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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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verbracht hatte, hatte ihre Licht- und Schattenseiten gehabt. Es war ihr nicht gelungen, etwas über Willa herauszufinden, aber dafür war sie den O’Rourkes begegnet.
    Die Stirn an die Fensterscheibe gelehnt, darauf hoffend, einen flüchtigen Blick auf Maggie oder Teddy zu erhaschen, bemühte sie sich, das Haus auszumachen. Es wirkte verlassen: weit und breit keine Spur von Brainer, der über die Felder rannte. Hoffentlich hatten sie beim Pizzaessen gestern Abend Spaß gehabt und Teddys Sieg gebührend gefeiert. Sie dachte an Willa, die Hockey gespielt hatte – auf dem gepflegten Rasen unweit des Rock Creek Park, hinter den gotischen Türmen der St. Chrysogonus’s School.
    Willa in ihrem dunkelgrünen Dress, den Hockeyschläger über dem Kopf schwenkend, völlig aus dem Häuschen, weil sie gewonnen hatten; Kate und Andrew sollten stolz auf sie sein. Da sie sich wie ihre Eltern vorkamen, hatten sie Willa und ihre Mannschaftskameradinnen in die Chicago Pizzeria eingeladen. Alle hatten an einem einzigen großen Tisch Platz gefunden, in die dick belegte Pizza vertieft, und sich mit eisgekühltem Sprudel zugeprostet.
    Damals war Willa sechzehn gewesen.
    An jenem Abend hatte Andrew Kate im Bett an sich gezogen und sie langsam geliebt, mit besonderer Zärtlichkeit; er hatte ihr zugeflüstert, wenn sie selbst ein Baby bekämen, wären sie allen anderen ein gutes Stück voraus, bereits geübt in der Betreuung und Erziehung von Teenagern. Er hatte gesagt, dass er Willa wie sein eigen Fleisch und Blut liebe und es sei ein Geschenk des Himmels, dass er in eine fix und fertige Familie eingeheiratet habe. Kate hatte gestrahlt und nicht fassen können, dass ihr ein Mann mit so ungewöhnlichen, bewundernswerten Eigenschaften über den Weg gelaufen war.
    Einen Mann, der sie so liebte wie sie war: mit einer schüchternen, hübschen kleinen Schwester im Schlepptau, die der Zuwendung bedurfte. Willa hatte Ähnlichkeit mit einem Wildpferd besessen – argwöhnisch, zögernd, fasste nur schwer Zutrauen, passte eher zu den Dünen von Chincoteague als zu den gepflasterten Gehsteigen von Georgetown, war glücklicher mit dem Pinsel in der Hand als mit einem Hockeyschläger.
    Andrew hatte Willa das Hockeyspiel schmackhaft gemacht. Er hatte mit ihr trainiert, die Schläge mit ihr geübt, sie in dem Glauben bestärkt, sie sei in dieser Sportart genauso gut wie alle anderen. Er hatte auch ihre Bilder gelobt und darauf bestanden, eines ihrer Aquarelle in seinem Büro aufzuhängen. Es war ein kleines Porträt von Kate: Ihre Schwester hatte ihr an einem kalten Tag auf den Dünen Modell gesessen, die Arme um die Knie geschlungen.
    Die Jahre waren vergangen … Willa wurde erwachsen, volljährig.
    An ihrem einundzwanzigsten Geburtstag hatten Andrew und Kate mit ihr die National Gallery besucht. Gemeinsam waren sie durch die kleine Ausstellung französischer Gemälde im Ostflügel geschlendert, an Monets
Wasserlilien
vorbei. Sie hatten die Hassams, die Metcalfs und die Renwicks bewundert. Während des Mittagessens in dem kleinen Restaurant, das sich im ersten Stock befand, hatte Andrew ein Bild in Auftrag gegeben.
    »Ein Porträt von Kate und mir«, hatte er gesagt und Willa einen Scheck überreicht.
    »Andrew, das ist viel zu viel!«, hatte sie ausgerufen, als sie den Betrag sah.
    »Das ist es mir wert. Das Bild von mir und der schönsten Frau der Welt. Es soll in meinem Büro hängen, damit alle es sehen können.«
    Willa hatte gestrahlt. Kate gelang es nicht, sich ein Lächeln abzuringen. Andrew war an den letzten Abenden sehr spät nach Hause gekommen; sie hatte ihn nicht auf seinem Handy erreichen können. Er hatte behauptet, er müsse Überstunden machen und sich beruflich neu orientieren, da der Senator im November ein für alle Mal von der politischen Bühne abtreten würde, aber Kate hatte ihm nicht geglaubt. Seine Worte waren einleuchtend, aber ihre Intuition sagte ihr etwas anderes.
    »Kate, er ist ja so romantisch«, hatte Willa gesagt und sich über den Tisch gebeugt, um ihrem Schwager einen Kuss zu geben.
    »Ich weiß«, hatte Kate gesagt.
    »Ihr seid Glückspilze. Ich hoffe, dass der Mann, in den ich mich verliebe, wenigstens halb so viel für mich empfindet wie er für dich.«
    »Hast du gehört, Kate?« Andrew hatte versucht, sie an sich zu ziehen. Aber Kates Körper versteifte sich, und sie saß noch starrer auf ihrem Stuhl.
    »Würdest du ihr so etwas wünschen?«, hatte sie mit kalter Stimme gefragt.
    »Katy …« Andrew

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