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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Sima. »Das gibt’s nur in New York.«
    Als sich ein breites Grinsen auf Connies Gesicht ausbreitete, wurde Sima klar, wie sehr ihre Freundin auf ihre Zustimmung gehofft hatte.
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Connie lachend. »Und als ich die Anzeige gesehen habe, hätte ich nie gedacht … Aber dann …«
    »Was hast du zu verlieren?«
    »Genau.«
    Sima lächelte. »Erzähl mir alles«, fügte sie hinzu und ließ ihrer Neugier freien Lauf. Connie brauchte sie schließlich. »Was hast du gesagt? Was hat er gesagt?«

    Connie beugte sich vor und erzählte die Geschichte. Sie hatte eine Nachricht hinterlassen, er rief zurück, und sie vereinbarten, dass er sie zur Bat-Mitzwah ihrer Großnichte begleiten sollte. »Ich konnte einfach nicht allein hingehen«, erklärte sie. »All die Verwandten, all die mitleidigen Blicke und unerwünschten Ratschläge. Du kennst mich, Sima - ich bin nicht fürs Alleinsein gemacht.«
    Sima nickte. Sie wusste das.
    »Also - es war nett. Er war nett.«
    »Ist das alles, nett?« Sie spürte, dass es mehr zu erzählen gab, und wollte es hören.
    »Jedenfalls ist er besser als der Kieferchirurg, das steht fest.«
    »Jeder ist besser als der Kieferchirurg.« Myrna Silvers Bruder hatte sowohl an einem Augenzucken als auch an einem zuckenden Bein gelitten. Es machte Connie ganz seekrank, wie sie später erzählte.
    Connie lachte. »Das stimmt.« Dann fügte sie flüsternd hinzu: »Ich hab ihn mit nach Hause genommen.«
    »Nein!«
    Connie nickte. »Also, ich meine, er hat mich heimgefahren. Und es wäre doch unhöflich gewesen, ihn nicht reinzubitten.«
    »Ist irgendwas …«
    »Ach, Sima.« Connie bedeckte das Gesicht mit den Händen, aber Sima konnte sehen, dass sie lächelte. »Ich komme mir wieder wie ein Schulmädchen vor, selbst darüber zu reden …«
    »Ich auch«, antwortete Sima. Es war ein schönes Gefühl.
    »Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir saßen auf der Couch - das Bett wäre mir zu unheimlich gewesen. Wir haben uns geküsst. Stell dir vor, Küsse auf der Couch? Wie lange ist das her?«
    Sima schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Ich hatte ganz vergessen, wie unbequem eine Couch sein kann, um die Wahrheit zu sagen …«

    Sima sah sie erneut an, lachte wieder, und diesmal stimmte Connie mit ein, und bevor sie sich’s versahen, kicherten sie wie Teenager.
    Aber dann brach Connies Lachen plötzlich ab.
    Sima sah, dass Connie weinte, und sie wusste, dass es nichts gab, was sie sagen konnte.
    »Was für ein Desaster, nicht wahr?«, fragte Connie, als sie wieder zu Atem kam.
    »Weißt du was?«
    »Was?« Connie drückte eine Serviette an die Augen.
    »Ich bin so stolz auf dich.«
    Connie schwieg einen Moment und legte die Serviette weg. »Soll ich dir was sagen?«
    Sima wartete.
    »Das ist vielleicht das Netteste, was je einer zu mir gesagt hat.« Connie drückte Simas Hand. Ihre Blicke trafen sich, und sie sahen sich lange in die Augen.

    Vier Monate nachdem Faye ihr Geschäft verkauft hatte, eröffnete Sima »Simas Unterwäsche für Damen«, das mit dem Geld aus dem bestickten Beutel ihrer Mutter und einem Bankdarlehen finanziert wurde. Sie glaubte nicht, dass ihre Mutter mit der Verwendung des Geldes einverstanden gewesen wäre. Die Ersparnisse waren kein Geschenk, das man hätte verjubeln oder investieren dürfen, sondern eine Lektion in Sparsamkeit: All das habe ich beiseitegelegt von den paar Kröten, die mir dein Vater jede Woche gegeben hat. Das zeugte eher von Entbehrung als von Reichtum. Aber als Sima in der Bank den Kassenbeleg in ihre Tasche steckte - fast alles würde für den Kauf von Fayes Warenbestand, von Kasse, Ladentheke und einigen Stühlen verwendet werden -, wurde sie ganz rot vor Freude bei dem Gedanken, dass dieses Geld ihr die Unabhängigkeit erkaufen
würde, ein ganz anderes Leben, als ihre Mutter es geführt hatte.
    In den ersten Monaten kam sich Sima wie eine Hochstaplerin vor, wie eine Frau, die Kompetenz und Fachwissen nur vortäuschte. Sie machte sich Sorgen, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben; es würde keine Kundschaft kommen, sie bliebe allein und würde schließlich, wie sie Connie gegenüber scherzte, von all den Schachteln begraben werden.
    Aber die Kundschaft kam. Jedes Mal, wenn die Türglocke bimmelte, überlief Sima ein wohliger Schauer vor Verwunderung - sie waren ihretwegen hier, dabei hatte sie nur einen Nachbarjungen bezahlt, ein paar Zettel zu verteilen, wozu allerdings noch die Mundpropaganda von Faye kam. Und obwohl sie

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