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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dir einheizen, Officer Manning«, scherzte John.
    »Informiere bloß jeden über seine Rechte, Billy«, sagte Barkley. »Damit John sie nicht umgehend wegen irgendeines läppischen Formfehlers freibekommt.«
    »Es ist mir egal, was passiert, solange wir trotzdem Freunde bleiben. Trinken wir darauf, ja? Auf dich …«
    »Und auf dich.« John nickte.
    »Lasst Barkley Jenkins nicht aus, den Hüter des Lichts«, sagte Theresa lachend.
    »Und Theresa O’Rourke.« John zog sie an sich. »Die große Liebe meines Lebens.«
    »Prost«, hatte Billy gesagt, während der Korken gegen die Seitenwand der Garage prallte und ein Geräusch von sich gab, das wie ein Schuss klang. Die vier lachten, ließen die Flasche Mumm Cordon Rouge herumgehen. Johns und Billys Blicke trafen sich, nahmen schweigend den Scheideweg in ihrer Freundschaft zur Kenntnis.
    John hatte den Champagner von Theresas Lippen geküsst; er konnte ihn beinahe heute noch schmecken. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Freund Billy hatte die Höhen und Tiefen des Lebens überdauert, die zwischen ihm und seiner Frau nicht …
    Als die beiden Männer nun auf dem Parkplatz des Witch’s Brew standen, war die Musik noch durch die dicken Mauern der Bar zu hören. Johns Ohren klingelten, und seine Kleidung roch nach Rauch.
    »Spuck’s aus, O’Rourke«, sagte Billy und sah ihn an.
    »Das ist nicht so einfach.«
    »Das ist es nie. Fürchtest du um deine Zulassung als Anwalt, wenn du Klartext mit mir redest? Da kann ich nur sagen, Bockmist. Wir beide wissen, dass das nicht geschehen wird.« Billy lachte und erinnerte John daran, dass sie in erster Linie Freunde waren, dass sie Polizist und Anwalt waren, rangierte an zweiter Stelle. Er war hoch gewachsen und dunkel, mit einem harten, kantigen Gesicht, die Nase immer noch krumm und schief von dem Schlag mit der Bierflasche, den ihm jemand in der elften Schulklasse verpasst hatte. Als er beschloss, in den Dienst der Staatspolizei einzutreten, hatten ihn die Freunde damit aufgezogen, dass sein äußeres Erscheinungsbild eher dem eines Gesetzesbrechers als dem eines Gesetzeshüters entsprach.
    »Mein Anliegen ist nicht für die Akten bestimmt …«, räumte John ein.
    »Und was bedeutet das?«
    »Ich habe eine Frage an dich, aber es betrifft eine heikle Sache.«
    »Heikel für wen?«
    »Für mich. Und meinen Mandanten.«
    »Aha.« Billy lächelte. »Die Schlange Greg Merrill erhebt wieder einmal ihr hässliches Haupt.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Das musst du auch nicht. Du reibst dich mit der Arbeit an diesem Fall derart auf, dass du in deinem Terminkalender nicht einmal mehr Platz für den restlichen Abschaum der Menschheit hast, der deine Dienste in Anspruch nimmt. Also, was für ein Problem hat er?«
    John zögerte. Immer mehr Autos fuhren auf den Parkplatz. Obwohl sich die beiden Männer im hinteren Teil befanden, weg von den hellen Lichtern, ging John flüchtig der Gedanke durch den Kopf, dass ein Reporter ein klammheimliches Gespräch zwischen Merrills Anwalt und dem Polizisten, der ihn zur Strecke gebracht hatte, als gefundenes Fressen betrachten könnte.
    »Keine Bange, John. Stelle deine Frage. Ich werde dir keinen Strick daraus drehen.«
    »Ich möchte nicht aus dem Nähkästchen plaudern …«
    »He, ich bin sowieso schon halb hinüber. Ich werde mich morgen vermutlich nicht einmal mehr daran erinnern, dass dieses Gespräch stattgefunden hat. Wie du weißt, habe ich ein Gedächtnis wie ein Sieb, was Unterhaltungen angeht. Also raus mit der Sprache.«
    »Willa Harris«, sagte John, den Seitenhieb ignorierend. Das Herz schlug ihm bis zum Halse, als er Billys Augen beobachtete. Er reagierte nicht, zuckte mit keiner Wimper.
    »Willa Harris? Wer soll das sein? Männlich oder weiblich?«
    »Weiblich. Wird vermisst.«
    »Aha. Der Name sagt mir nichts.« Billy runzelte die Stirn. »Seit wann ungefähr?«
    »Seit sechs Monaten.«
    »Als Greggies Umtriebe ihren Gipfel erreichten. Woher hast du die Information, dass sie vermisst wird?«
    »Von Kate Harris, ihrer älteren Schwester. Sie hat mich vor einigen Tagen aufgesucht.«
    »Wie kommt ihre große Schwester auf die Idee, dass sie hier gewesen sein könnte?«
    »Eine Postkarte vom East Wind. Aufgegeben im April in Silver Bay, aber erst kürzlich in die Hände der Empfängerin gelangt. Die ältere Schwester ist geschieden; offenbar hatten Willa und Kates Ehemann ein Verhältnis miteinander, und Willa wollte Abstand gewinnen, um darüber

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