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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Chinese Torstens Motiven nicht zu trauen, denn er begleitete ihn bis zur Einmündung des Weges, der zur Villa führte, und stieg erst dort aus.
    »Ich warte hier auf Sie«, sagte er und streichelte dabei seinen alten Renault, als müsste er von ihm Abschied nehmen.
    Torsten fuhr weiter und sah kurz darauf die Mauer und das Tor vor sich. Die Wachtposten kannten den Wagen mit seiner Werbeaufschrift und öffneten ihm. Als er passiert hatte, sahen die beiden Männer sich an.
    »Das war diesmal aber nicht der Chen«, sagte einer.
    Sein Kamerad lachte. »Der hatte wohl keine Lust auf neue Prügel.«
    Unterdessen näherte Torsten sich der Villa, hielt direkt davor an und aktivierte die Handykamera. Als er ausstieg, blickte er sich unauffällig um. Dabei gelang es ihm, die beiden Panhard-AML-Panzer aufzunehmen und auch die Gruppe Uniformierter, die mit dem Gewehr über der Schulter im Gleichschritt über den großen Parkplatz marschierte. Wie es aussah, wurden hier Rekruten für die Rebellenarmee ausgebildet. Die flämischen Behörden mussten blind sein, dass sie diese Auswüchse nicht im Keim erstickten. Der Preis für diese Nachsicht würde wahrscheinlich mit Blut bezahlt werden müssen.
    Als sich ihm ein Bewaffneter näherte, holte Torsten die Tüten aus dem Auto und ging schwer beladen auf die Tür zu. Seine Handykamera steckte nun im Futteral am Gürtel und schoss automatisch ein Foto nach dem anderen.
    Die Haustür war verschlossen, und Torsten hatte keine Hand frei, um zu klingen, doch der Freischärler in seiner Nähe dachte nicht daran, ihm zu helfen. Schließlich zog er das Bein hoch und drückte den Klingelknopf mit dem Knie.
    Kurz darauf wurde aufgemacht, und ein junger Mann sah
heraus. Auf Torsten wirkte er nicht gerade wie ein harter Bursche, sondern verängstigt und wie gehetzt.
    »Was willst du?«, fragte er.
    »Ich blingen das Essen!« Torsten bediente sich einer künstlich hohen Stimme und sprach das R wie ein L aus, so wie es die Chinesen in schlechten Filmen tun mussten.
    »Essen! Für wen?«
    »Ich nix wissen. Nul geheißen, hielhel blingen.« Torsten entschuldigte sich in Gedanken bei allen Chinesen für seinen Auftritt und grinste den Freischärler gleichzeitig an.
    Dieser drehte sich um und rief ins Treppenhaus hinein: »Hat jemand von euch etwas beim Chinesen bestellt?«
    »Ja, wir«, klang es mit starkem deutschen Akzent zurück.
    Torsten spitzte die Ohren. Nun wurde die Sache noch interessanter. Petra hatte bereits den Verdacht geäußert, dass Geerd Sedersen in die belgischen Wirren verstrickt war, und hier schien er auf den Beweis dafür gestoßen zu sein.
    Zwei Männer in tarnfarbigen Kampfanzügen kamen die Treppe im Flur herunter. Jeder hatte ein Kampfmesser und eine Pistole am Gürtel hängen, und sie sahen ganz so aus, als wüssten sie diese auch zu gebrauchen. Trotzdem war Torsten froh, auf diese zu stoßen und nicht auf die Kerle aus Breda.
    »Ich blingen Essen«, imitierte er den chinesischen Fernsehdetektiv Charlie Chan, dessen Abenteuer zum Truppenbetreuungsprogramm in Afghanistan gehört hatten.
    »Dann trage es gefälligst nach oben«, sagte einer der Deutschen. Er dachte jedoch nicht daran, Torsten die Tür aufzuhalten. Das musste der ängstliche Flame tun. Dieser führte ihn auch die Treppe hinauf in einen großen Raum, der als Kantine für die hier versammelten Freischärler zu dienen schien.
    Torsten zählte über dreißig Männer, von denen die meisten sich auf Deutsch unterhielten. Nur an einem Tisch saß eine Gruppe, die Niederländisch sprach. Drei davon kannte er aus Breda und kehrte ihnen unauffällig den Rücken zu.

    Als er jetzt die Tüten auf den Tisch stellte, behielt er seinen pseudochinesischen Singsang bei.
    »Wil haben hiel dleizehnmal Flühlingslolle und neunmal Kung-Fu-Suppe«, sagte er, während er auszupacken begann. Innerhalb weniger Minuten hatte er die Essen ausgeteilt und sah den Anführer der Deutschen, einen jungen, hageren Mann mit überheblicher Miene, freundlich an. »Das machen fül heute achtundneunzig Eulo. Dazu kommen Essen von letzte Woche, machen zusammen zweihundeltundsiebzig Eulo!«
    Der Soldat wollte gerade die Styroporverpackung seines Essens aufreißen, fuhr jetzt aber so wütend hoch, dass er einen Teil der Soße verschüttete.
    »Scheiße!«, rief er, und das war sicher nicht das, was er eigentlich hatte sagen wollen. Dafür packte einer seiner Kumpane Torsten und zerrte ihn herum. »Welcher Märchenerzähler hat etwas davon gesagt, dass

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