Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
Vom Netzwerk:
ihrer
Freunde in andere Gegenden, nach Marine Park, Flatbush, Canarsie. Sima und Lev blieben. Simas Geschäft war in Boro Park, und am Ende war es alles, was sie hatte, wie sie oft dachte.
    Sima beobachtete nervös vom Wohnzimmerfenster aus, wie sich Lev über die Dachrinne beugte. Er ist zu alt für diese Arbeit, dachte sie, als sie sah, wie der Wind sein weißes Haar zerzauste. Sie hätten einen Fachmann bestellen sollen. Als er sich zu schnell bewegte, um das Gleichgewicht zu halten, schrie sie: »Lev, pass auf!« und begleitete, die Lippen zusammengepresst, jeden seiner Schritte mit einem Kopfnicken, während er sich entlang der Dachrinne vorwärtsbewegte.
    Gott sei Dank, dachte sie, als er fertig war, und schwor sich, nächstes Jahr jemanden in den Gelben Seiten zu suchen. Wozu sich solchen Ängsten aussetzen? Aber gerade, als sie Lev dankte, bemerkte sie den Schmutz an seinen Schuhen, und was dachte er sich überhaupt dabei, die im Haus zu tragen?
    »Überall Dreck«, sagte Sima zu Timna, obwohl es tatsächlich bloß ein paar Schmutzspuren auf dem Boden gewesen waren, nichts, was sie nicht leicht hätte wegwischen können.
    »Ach, wie schrecklich.«
    Sima nickte und überlegte krampfhaft, was sie sonst noch erzählen könnte. Sie wollte Timna zum Lachen bringen. »Ich meine, wenn ich Lev nicht im Auge behalte, weiß man nicht, was er sonst noch alles anstellt.« Sie sah Timna an und senkte die Stimme. »Hab ich Ihnen je die Geschichte mit dem Küchenmagneten erzählt?«
    Timna schüttelte den Kopf.
    »Oh, das muss ich - warten Sie, Ihr Kaffee. Lev!«, rief Sima und ging zur Treppe. »Lev!«
    »Was?«, kam die Antwort gedämpft durch die Tür.
    »Bringst du Timna Kaffee, bitte? Kaffee! Keine Milch, keinen Zucker!« Sie wandte sich Timna zu und wehrte mit einer Handbewegung
ihren Dank ab. »Das ist keine Mühe, er tut doch sonst den ganzen Tag nichts. Also, das war urkomisch. Wir hatten diese Magneten, ich weiß nicht mal, woher. Sie sahen aus wie Plätzchen mit Glasur und Dekostreuseln.« Sima formte mit Daumen und Zeigefinger ein O. »Sie hingen am Kühlschrank, ich weiß nicht, wie lange, zwei Jahre vielleicht. Ich meine, einfach am Kühlschrank, wo Lev sie jeden Tag sehen konnte.«
    Timna nickte und legte die Hände auf die Stuhllehne.
    »Eines Tages, wer weiß schon, warum, fiel einer der Plätzchen-Magneten auf den Boden. Das Erste, was ich davon mitbekam, war ein Schrei aus der Küche. Ich bin hingelaufen …«
    »Und Lev hatte den Magneten gegessen?«
    »Nun, er hat hineingebissen«, erklärte Sima, enttäuscht, dass Timna ihr die Pointe gestohlen hatte. »Hat sich fast ein Stück vom Zahn abgebissen. Er hatte Glück, so ein abgebrochenes Stück zu ersetzen, kostet eine Menge, und die Versicherung zahlt nicht dafür. Aber können Sie sich das vorstellen? Ein Plätzchen auf dem Boden liegen zu sehen, abgesehen davon, dass es ein Magnet ist, es aufzuheben und zu essen?«
    Lev kam mit dem Kaffee für Timna die Treppe herunter. Er hielt die Tasse vorsichtig mit zwei Händen und streckte sie von sich weg, damit sie nicht überschwappte.
    »Danke«, sagte Timna, als sie die Tasse nahm. »Sie haben keine Ahnung, wie dringend ich den brauche.«
    Lev trat von einem Bein aufs andere und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. »Lev«, kam ihm Sima zuvor, aus Angst, er könne einen lächerlichen Kommentar abgeben, »gleich kommen Kunden. Du musst wieder nach oben.« Er sah auf seine Uhr, nickte, hob die Hand zu einem Abschiedsgruß und verschwand. Timna lächelte ihm nach.
    »Also«, begann Sima und wartete, bis sie Timnas Aufmerksamkeit hatte, »Sie hatten ein tolles Wochenende.« Sie zog eine
Augenbraue hoch, begierig alles zu erfahren - die Einzelheiten würde sie Lev am Abend erzählen. Es würde eine gute Geschichte abgeben.
    Timna nickte. »Vor allem letzten Abend«, sagte sie, stellte die Tasse auf den Nähtisch und nahm eine Handcreme aus der Schublade. »Nurit interessiert sich für Musik, und es gab eine Reihe Konzerte in der Stadt.« Timna verrieb die Creme zwischen den Händen. »Und letzten Abend hat die Band einfach nicht aufgehört zu spielen. Es war schon nach zwei, als wir gingen.«
    »Und Ihre Kusinen haben nichts dagegen, wenn Sie so spät heimkommen?« Sima hatte ihre Zweifel, was das moralische Rückgrat der Kusinen anging. Sie kamen nie in den Laden, schienen kein Interesse an Timnas Leben zu haben.
    »Ach, ich bin bei Shai geblieben, um sie nicht zu wecken.«
    Sima riss einen Moment lang

Weitere Kostenlose Bücher