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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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gebührend zu begrüßen. Ich bin Euch ewig dankbar, daß Ihr mir Euren eigenen Arzt geschickt habt, doch seine Weisheit war meiner Krankheit nicht gewachsen.«
    »Er sagt, Euer Urin sei so gesund wie Pferdepisse. Wie könnt Ihr es wagen, mir mit tödlicher Krankheit zu drohen.«
    »Es ist mehr als eine Krankheit des Leibes, erlauchte Majestät. Es ist eine Krankheit der Seele – der kleinste Schrecken, und ich bin nicht mehr.« Bei diesen Worten zuckte die Königin zusammen, dann huschte ein winziges Lächeln über ihr rundes, kinnloses Gesicht.
    »Oh, ich werde mich bestens um Euch kümmern. Cosmo, mein Freund, wie ich höre, zaubert Euer Bruder neben seinem kleinen Geschäft als Astrologe auch noch ein wenig. Es wäre mir ganz und gar nicht recht, wenn die guten Doktores von der Sorbonne davon Wind bekämen.« Cosmo holte tief und zitternd Luft und schloß kurz die Augen. »Gut«, sagte die Königin. »Endlich verstehen wir uns. Und wo ist nun mein Zauberkopf, den Ihr mir versprochen habt?« Ruggieri schlug das Laken zurück und stemmte sich im Bett in eine sitzende Stellung hoch. Die Königin bemerkte, daß sogar sein Nachthemd schwarz war. Ein gutes Zeichen, er widmete sich mit Hingabe seiner wichtigsten Aufgabe. Unter all den Wahrsagern, die bislang in ihrem Dienst standen, wirkte nur Cosmo Ruggieri von Kopf bis Fuß wie ein Fachmann.
    »Die Herzogin von Valentinois hat ihn nicht, obwohl sie versuchte, ihn in ihren Besitz zu bringen.« Ruggieri schwieg, wollte Zeit gewinnen, während sein Kopf eine Ausrede ersann. »Sie… sie hat eine Zauberin als Helfershelferin eingestellt, die meinen Boten betäubte. Die Frau – womöglich Beauftragte einer fremdländischen Macht – hat den Kopf zu ihrem eigenen Nutzen behalten.«
    »Cosmo, du lügst. Du versteckst ihn vor mir. Jemand hat meine Boten vergiftet, und da war weit und breit keine Frau. Unverkennbar das Siegel deiner Arbeit.« Die Königin ließ sich auf den Schemel neben dem Bett nieder und trommelte ungeduldig auf ihren Knien. Sie trug ein reizendes Tageskleid aus dunkelgrüner Seide, das mit Perlen bestickt war und abnehmbare, geschlitzte Puffärmel in Lachsfarbe hatte. Die steife, durchscheinende Leinenkrause um ihren Hals zitterte vor kaum verhohlener Entrüstung.
    »Erhabene, mächtige Majestät, es ist die reine Wahrheit. Diese Frau besitzt ihn.«
    »Und wie lautet der Name dieser sogenannten Zauberin?«
    »Demoiselle Sibille de la Roque.«
    »Ach«, sagte die Königin, während sie nachdachte. »Die la Roques. Ich wäre nie darauf gekommen, daß sich im Schoße dieser Familie ein Adept der Schwarzen Kunst befindet. So eine langweilige Sippe. Und ich hatte schon gehofft, sie wäre eine Frau von zweifelhaftem Ruf. Fremdländisch vielleicht. Das ändert alles. Wie überaus gerissen – den Kopf zu ihrem eigenen Nutzen an sich zu bringen. Möglicherweise kommt sie sogar aus freien Stücken zu mir. Ja, der Plan ist einfach.« Sie beriet sich kurz mit Madame Gondi, die sich sogleich vor Neid verzehrte. Schließlich war sie bei der Königin in Gunst gekommen, weil sie ihr einen seltenen und ungewöhnlichen Schoßhund verschafft hatte. Wieviel weiter konnte es da eine Frau bringen, die ihr den unsterblichen Kopf Menanders des Magus' brachte?
    »Ich werde sie mit einer Anstellung bei Höfe locken«, sprach die Königin zu sich selbst, »ihr vielleicht einen passenden Ehemann in Aussicht stellen? Aber sie muß am Leben bleiben – ihre Verwandtschaft könnte sich einmischen. Ein Mann – möglicherweise weniger fügsam – könnte ihn in seinen Besitz bringen, falls ihr etwas zustieße…« Die Königin blickte sich bedeutungsvoll um, und Cosmo entging es nicht. Aber sie darf nicht wissen, wieviel ich weiß. Ich werde ihr klarmachen: eine einzige Unterschrift – und sie verschwindet für immer von der Bildfläche. Wieviel glücklicher könnte sie da als eine meiner Bediensteten leben. Ja, das ist es, der ein oder andere Dienst, und niemand braucht zu wissen… Das ist es. An dieser Stelle packte auch Ruggieri eine heftige Anwandlung von Eifersucht. Er kannte die Königin. Sie würde nicht nur ihren Zauberkopf von einem anderen Menschen bekommen, nachdem er sich soviel Mühe gegeben hatte, nein, auch das Verdienst dafür würde jemandem zufallen, der so gerissen war, daß er nicht nur ihn überlistete, sondern allem Anschein nach auch die Herzogin von Valentinois. Die Medici-Königin respektierte Menschen, die nur aus Eigennutz handelten. In ihren Augen machte

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