Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
beiden Feldern zum Weg zurück. Mit heißen Wangen und außer Atem erreichte sie den Weg, marschierte aber weiter. Sie verlangsamte ihre Schritte erst, als sie Nicholas’ Vorarbeiter sah, der am Rand der Zufahrt mit einigen seiner Arbeiter sprach.
    Sie bemühte sich, ihre Würde wiederzugewinnen, langsamer zu gehen und die Männer zu grüßen.
    Â»Mr. Carter.«
    Â»Euer Ladyschaft.«
    In Joe Carters Stimme glaubte sie den gleichen Hohn zu hören wie in Daniel Gillorys. Geschickter versteckt vielleicht, aber dennoch unverkennbar.
    Â»Der Weizen scheint dieses Jahr ziemlich spät dran zu sein, Mr. Carter.« Ihre Stimme klang schrill.
    In den Augen des Vorarbeiters war ein Anflug von Ablehnung zu bemerken, den er schnell unterdrückte. »Es war ein schlechter Frühling, Euer Ladyschaft.«
    Die Ausrede aller Farmer, dachte Thomasine. »Andere Felder in Drakesden sind weiter voran«, sagte sie frei heraus. »Das von Mr. Gillory beispielsweise.« Sie sah sich um, immer noch bemüht, die Ruhe zu bewahren. Die Arbeiter starrten sie mit offenen Mündern an. »Und die Gräben müssen gesäubert werden«, fügte sie hinzu und deutete auf die Stellen, wo Riedgras die Wasserläufe zwischen den Feldern verstopfte. »Bei diesem Feld besteht immer Überschwemmungsgefahr.«
    Sie glaubte einen Hauch von Anerkennung in Carters Augen zu sehen. Sie wußte, welche Felder überschwemmt wurden, weil sie als Kind fünf Jahre lang um dieses Dorf geritten war, bis sie jeden Wasserlauf, jede Insel und jeden Flecken schwarzer Erde kannte.
    Carter nickte. »Meine Männer werden das erledigen, Euer Ladyschaft.«
    Thomasine wandte sich zum Gehen. Es mußte fast vier Uhr sein, Zeit für den Tee. Zurück in den Salon und zu der lächerlichen Arbeit, indischen und chinesischen Tee zuzubereiten und Kuchen und Sandwiches an drei Leute zu verteilen, die nicht den mindesten Hunger hatten.
    Als sie den Hügel der Insel hinaufstieg, hörte sie einen der Arbeiter murmeln: »Die soll sich doch lieber um ihren eigenen Dreck kümmern, also wirklich« und kurz darauf das Geräusch der Sensen, die das Riedgras im Graben schnitten.
    Ein paar Wochen später saßen Lady Blythe und Thomasine nach dem Abendessen allein im Salon. Nicholas trank im Speisezimmer seinen Portwein und rauchte eine Zigarette.
    Lady Blythe schenkte den Kaffee ein. »Großartige Neuigkeiten, meine Liebe. Es ist mir gelungen, ein passendes Kindermädchen für dich zu finden.«
    Â»Ein Kindermädchen ?« Thomasines Hand stockte, als sie die Kaffeetasse von Lady Blythe entgegennahm.
    Â»Für das Kleine, Thomasine.« Lady Blythes Ausdruck war gleichgültig und gelassen. »Eine Freundin von mir, Lady Faversham, kennt eine passende Frau. Athene Faversham hat mir versichert, daß Nanny Harper eine ganz ausgezeichnete Person sei.«
    Das Baby sollte in zehn Wochen, Anfang Juni, kommen. Thomasine antwortete: »Ich hatte nicht vor, eine Nanny …«
    Â»Das habe ich schon bemerkt, meine Liebe.« Lady Blythe lächelte nachsichtig. »Derlei Dinge werden leicht übersehen, vor allem, wenn man nicht daran gewöhnt ist, ein Haus von dieser Größe zu führen, nicht wahr? Aber ich freue mich immer, wenn ich dir helfen kann.«
    Â»Ich glaube nicht«, erwiderte Thomasine entschieden, »daß wir eine Nanny brauchen. Viele Leute ziehen heutzutage ihre Kinder selbst auf.«
    Â» Einige Leute«, antwortete Lady Blythe, immer noch lächelnd. »Und du wirst mir sicher zustimmen, daß diese Leute nicht unseres Standes sind.«
    Thomasine konnte ihren Kaffee nicht trinken. Jeden Abend schenkte Lady Blythe eine Tasse für sie ein, und jedesmal blieb sie unberührt stehen. Während ihrer ganzen Schwangerschaft schmeckten ihr weder Kaffee noch Zigaretten.
    Â»Ich dachte, im Säuglingsalter …« Sie suchte nach Worten. »Es ist doch schrecklich, sein Baby von einer Fremden versorgen zu lassen.«
    Es folgte das bekannte melodische Lachen. »Einer Fremden? Was für ein Unsinn, meine Liebe. Ein Neugeborenes kann doch Personen noch gar nicht unterscheiden.«
    Thomasine ließ sich nicht überzeugen. »Ich möchte mich selbst um mein Kind kümmern, Lady Blythe. Darauf freue ich mich schon so sehr. Ich möchte es keinem anderen überlassen.«
    Gestern hatte sie ein Cottage im Dorf besucht, wo ein

Weitere Kostenlose Bücher