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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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dem ummauerten Garten bauten sie einen dicken runden Schneemann mit Augen aus schwarzen Steinen. »Er sieht wie Mrs. Blatch aus«, sagte Thomasine, und sie bewarfen ihn mit Schneebällen, bis sie alle zusammen lachend in die Schneewehen fielen.
    Bevor der Schnee schmolz, gab es für Daniel wenig Arbeit draußen. An den Abenden schrieb er, tagsüber versorgte er die Tiere auf dem Hof und achtete darauf, daß das Cottage wetterfest war. Als der Schneesturm nachließ, kramte er im Schuppen herum, fand schließlich, wonach er gesucht hatte, und trug seine Trophäe, sorgfältig in Sackleinen eingewickelt, in die Küche.
    In der Küche war es gemütlich warm. Fay stampfte Kartoffeln, im Herd brutzelte etwas. Daniel stellte das Bündel auf den Tisch und begann es auszuwickeln.
    Â»Iih«, sagte Fay, als sie sich umdrehte. »Das ist ja alles voller Spinnweben. Kannst du das nicht draußen machen?«
    Er sagte nichts, sondern hielt triumphierend seine Trophäe hoch. »Schau.«
    Â»Alte Eisenstücke«, sagte Fay und schaute verdutzt. »Schlittschuhe«, antwortete Daniel lächelnd. »Die gehörten meinem Vater und meiner Mutter. Mein Vater war früher Meister im Eisschnellauf. Das sind gute Schlittschuhe, Fay. Aus Metall, nicht aus Bein. Die hat mein Vater gemacht.«
    Mit einem Tuch, das er in Fett tauchte, begann er die Lederriemen einzureiben. Das Leder war spröde und grün verfärbt, wurde aber allmählich weicher. »Sobald wir gegessen haben, gehen wir Schlittschuhfahren«, sagte er.
    Â»Schlittschuhfahren?« krächzte Fay. »Das kann ich nicht. Du weißt, daß ich das nicht kann.«
    Er grinste. »Du konntest auch nicht radfahren. Jetzt fährst du überall mit dem Rad herum.«
    Nach dem Essen überredete er sie, einen Faltenrock, Pullover, Jacke, Schal und Mütze anzuziehen. Dann gingen sie die halbe Meile bis zur Lark, Daniel mit den Schlittschuhen über der Schulter.
    Das Eis auf dem Fluß war hart und glitzernd, die Sonne zeigte sich als rosafarbener Rand um die Wolken. Windmühlen, die von der Zeit und dem Schnee in gleicher Weise stillgelegt worden waren, zeichneten sich schwarz gegen den Himmel ab. Frauen und Männer wirbelten auf dem Eis herum, Kinder lachten und stürzten hin. Daniel half Fay, die Schlittschuhe anzulegen, und führte sie aufs Eis.
    Zuerst hatte sie Angst und klammerte sich an seiner Jacke fest, während ihre Füße nach allen Richtungen ausglitten. Aber er hielt ihre Hände, ließ sie nicht fallen und führte sie von dem Treiben weg in eine stillere Ecke. Schließlich begann sie, sich zu entspannen und fand ihren Rhythmus. Eine Weile fuhren sie nebeneinander her, langsam zuerst, dann immer schneller. Fay sah wundervoll aus mit ihren leuchtenden Augen und den dunklen Haarsträhnen, die unter dem Rand ihrer roten Wollmütze hervorspitzten. Während er dahinglitt, bemerkte Daniel den Delage der Blythes, der, vorsichtig über den festen Schnee fahrend, auf den Fluß zukam. Dieses Land gehörte Nicholas Blythe.
    Fay blieb außer Atem stehen. Daniel nahm sie in die Arme und küßte sie. »Nicht jetzt, Daniel – es sind doch so viele Leute hier.« Sie schob ihn weg, klang aber nicht verärgert.
    Jemand hatte einen Grill aufs Eis gestellt und röstete Kastanien. Daniel kaufte eine Handvoll, so heiß, daß er sie kaum halten konnte. Er schälte ein paar für Fay, während sie am Rad standen und den Eisläufern zusahen. Die Fens waren wundersam verwandelt – zugefrorene Wasserläufe durchschnitten wie silbrige Bänder das weite Weiß. Ein weiteres Auto näherte sich schlitternd auf dem vereisten Weg. Zwei Automobile in Drakesden, dachte Daniel. Mein Gott, wie sich die Zeiten änderten.
    Harry Dockerill rief: »Ein Wettrennen, Gillory! Komm!«
    Daniel wandte sich an Fay: »Macht’s dir was aus?«
    Sie schüttelte den Kopf. Die jungen Männer stellten sich an einer Seite der Eisfläche auf: Vertreter der Familien Dockerill, Gotobed, Hayhoe und Dilley. Daniel überquerte die Fläche, um sich ihnen anzuschließen.
    Â»Du hast nicht die mindeste Chance, Gillory«, sagte Harry grinsend. »Mein Dad hat deinen Dad 1905 geschlagen. Und mein Großvater fünfundzwanzig Jahre davor.«
    Daniel antwortete scherzhaft, daß er sich zum Teufel scheren könne. Jemand stellte die fünf in gerader Linie auf

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