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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Zielstrebigkeit und Stolz nicht Freude waren, einen nicht mit hoch erhobenen Armen am Strand herumtanzen ließen. Wenn sie sich an Faye erinnerte, erinnerte sie sich auch an eine Zeit, als sie noch um jene verlorene Chance auf Glück trauerte, eine Zeit, die vor der Resignation lag, bevor sie sich ihrem Schicksal ergab, eine Zeit, als der Verlust der Liebe noch schrecklich wehtat.
    Sima wünschte, sie könnte Faye sagen, wie sehr sie sie bewundert hatte, wünschte, die Worte kämen nicht immer erst
dann, wenn sie der, für den sie gedacht waren, nicht mehr hören konnte. Ich habe sie verloren, dachte sie, während sie sich im Spiegel ansah, ich habe sie verloren und bekomme sie nie mehr zurück. Tränen stiegen auf, doch als sie die Schranktür öffnete und ihr Spiegelbild verschwand, dachte sie an die andere Frau, die sie verloren hatte - ihr eigenes junges Ich, das voller Sehnsucht gewesen war -, und blinzelte die Tränen weg. Gott sei Dank, dachte sie, als sie Levs Cholesterin-Pillen herausnahm und den Schrank schloss, Gott sei Dank ist das alles vorbei.

25
    I ch hab auf Sie gehört«, verkündete Timna und drehte sich zu Sima um, während sie die Tür hinter der letzten Kundin des Tages schloss.
    »Was die Strumpfhosen betrifft? Ich sagte Ihnen doch, für ältere Frauen sind die mit Verstärkung im Höschenteil die besten.«
    Timna lachte. »Nicht, was die Strumpfhosen betrifft«, antwortete sie und zog ein rotes Seidentuch aus der Tasche, das sie sich um den Hals legte. »Sondern was Alon, was die Trennung angeht.«
    »Ah ja?« Sima setzte sich hinter den Ladentisch. »Sie haben ihn angerufen?«
    Timna nickte. »Ich hab ihm gesagt, dass es mir leidtut«, erwiderte sie und tupfte den Finger in ein neues Döschen mit Lippenbalsam, bevor sie es Sima über den Ladentisch zuschob.
    »Und was hat er geantwortet? Kommt er her?« Sima griff nach dem Lippenbalsam und spürte ein gewisses Triumphgefühl in sich aufsteigen: Timna würde das Baby bekommen, sie, Lev und Alon würden mit ihr ins Krankenhaus fahren und bitteren Kaffee aus Styroporbechern trinken, während sie aufgeregt auf die wundervollen Neuigkeiten warteten …
    »Er sagte …« Timna hielt inne und grinste Sima an. »Er sagte, er habe seit unserer Trennung jeden Tag darauf gewartet, dass ich anrufe.«
    »O Timna.« Sima konnte es nicht erwarten, Lev davon zu erzählen, alles für Alons Besuch vorzubereiten.
    »Wir werden uns im Westen treffen, wie wir es ursprünglich geplant hatten, und ein bisschen herumreisen. Aber nicht nur
wir zwei: Nurit kommt mit und ein paar Freunde aus Israel, also haben wir Zeit, um zu sehen …«
    Timna sprach weiter, aber Sima hörte nicht zu. Sie legte den Finger an die Lippen und verteilte den Balsam darauf. Einen Moment lang schloss sie die Augen und verscheuchte das Bild von dem Warteraum mit den Zeitschriften, die sie vor Aufregung nicht hätte lesen können. Sie fühlte sich überrumpelt und kam sich albern vor - war es nicht immer so mit jungen Paaren, und warum hatte sie sie wieder zusammengeführt, wenn sich Timna dadurch nur umso weiter entfernte? Mit Connie war es das Gleiche - sie hatte sich um Connie gekümmert, bis diese stark genug war, sie hinter sich zu lassen. »Das ist wundervoll«, erklärte Sima mit einem matten Lächeln um die Mundwinkel, »das sind ja großartige Neuigkeiten.«
    »Danke. Aber es ist nichts Besonderes. Wir werden sehen, das ist alles.«
    Sima nickte. Was immer auch mit Timna nicht stimmen mochte, jetzt hatte sie jemanden an ihrer Seite, der ihr beistehen würde. Was für eine Erleichterung, und was für eine schmerzliche Enttäuschung - sie selbst hatte die geringe Bedeutung eingebüßt, die sie sich als Timnas Mitstreiterin, als ihre Beschützerin ausgemalt hatte.
    Und dann gab es da noch Shai.
    »Haben Sie und Alon über alles gesprochen, was in letzter Zeit passiert ist?«, fragte Sima.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Über alles, was sich hier abgespielt hat? Dass Sie in letzter Zeit so krank gewirkt haben?«
    »Sima«, erwiderte Timna und zog ihre mit weißer Wolle eingefasste Jeansjacke an, »wie oft wollen Sie mich noch als krank bezeichnen?« Sie beugte den Kopf und knöpfte die Jacke zu. »Ich krieg noch einen Komplex.«

    »Aber es ist wahr. Tatsächlich hab ich mir solche Sorgen gemacht«, sie sah Timna an und wurde plötzlich so wütend, ausgeschlossen zu werden, nach allem, was sie bereit gewesen war zu opfern, »dass ich mit Shai darüber gesprochen habe. Ich habe ihm gesagt,

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