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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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Augen tränten.
    Ich tauschte die Etiketten aus und stellte Anjalis Schuhe in die Vitrine zurück. Es fühlte sich richtig an, wie ein Puzzlestück, das an seinen Platz fällt. Das gab mir ein besseres Gefühl. Mein Versprechen Mr.Mauskopf gegenüber und seine Warnung zu den Diebstählen hatten mir zu schaffen gemacht. Die Schuhe auszutauschen, erschien mir so unehrlich. Aber die Schuhe mit dem starken Geruch waren ganz eindeutig die echten, die wertvollen – und ich half sie zurückzubringen, nicht sie zu stehlen. Das konnte doch gar nicht falsch sein, oder?
    Da! Ein leises Geräusch! Schritte! Jemand kam.
    So leise wie ich konnte, schloss ich die Vitrine und sah mich nach einem Versteck um.
    An der Wand standen ein paar Schiebewände wie diejenigen, hinter denen in Magazin 7 die Bilder aufbewahrt wurden. Ich schlüpfte hinter sie und versuchte wie ein Bild auszusehen; ich stand so still und flach, wie ich konnte.
    Ich hatte mich gerade noch rechtzeitig versteckt. Hinter einem Bilderrahmen und durch das Gitter sah ich Ms.Minnian. Die dünne, bebrillte Bibliothekarin schlenderte den Gang in ihren flachen, spitzen Schuhen hinunter. Genau an der Vitrine, an der ich vor wenigen Sekunden die Schuhe ausgetauscht hatte, verharrte sie, öffnete die Lade und nahm die Schuhe heraus. Sie strich mit ihren Fingerspitzen darüber, runzelte die Stirn und hielt sie dann an ihre Nase, um gründlich daran zu schnüffeln. Immer noch stirnrunzelnd hob sie ihren Kopf und schnüffelte jetzt in der Luft.
    Und plötzlich kam mir der schreckliche Gedanke, dass sie nach
mir
schnüffeln könnte.
    Ich erstarrte und hielt die Luft an.
    Zu meiner Erleichterung schloss Ms.Minnian die Vitrine wieder und ging zurück, den Gang hinauf. Sie hielt noch mal an einer anderen Vitrine und ging dann zur Tür weiter. Schließlich hörte ich die Tür ins Schloss fallen.
    Ich atmete aus, blieb aber noch eine Minute hinter der Bilderwand, nur um sicherzugehen, dass sie nicht wiederkam.
    Doch als ich die Tür erreichte, stellte ich fest, dass ich mich zu früh gefreut hatte: Sie war zu. Ich war eingeschlossen.

[home]
    Kapitel 7
    Meinungsverschiedenheit mit einem Spiegel
    I ch rüttelte an der Klinke, sang den Reim und probierte die Haarspange in allen möglichen Winkeln aus, aber es klappte nicht. Hatte ich den Reim durcheinandergebracht? Aber ich war mir sicher, dass es derselbe war, der die Tür erst kurz zuvor geöffnet hatte.
    Und vielleicht, so dachte ich jetzt, war genau das mein Problem. Denn ich war ja nicht mehr draußen, sondern drinnen. Vielleicht musste ich das der Tür mitteilen.
    »Drin ist drin, zu ist Verschluss, dreht kein Schlüssel, knackt keine Nuss. Öffnet Türen, Schalen brecht: Lasst mich raus – so ist es recht«, sang ich voller Hoffnung. Ich holte tief Luft und drückte die Klinke herunter.
    Nichts geschah.
    Die Zeit der Heimlichkeit war vorbei. Jetzt war es Zeit, in Panik zu geraten.
    Ich schlug gegen die Tür. Meine Hände schmerzten binnen Kürze, aber die Tür gab kaum ein Geräusch von sich. Immer härter schlug ich gegen das Metall, mir taten beim Treten die Zehen weh, aber ich konnte nichts hören – außer dem üblichen Summen der Leuchtstoffröhren und dem tieferen Brummen darunter.
    Mein Handy hatte keinen Empfang. Ich ging durch die Schrankreihen und suchte nach einem Telefon, aber ich fand keines. Es gab nur Metallregale und Vitrinen voller unheimlicher Gegenstände. Keine weitere Tür und auch kein Fenster.
    Und wenn jetzt ein Feuer ausbrach? Oder das Gebäude in sich zusammenfiel? Was war, wenn ich für immer hierbleiben musste?
    Ich setzte mich, lehnte mich gegen die Tür und versuchte mich zu beruhigen. Was hatte ich dabei? Ich hatte einen Müsliriegel und eine halbe Flasche Wasser in meiner Jackentasche. Ich würde also weder verhungern noch verdursten, selbst wenn ich eine Nacht hierbleiben müsste. Irgendjemand würde kommen, sagte ich mir. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass ich mich ein paar Stunden langweilte, mich dann jemand erwischte und dass ich meinen Job verlor.
    Aber wo konnte ich hier auf die Toilette?
    Sobald ich daran gedacht hatte, machte sich meine Blase bemerkbar.
    Vielleicht gab es wirklich kein Damenklo im Grimm-Sammelsurium, aber es musste irgendetwas geben, das ich benutzen konnte, vielleicht einen Hexenkessel. Im Katalog fand ich drei Kessel mit den Nummern I * GS 133 . 44 H 36 , I * GS 133 . 44 T 47 und I * GS 133 . 44 M 33 . Sie standen mit Schüsseln und Küchengeräten in

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