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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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doch, Timna, was Epidemiologie bedeutet?« -, sah Sima nervös vor sich hin. Das hatte sie nicht erwartet: Connie kaperte Timna für Nate, riss sie an sich. Sie selbst, Sima, hatte keine Möglichkeit, da mitzuhalten, keinen smarten, aufregenden Mann, den sie als Köder auswerfen konnte.
    »Er studiert Krankheiten«, erklärte Art. »Um ein Heilmittel zu finden.« Er legte den Arm um Connie und strich über ihre Schulter.
    Sima entging die Geste nicht: eine gedankenlose, beiläufige Geste, aber eine, die in ihrer Ehe nie vorkam.
    »Aber ist das nicht gefährlich?«, fragte Sima, die wusste, dass Connie sich deswegen sorgte, obwohl Nate ihr versichert hatte, dies sei nicht der Fall. »Wie ist das möglich?«, hatte Connie mehr als einmal lamentiert, »wie kann es ungefährlich sein, den ganzen Tag mit Viren umzugehen? Man braucht doch nicht Medizin studiert zu haben, um zu wissen, dass man dabei krank werden könnte.« Sima versuchte immer wieder, sie zu beruhigen: »Heutzutage, in unserem Jahrhundert, wird doch steril gearbeitet«,
»heutzutage kennen sie sich zu gut aus, um jemanden irgendwelchen Gefahren auszusetzen.« Natürlich hatte sie keine Ahnung, was heutzutage und in diesem Jahrhundert oder was überhaupt in Laboren passierte - und tatsächlich kam ihr allein schon das Wort Labor unheimlich und düster vor. Eigentlich hätte es sie nicht überrascht, wenn Nate nur nachts oder bei stürmischem Wetter arbeitete.
    Connie sah Sima mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Diese zuckte die Achseln. Sie wusste, dass es falsch war, Connies Ängste zu schüren, aber sie hörte fast, wie Alon über ihre schnelle Gerade lachte, und lächelte, als Nate - mit dem Harvard-Diplom in der einen Hand, dem Mikroskop in der anderen - rückwärts zu Boden ging.
    »Es ist nicht unbedingt ein Hochrisiko-Job«, sagte Connie. »Ihr Freund ist wo?«, fragte sie zu Timna gewandt. »In der Armee?«
    Sima wand sich.
    »Ja«, antwortete Timna, »Gott sei Dank nur noch acht Monate.« Sie blickte auf ihre Finger hinab, acht ausgestreckt, zwei nach innen gebogen, und lächelte. Sima betrachtete sie ebenfalls. Acht Finger auf dem Tischtuch, jeder einzelne ein Monat, in dem Timna ihr gehören würde. Sie stellte sich die Kalenderbilder der Jahreszeiten auf den Nägeln vor, das Gold des frühen Herbstes, fallende Blätter, Kürbisse, Holunder und rote Beeren, Schlittschuhläufer auf einem Fluss nahe einem niederländischen Dorf, und dann Vögel, gelbe Blumen, die durch dunkle Erde sprossen - Frühling.
    Das Bild des k.o. geschlagenen Nate grinste noch immer vom Boden zu ihr herauf. Sima konnte kämpfen, so viel sie wollte, am Ende würde sie Timna trotzdem verlieren.

    Sima beobachtete, wie Timna die mit Soße übergossenen Fleischscheiben aufschnitt und die würzigen Karotten mit der Gabel
aufspießte. Ihr Mund ging auf und zu, ihre Lippen bewegten sich beim Kauen, sie lächelte leicht. Sima beobachtete sie genau und war jedes Mal stolz, wenn sie die Gabel senkte, um mehr zu essen. Als Timna ihr Glas abstellte, blieb ein roter Abdruck am Glasrand zurück, der Abdruck ihrer Unterlippe, die sich zu einem Kuss öffnete.

    »Hast du gesehen, wie Timna gleich zugegriffen hat bei dem Angebot, etwas Braten mit heimzunehmen?«, sagte Sima stolz, als sie den Geschirrspüler einräumte. »Ich musste es ihr nicht zwei Mal anbieten.«
    »Was sollte sie denn sonst sagen?«, fragte Lev und stellte vier Weingläser neben die Spüle. »Du bezahlst sie schließlich.«
    Sima runzelte die Stirn. »Vielen Dank.«
    »Wofür? Ich mein ja bloß.«
    Sie gab Spülmittel in die Maschine und schloss die Klappe. »Hat dir das Essen nicht geschmeckt?«
    »Doch, doch. Bloß die Hähnchenbrust war ein bisschen trocken.«
    »Es gab Soße.«
    Lev zuckte die Achseln.
    Sima drehte sich um. Hinter ihr rauschte heißes Wasser in die Maschine, das Summen drang durch den Raum und durch sie hindurch. »Es ist viel Arbeit, weißt du«, sagte sie. »Ich hab fast die ganze Woche in der Küche zugebracht, du hast ja so gut wie gar nicht geholfen.«
    »Du hast gesagt, wie schön es sei, wieder zu kochen.«
    »Ja, einen Tag lang vielleicht. Aber danach hättest du wirklich auch helfen können. Nicht dass es nicht wichtig wäre, den ganzen Tag Baseball im Fernsehen anzuschauen, aber …«
    Lev schloss die Augen und rieb mit der Hand darüber. »Vergiss
es, Sima. Vergiss, dass ich was gesagt habe. Ich helf dir morgen beim Aufräumen, aber jetzt leg ich mich hin.«
    Sima sah ihm nach, als er

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