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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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tatsächlich schockiert die Augen auf. »Und wo wohnt Shai, bei seinem Bruder?« Sie wusste, sie sollte nicht so neugierig sein, aber es gefiel ihr nicht: Timna blieb lange aus und übernachtete bei Fremden.
    »Nein, er wohnt im East Village. Das Apartment würde Ihnen gefallen, Sima. Die Hälfte der Wände sind offenes Mauerwerk, und es gibt einen riesigen Marmorkamin. Das Badezimmer ist so alt, dass man an einer Kette ziehen muss, um die Toilettenspülung zu bedienen …«
    Sima sah sie an und fragte sich, wie Timna darauf kam, dass ihr irgendetwas in dieser Art gefallen könnte.
    »Und sein Schlafzimmer geht auf diesen Gemeinschaftsgarten hinaus, der von Puerto-Ricanern gepflegt wird. Es ist ein ganz besonderer Garten - mit großen, einfach riesigen Kürbissen und Bänken, auf denen man sitzen kann, und einer großen Frosch-Statue, in die Kinder hineinkriechen können.« Timna trank einen Schluck Kaffee. »Es ist wie eine Oase, mitten in der Stadt.«

    Sima sah Timna an. »Das ist schon ein erstaunlicher Ausblick von einem Schlafzimmer.« Sie dachte an Alon und schickte ihm eine stumme Botschaft: Sie sollten lieber schnell herkommen. »Kein Wunder, dass Sie spät dran sind, mit der U-Bahn muss es eine Stunde gedauert haben.«
    »Ich hab mir seinen Wagen geliehen. Den müssen wir heute Abend ohnehin nach New Jersey zurückbringen.«
    Sima wollte schon fragen: »Er leiht Ihnen seinen Wagen?«, aber die Türglocke klingelte, und jemand kam in den Laden. »Mrs. Gilman«, sagte Sima und küsste die ältere Frau, froh, von Timnas schrecklicher Geschichte nichts mehr hören zu müssen, wo jedes Detail immer noch schlimmer war als das vorhergehende. »Ich hab an Sie gedacht.« Mrs. Gilmans Hände zitterten leicht, während Sima sie festhielt. »Ich hab gerade eine Lieferung bekommen«, fuhr sie fort und zeigte auf die Regale mit Schachteln, »sie nennen sie Arthritis-BHs. Vorderverschluss aus Klettband. Ich hab’s selbst ausprobiert, es hält.«
    »Klettband?« Mrs. Gilmans Mundwinkel zitterten und bogen sich leicht nach unten.
    »Sie müssen sich nicht mehr mit Haken oder Schnappverschlüssen abmühen. Ich sage Ihnen, Sie werden begeistert sein. Timna?« Sima war erleichtert zu sehen, dass die junge Israeli den Kaffee abgestellt hatte und die BHs holen ging. »Timna wird Ihnen helfen. Ich muss nur schnell auf die Toilette.«
    Sima ließ das Wasser ins Waschbecken laufen, während sie sich im Spiegel betrachtete, und angesichts des verbitterten, harten Gesichtsausdrucks, der ihr entgegenstarrte, schüttelte sie den Kopf. Es ist nicht dein Leben, sagte sie sich, es geht dich nichts an. Lass sie Alon verlieren, wenn sie es will, es ist nicht deine Aufgabe, ihn festzuhalten.
    Sie drehte den Hahn zu, war aber nicht überzeugt.

    Während Sima auf den nächsten Arzttermin wartete - in der Hoffnung, er würde das Rätsel lösen, das letzte Stück des Puzzles einsetzen -, träumte sie von Babys. An guten Tagen konnte sie sich an ihre Träume nicht erinnern, an schlechten schon. Darin suchte sie panisch nach verschwundenen Säuglingen oder beugte sich über reglose Körper von toten.
    Im Supermarkt wurden die Babys dünn vor Hunger und rutschten durch die Metallgitter der Einkaufswagen, um in den neonlichtbeschienenen Gängen zwischen den Regalen zu verschwinden. Wenn sie den Mund aufmachte, um die Angestellten, die die Regale auffüllten, zu fragen, ob sie ein Kind gesehen hätten, fragte sie stattdessen nach Bohnendosen oder Gurkengläsern, solche Angst hatte sie, preiszugeben, was sie getan hatte.
    Im Schwimmbecken wollte sie das Baby nur einmal eintauchen, vergaß aber, es wieder hochzuheben. Am Boden des Beckens wuchsen Gräser, und sie zerrte an den Pflanzen, sodass der Grund zwischen den glatten Kacheln schlammig wurde, und dennoch konnte sie das Kind nicht finden.
    Oder ihre eigene Wohnung war der Schauplatz ihres Verbrechens - sie legte das Baby nur einen Moment in den Korb, aber es rutschte geräuschlos unter die Plastikauflage, und sie fragte sich, wann genau es zu atmen aufgehört hatte und ob es schon zu spät war.
    Babys waren so fragil, starben so leicht, und sie war für immer verloren. Die Reue legte sich wie ein Gehäuse um Simas Seele: wenn doch nur, wenn doch nur. Sie war für immer dazu verdammt, jeden Tag nach einem Kind zu rufen, das nie kommen wollte.
    Aus diesen Träumen wachte Sima auf, nass vor Schweiß, sie presste die Zähne zusammen, und ihr Körper krümmte sich. Doch unter der Dusche wusch sie die

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