Die geheime Waffe
weiterzuleiten.
Das wusste Wagner mindestens ebenso gut wie Renk, und
da er nicht mehr tun konnte, als immer wieder nachzufragen, wandte er sich an Petra. »Frau Waitl, Ihr Job ist es, alle möglichen Daten zu sammeln und auszuwerten. Sie werden sich um nichts anderes mehr kümmern, verstanden?«
»Auch nicht um die verschwundenen Waffenlieferungen?«, fragte Petra.
Ihr Vorgesetzter fluchte. »Die Sache hätte ich beinahe vergessen. Dabei geht in den nächsten Tagen eine weitere Sendung ab. Wenn die auch nicht ankommt, sind wir einen Verbündeten los.«
»Soll ich die Container begleiten und überwachen?«, fragte Torsten hoffnungsvoll, doch Wagner schüttelte den Kopf.
»Dafür habe ich schon Leute eingeteilt. Was ich mit Ihnen und dem Leutnant mache, sage ich Ihnen morgen. Und jetzt gehen Sie an die Arbeit. Oder glauben Sie, der Schurke mit dem Supergewehr meldet sich von selbst bei uns?«
»Nein, Herr Major, das glauben wir nicht!« Renk salutierte übertrieben und verließ das Zimmer. Henriette folgte ihm wie ein Schatten, während Petra an der Tür stehen blieb.
»Wie heißt die Tote eigentlich? Ich brauche den Namen, wenn ich nach Informationen suchen soll.«
»Nicole Kaffenberger. Sie ist die Ehefrau des Geschäftsmannes Caj Kaffenberger, eines vielfachen Millionärs. Wenn Sie mir sagen könnten, weshalb unser Schlumpschütze statt entlassener Verbrecher diesmal eine unbescholtene Frau erschossen hat, halte auch ich Sie für ein Genie!«
»Ich werde mich bemühen.« Petra verließ ebenfalls Wagners Büro und kehrte in ihr Zimmer zurück. Sie fand dort Torsten vor, der inzwischen seinen Laptop geholt hatte und, von Henriette unterstützt, nach verwertbaren Daten suchte.
SECHS
T orsten Renk wusste, dass es so mit ihm und seiner Auszubildenden nicht weitergehen konnte. Obwohl er das Generalstöchterchen auf den Mond wünschte, durfte er sich bei seiner Arbeit nichts zuschulden kommen lassen. Da Wagner ihm befohlen hatte, sie auszubilden, würde er es auch tun. In sich hineingrinsend legte er sich die ersten Schritte zurecht. Leutnant von Tarow sollte es gründlich bedauern, sich zum MAD gemeldet zu haben.
»Je eher sie das Handtuch wirft, umso besser«, sagte er sich. Sobald er dieses Anhängsel los war, würde Wagner ihm wieder vernünftige Aufträge erteilen.
Zufriedener als in den Wochen vorher betrat Torsten an diesem Morgen sein Büro. Wie immer saß Henriette von Tarow bereits vor ihrem Laptop.
»Ach ja, Leutnant. Da Sie schon einmal hier sind, können Sie mir von nun an jeden Morgen die wichtigsten Nachrichten zusammenstellen und ausdrucken, damit ich sie gleich parat habe.«
»Guten Morgen, Herr Oberleutnant!« Henriette war verblüfft, denn so munter hatte sie Renk noch nicht erlebt.
»Ach ja! Guten Morgen. Das hatte ich ganz vergessen.« Torsten setzte sich an seinen Schreibtisch, schaltete seinen Laptop an und sortierte die eingegangenen Mails.
Unterdessen rief Henriette die wichtigsten Nachrichten auf und druckte die Texte aus. Den kleinen Papierstapel schob sie zu Renk hinüber. »Hier sind die gewünschten Informationen, Herr Oberleutnant.«
»Danke!« Torsten nahm das erste Blatt zur Hand und überflog es. »Der Waffentransport nach Somaliland sollte diesmal nicht schiefgehen. Sonst haben wir dort einen Verbündeten weniger.«
»Das hat auch der Major letztens gesagt!«
»Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern.« Torsten legte den Bericht über die Unruhen in Somalia beiseite und ergriff das nächste Blatt.
Gut eine Viertelstunde konnte man im Büro nur das Klappern der Tasten und das Rascheln von Papier vernehmen. Dann schob Torsten die ausgedruckten Blätter beiseite und musterte Henriette nachdenklich. Sie ist zu klein und zu zierlich für diesen Job, sagte er sich. Zwar konnte sie gut Auto fahren, aber darauf kam es nicht an. Wenn sie in Wagners Truppe blieb, würde sie bald in Gegenden kommen, in denen Kugeln bereits zum Frühstück serviert wurden.
»Wie steht es eigentlich mit Ihren Schießkünsten?«, fragte er.
Henriette blickte überrascht auf. »Ich habe die für die BW-Laufbahn vorgeschriebenen Lehrgänge gemacht und dabei mit der jeweils vorgestellten Waffe geschossen.«
»Um es auf den Punkt zu bringen: Sie sind nicht im Training. Aber bei unserer Arbeit ist es überlebensnotwenig, seine Waffe zu beherrschen. Ich glaube, wir lassen den Papierkram fürs Erste liegen und sehen uns den Schießplatz an.«
»Aber wir sollen doch Frau Waitl helfen«, wandte Henriette
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