere. Laßt mich nach ihm schicken, damit er die Worte, die er hier geschrieben hat, erläutern und die Zukunft des königlichen Hauses deuten kann. Es würde Euch beruhigen.«
    Gott, ist diese Frau aufdringlich, dachte der König. Was für eine dumme, häßliche, übereifrige Person. Aber es ist besser, wenn sie durch ihre Liebhabereien beschäftigt ist. Diana hat gesagt, ich solle sie in ihren Vorlieben bestärken; dadurch haben wir mehr Zeit füreinander. Zurückhaltend und sachlich signalisierte der König Zustimmung.
    Am folgenden Tag wurde ein königlicher Kurier mit Depeschen für den Gouverneur und Großen Seneschall der Provence losgeschickt. Darunter auch ein königlicher Befehl an Doktor Michel de Nostredame, sich sobald wie möglich bei Hofe einzustellen. Das geschah im Juni 1556 – fast zweieinhalb Jahre nach der unerquicklichen Unterhaltung mit dem Geist der Geschichte, die Nostradamus in seinem grünen Notizbuch vermerkt hatte.

    »Ich habe es gewußt«, seufzte Nostradamus, als der Diener des Seneschalls vor seiner Haustür vom Pferd stieg. Er beschattete die Augen gegen die südliche Hochsommersonne, die so

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