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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Küstenlinie und den Schiffsverkehr wachte, und eine Familie, die mit ihrer Arbeit zur Sicherheit der Schiffe beitrug und verhinderte, dass sie an der Felsenküste zerschellten.
    »Sie regulieren das Licht … aber das Material muss immer wieder ausgetauscht werden. Eine tausend Watt starke Wolfram-Halogenlampe in einer spektralen Phasenmodulation vierter Ordnung, genauer gesagt … davon gibt es noch eine zweite, die einspringt, falls die erste ausfällt. Sogar das Nebelsignal hat einen Sensor – er misst die Luftfeuchtigkeit. In meiner Kindheit nahm man dafür ein Horn, das durch Druckluft betätigt wurde, die von Hand oder durch Maschinenkraft erzeugt wurde. Brach dauernd zusammen, unser Warnsystem, und ich musste herhalten … ich hockte oben auf dem Turm und sorgte dafür, dass das Nebelhorn alle dreißig Sekunden für zwei Sekunden ertönte. Caleb hat keine Ahnung, wie leicht er es heute hat.«
    »Eine wunderbare Familientradition«, sagte Kate.
    »Finden wir auch. Also dann …« Barkley schlug den Kofferraumdeckel zu. »Gute Fahrt … sollten Sie zufällig mal mit dem Schiff unterwegs sein, halten Sie nach unserem Lichtsignal Ausschau. Der Leuchtturm von Silver Bay sendet alle sechs Sekunden einen weißen Lichtblitz aus, mit einem roten Sektor, der die nahe gelegenen Untiefen erfasst.«
    »Danke, von den Untiefen halte ich mich lieber fern«, sagte Kate und öffnete die Tür, damit Bonnie auf den Rücksitz springen konnte. Sie lächelte Barkley zum Abschied zu, legte das Päckchen auf den Beifahrersitz und stieg ein.
    Sie musste noch ein letztes Mal halten, bevor sie Silver Bay verließ. Obwohl sie keine genaue Wegbeschreibung besaß, kannte sie die Adresse. Sie hatte sie im Telefonbuch nachgeschlagen – überrascht, dass ein Richter im Ruhestand eingetragen war und keine Geheimnummer besaß. Auf dem Weg durch die Stadt drehte sie die Heizung auf, um die Kälte zu vertreiben, die durch Mark und Bein drang.
    Das Haus des Richters war erstaunlich leicht zu finden. In einem ruhigen, wohlhabenden Viertel der kleinen Ortschaft gelegen, bot es einen Ausblick auf Grünflächen, das Rathaus und die beiden Kirchen. Es hatte einen graublauen Anstrich, weiße Fensterläden und ein Mansarden-Giebeldach aus Schiefer. Ein schmiedeeiserner Zaun umgrenzte den gepflegten Garten. Zerzauste weiße und goldene Chrysanthemen blühten in schnurgeraden Beeten. Kate entdeckte den Kürbis, den sie für Maggie gekauft hatte, auf der Treppe, die zum Vordereingang führte.
    Brainer bellte, als sie ihren Wagen in der Zufahrt parkte. Er stand am Fenster und winselte, konnte es kaum erwarten, ins Freie zu kommen und Bonnie zu begrüßen. Kate hoffte halb, dass er damit die Aufmerksamkeit seiner Besitzer weckte, so dass sie Maggie das Päckchen persönlich überreichen konnte.
    Nichts regte sich. Es war zehn Uhr morgens, und es stand kein einziges Auto in der Zufahrt. Vielleicht arbeitete John, oder er war mit den Kindern frühstücken oder zum nächsten Fußballspiel gefahren.
    Kates Kehle war wie zugeschnürt, als sie an die Familie dachte. Die Kinder waren wunderbar. Sie war froh, dass sie einander hatten. Unter anderen Umständen hätte sie die Bekanntschaft gerne vertieft. Aber sie stellte sich Johns Blick von gestern Abend vor, als die Kinder sie zur Pizza eingeladen hatten, und wusste, dass es nie dazu kommen würde. Er hatte sich mit einem Stahlpanzer gewappnet: Er redete sich ein, dass er sich nicht auf einen Menschen einlassen sollte, der ihm Informationen über seinen Mandanten entlocken wollte. Aber Kate wusste, was wirklich dahinter steckte.
    Er war darauf bedacht, sich auf keinen Menschen einzulassen.
    Kate verbannte John O’Rourke aus ihren Gedanken und ging die Steinstufen hinauf. Sie öffnete die Fliegengittertür und wollte sich gerade bücken, um das Päckchen in den Innenraum zu legen, als die schwere Eingangstür aufgerissen wurde.
    Eine alte Frau stand auf der Schwelle. Sie war klein und gebeugt, mit schneeweißem Haar, zu einem Knoten aufgesteckt. Ihr Gesicht war weich und blass, voller Runzeln, aber ihre Augen waren von einem erstaunlichen Blau. Sie trug ein schwarzes Kleid und eine weiße Schürze, und sie lächelte, neugierig und warmherzig.
    »Wer sind Sie? Wen möchten Sie sprechen?«, fragte sie mit unverkennbarem, irischem Akzent und bedachte Kate, die sich eine Stufe unter ihr befand, mit einem strahlenden Lächeln.
    »Oh! Ich bin Kate Harris.« Kate richtete sich auf. »Ich wollte niemanden

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