Die geheime Waffe
diesem Tag beheben.
Während Körver den Kasten mit der Waffe zu seinem Auto brachte, öffnete von Straelen die Fensterläden und ließ Sonnenlicht in den Raum.
»Ich glaube, wir sollten uns ein Glas Cognac gönnen«, schlug er vor, um die noch immer greifbare Spannung am Tisch zu mindern.
»Ich habe nichts dagegen.« Sedersen stand auf, trat an eines der Fenster und blickte auf den Hof hinaus, auf dem Körver gerade den Gewehrkasten im Kofferraum seines Autos verstaute. Die Vorstellung, dass die geheimste Waffe der Bundeswehr auf eine so primitive Weise transportiert wurde, brachte ihn zum Lachen. Gerade dieser Umstand würde seinem Plan, zu dem er sich auf seiner letzten Fahrt hierher durchgerungen hatte, in die Hände spielen. Mit einem Lächeln, als habe er eben ein ausgezeichnetes Geschäft abgeschlossen, tastete er in seiner Jackentasche nach dem Handy und drückte einen Knopf. Der Rückruf schaltete sich automatisch ein, und er vernahm ein Motiv aus dem Fliegenden Holländer.
»Entschuldigt bitte, aber irgendjemand scheint nicht zu
wissen, dass ich heute nicht gestört werden will«, sagte er zu von Straelen und den beiden anderen Herren im Raum und zog das Handy aus der Tasche. »Sedersen hier! Halten Sie sich bitte kurz. Ich bin in einer wichtigen Besprechung.« In den Ohren der alten Herren klang das so, als ärgere er sich über die Störung. Dabei war auch dieses Telefongespräch Teil seines großen Plans. Wie erwartet meldete sich sein Vertrauter.
»Rechmann hier, Chef! Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Sollen wir die Sache so durchziehen wie besprochen? «
»Himmelherrgott, deshalb rufen Sie an? Natürlich sollen Sie das. Legen Sie mir hinterher das Ergebnis vor.«
Sedersen schaltete das Handy aus und wandte sich kopfschüttelnd an von Straelen. »Wenn man nicht alles selber macht, ist man aufgeschmissen.«
Er steckte das Handy weg und nahm den Cognacschwenker entgegen, den sein Gastgeber ihm reichte. »Zum Wohl! Den kann ich jetzt brauchen.«
Er lachte, schnupperte kurz an dem Getränk und ließ die ölige Flüssigkeit langsam durch die Kehle rinnen. Danach streckte er den leeren Schwenker von Straelen erneut entgegen. »Auf einem Bein steht man schlecht!«
Während sein Gastgeber einschenkte, kehrte Hermann Körver zurück. Als ihm klar wurde, dass Sedersen schon beim zweiten Cognac angelangt war, runzelte er missbilligend die Stirn. »Du solltest dich beim Trinken zurückhalten, Geerd. Schließlich bist du, wie wir es vereinbart hatten, ohne Chauffeur gekommen.«
»Zwei Cognacs werfen einen Mann wie mich schon nicht um«, gab Sedersen lachend zurück. Er trank aus, stellte den Schwenker auf den Tisch und sah von Straelen fragend an. »Stehst du noch zu der Wette, die du mir letzte Woche angeboten hast?«
Von Straelen bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick.
»Du meinst die Partie Billard? Natürlich! Ich werde dich so schlagen, wie ich es dir prophezeit habe.«
»Das werden wir sehen!« Im Grunde war es Sedersen egal, ob er gewann oder verlor. Er musste nur die nächsten Stunden in von Straelens Gegenwart verbringen.
Als nun auch Olböter und Themel erklärten, Billard spielen zu wollen, atmete Sedersen auf. Hermann Körver, der dem Spiel nichts abgewinnen konnte, winkte ab. »Ich fahre jetzt, denn ich will dieses Teufelsding so schnell wie möglich wieder in meinem Safe wissen.«
»Tu das, Hermann«, erklärte Sedersen so gelassen, dass Körver und von Straelen sich erleichtert anblickten. Wie es aussah, hatte der Jüngste in ihrer Gruppe seine Nerven wieder im Griff.
VIERZEHN
H ermann Körver war trotz seiner achtundsiebzig Jahre ein sicherer und aufmerksamer Autofahrer. Doch als er nach dieser Sitzung der Hüter der Gerechtigkeit in seinen Wagen einstieg und ihn startete, vermochte er sich kaum auf die Straße zu konzentrieren, so sehr bedrückte die Situation seine Seele. Er dachte daran, wie sie sich vor etlichen Monaten in von Straelens Gründerzeitschlösschen versammelt und voller Zorn ein Gerichtsurteil kommentiert hatten, in dem der Täter aufgrund von Verfahrenstricks von Seiten der Verteidigung nahezu ungeschoren davongekommen war.
Damals hatten sie beschlossen, in solchen Fällen selbst Gericht zu halten. Wer den Vorschlag eingebracht hatte, vermochte Körver nicht mehr zu sagen. Ihm war jedoch damals schon aufgefallen, wie begeistert Geerd Sedersen diese Idee aufgenommen hatte. Von ihm war auch das Angebot gekommen,
die geheime Waffe, die in seinem Labor gebaut
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