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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Fen. Drei verpachtete Cottages und eine Pachtfarm. All dies schrieb Nicholas in säuberlicher Schrift auf. Mit geschlossenen Augen tippte er erneut auf die Karte. Es traf eine Reihe sumpfiger Felder auf dem Weg nach Ely. Er tippte ein letztes Mal, und sein Finger traf gutes Ackerland hinter der Insel.
    Das sollte reichen, dachte er. Das sollte Max zufriedenstellen. In dem Gefühl, gute Arbeit geleistet zu haben, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und wischte sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Die Epidemie begann langsam und breitete sich dann mit unerbittlicher Schnelligkeit aus. Zuerst hörte Thomasine davon von Joe Carter, dem Vorarbeiter. Seit Frühjahrsanfang hatte sie immer öfter die Nachmittage mit dem Vorarbeiter verbracht. Trotz seiner anfänglichen Feindseligkeit schien er allmählich zu akzeptieren, daß ihr Interesse an der Landwirtschaft aufrichtig war. Daß sie aufgrund ihrer Vergangenheit – der Jahre als Kind auf der Farm ihres Vaters in Afrika und den fünf Jahren, die sie in Drakesden verbracht hatte – ein wenig Ahnung vom Zyklus der Jahreszeiten und Ernten besaß.
    Das Wetter war noch immer kalt und naß. Thomasine zog ihren Umhang eng um sich, als sie an der Seite des Vorarbeiters die Grenze des größten Feldes der Abbey abschritt.
    Â»Auf dem höher gelegenen Grund wächst der Weizen recht gut, Euer Ladyschaft. Aber hier scheint das Wasser nicht abzulaufen.«
    Die Felder, die sich am anderen Ende der Insel an den Hang schmiegten, waren jetzt von zartem Smaragdgrün bedeckt. Aber auf den tiefer liegenden Äckern glänzten immer noch breite Flächen silbrigen Wassers, die den Boden in Sumpf verwandelten.
    Â»Hat Sir Nicholas die Männer noch nicht angewiesen, die Gräben und Deiche herzurichten, Joe?«
    Der Vorarbeiter schüttelte den Kopf. »Es gibt nicht genug Männer, Euer Ladyschaft. Ein paar von ihnen graben den neuen Brunnen in der Abbey, und ein paar andere sind leider krank. Es gibt viel Fieber dieses Jahr.«
    Erst vor zwei Wochen war ein kleines Mädchen im Dorf gestorben. Thomasine erinnerte sich an frühere Winter, als sie mit Tante Hilly von Cottage zu Cottage ging und versuchte, das Elend und die Not in den schäbigen Behausungen ein wenig zu lindern.
    Sie kehrte nicht auf ihrem üblichen Weg, durch die Koppel und über den Rasen, nach Drakesden Abbey zurück, sondern nahm den Weg ins Dorf. Es kam ihr vor, als würden weniger Kinder auf den Straßen spielen, und anders als sonst sah sie keine Gruppen tratschender Frauen, die sich um den Dorfbrunnen drängten. Die unbefestigten Wege waren von tiefen Wagenspuren durchzogen, in denen das Wasser stand. Sie klopfte an die Tür der Gotobeds.
    Mrs. Gotobed öffnete. Sie war eine hagere Frau um die Vierzig mit tief gebeugten Schultern von den vielen Sommern, die sie beim Torfstechen zugebracht hatte, um ein kleines Zubrot für ihre Familie zu verdienen. Seitdem sie mit zwanzig Jahren geheiratet hatte, hatte sie jedes Jahr ein Kind zur Welt gebracht, von denen einige am Leben geblieben und andere gestorben waren. Alle kleinen Kinder der Gotobeds waren hübsch, blauäugig und goldblond, eine Anmut, die sich bald verlor, sobald sie älter wurden.
    Thomasine lächelte, als sie in das winzige, aus zwei Zimmern bestehende Cottage geführt wurde. »Ich wollte mich nach dem Neugeborenen erkundigen, Mrs. Gotobed.«
    Manche Babys in Drakesden schliefen in schön geschnitzten Wiegen, Überresten aus den Tagen, als es in jedem Dorf der Fens einen Schreiner gab. Andere schliefen in Schubladen oder Weidenkörben. Das Baby der Gotobeds quengelte in einer Schachtel aus dem Lebensmittelladen.
    Â»Evelina geht’s nicht gut, Euer Ladyschaft. Ihr fehlt irgendwas.«
    Das Kind sah heiß und unruhig aus. Sehr vorsichtig hob es Thomasine heraus und legte es an die Schulter. Sie hörte den Atem des Kindes, ein leises Rasseln bei jedem Heben und Senken der winzigen Brust.
    Â»Das arme kleine Würmchen. Hat der Arzt sie schon angesehen, Mrs. Gotobed?«
    Mrs. Gotobed wich ihrem Blick aus. »Ich hab’s nicht mit den Ärzten, Euer Ladyschaft. Ich hab eine Zwiebel gekocht und sie in ihren Schal gewickelt.«
    Aus dem zerschlissenen grauen Schal stieg starker Zwiebelgeruch auf. Thomasine war klar, daß sie mit leeren Händen gekommen war, daß sie ihre Pflichten vernachlässigt hatte. Die

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