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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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müssen«, er hielt inne und lächelte leicht, »bis zu einem gewissen Grad unangenehm sind.«
    Sima schlug die Beine übereinander und faltete die Hände im Schoß. »Ich mache, was immer nötig ist«, antwortete sie, ganz erfüllt von ihrer Entschlossenheit.
    Der Arzt grinste und überraschte Sima mit seinem gelben Gebiss. »Und Ihr Mann?«, fragte er. »Haben Sie mit ihm darüber gesprochen? Wir versuchen heutzutage immer, Paare gemeinsam zu beraten.«
    Sima versicherte dem Arzt, dass Lev von ihrem Besuch wisse, dass es für ihn als Lehrer aber nicht leicht sei, mitten am Tag freizubekommen.
Sie erwähnte nichts von dem Streit vor ein paar Tagen, als ihr klar geworden war, dass er nicht vorhatte, sie zu begleiten.
    »Find raus, wie’s geht«, hatte er gesagt, als er sich in Erwartung des Abendessens an den Küchentisch setzte, »und dann können wir einen sinnvollen Plan ausarbeiten. Aber ich kann nicht einfach wegen nichts den Unterricht versäumen …«
    »Wegen nichts?«, fragte Sima und dachte an ihren Körper, ihr Herz, an ihre Wünsche, die sich mehr und mehr auf ein Kind konzentrierten, und zwar so stark, dass es fast physisch wehtat. Sie hatte in dieser Woche alle Verabredungen mit Connie abgesagt, blieb zu Hause und schützte Krankheit vor, nur um das Gefühl der Enge nicht spüren zu müssen, wenn sie Connie zusah, wie diese ihr Baby wiegte und gurrend mit den Lippen über seine Haut strich.
    »Der Arzt wird dir sagen, dass du dir keine Sorgen machen brauchst«, erklärte ihr Lev.
    »Ach nein?«, fragte Sima und stand auf, um das Hähnchen im Rohr zu prüfen. »Warum bin ich dann in zwei Jahren nicht schwanger geworden?«
    »Aber du führst diese Tabelle doch erst seit vier Monaten. Hör zu, Sima«, sagte er, als sie die Backofentür öffnete, »wenn du einen Arzt aufsuchen willst, dann ist das in Ordnung, nichts spricht dagegen. Aber es ist nicht so, als würde man dich in die Notaufnahme bringen oder dergleichen. Nichts, weswegen ich die Arbeit verpassen müsste.«
    Sima senkte den Kopf in die aufsteigende Hitze. »In Ordnung«, sagte sie, zu wütend, um weiter zu protestieren - er sollte sie verstehen, sie sollte ihm nichts erklären müssen -, »dann geh ich eben allein.« Sie stach mit der Gabel in das Hähnchen, um zu prüfen, ob der Saft klar herausrann, und registrierte mit grimmiger Miene das dünne Rinnsal Blut, das heraustropfte.

    Der Arzt nickte zu ihrer Erklärung für Levs Abwesenheit, sein Gesichtsausdruck ließ sich nicht deuten. »Also«, sagte er, »beginnen wir mit ein paar Bluttests und einer grundsätzlichen Untersuchung des Beckens.« Er skizzierte, wie danach weiter verfahren werden sollte: eine Spermaprobe von Lev und eine Reihe von Untersuchungen bei ihr: eine Untersuchung des Zervix-Schleims, eine endometriale Biopsie, eine Rubinsche Gasinsufflation und anschließend eine Hysterosalpingographie. Er sprach die seltsamen Wörter schnell hintereinander und benutzte dazu die Finger, als liste er die Zutaten für ein Kochrezept auf.
    Sima nickte und stellte keine Fragen. Sie war dankbar für seine Aufmerksamkeit. Die Praxis mit den weißen Kitteln und dem Geruch nach Babypuder in der Luft gab ihr das Gefühl, sie werde, wenn sie sich nur genau auf der vorgegebenen Linie bewegte - ein Test nach dem anderen, ausgerichtet nach ihrem Zyklus -, am Ende dafür eine Belohnung bekommen. Sie gab bereitwillig ihr Blut, entblößte fast übereifrig den Arm für die Schwester und zuckte nicht zusammen, als sich das kalte Metall des Spekulums an ihr Fleisch drückte, der Arzt zwischen ihre Beine trat und seine Hand in ihr verschwand, sondern erinnerte sich, dass dies, wie alles andere, bloß eine Untersuchung war.

10
    T ut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagte Timna und zog ihre Jeansjacke aus, als sie den Laden betrat. »Wir sind mitten in der Nacht aus Philly zurückgekommen, und heute Morgen hab ich’s kaum aus dem Bett geschafft.«
    »Aha«, erwiderte Sima und sah auf ihre Uhr, als hätte sie nicht auf die Zeit geachtet, obwohl sie ständig auf die Uhr gesehen hatte, seit sie vor zwanzig Minuten heruntergekommen war. »Möchten Sie Kaffee? Oben gibt’s welchen.«
    »Das wäre großartig, danke.« Timna hob die Arme und streckte sich. Sima wandte sich schnell ab. »Und wie war Ihr Wochenende?«, fragte Timna. »Haben Sie diese Sache erledigen können - die Blätter aus der Dachrinne zu entfernen?«
    Sima nickte, verlegen, weil sie eine so banale Aufgabe überhaupt erwähnt hatte. Wie

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