Die geheimen Jahre
aufs Bett stieÃ.
»Ich spreche, mit wem ich will« , schrie sie, doch es war ein stummer Schrei. Hart und fordernd preÃte er sich an sie, aber sie sah die Verzweiflung in seinen Augen. Als er in sie eindrang, tat es weh, doch sie drückte den Mund an seine Schulter und kämpfte gegen die Tränen.
All sein Zorn und all seine Eifersucht verpufften, als er zum Höhepunkt kam. Einen Moment lang blieb er, den Kopf an den ihren gedrückt, mit schwerem Körper auf ihr liegen. SchlieÃlich flüsterte er: »Tut mir leid«, und stand langsam auf. Am Waschbecken begann er, jeden Zentimeter seines Körpers gründlich zu waschen. Dann zog er sich wieder an.
Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie Abscheu in seinen Augen. Sie wuÃte nicht, ob der Abscheu ihm selbst galt oder ihr, die nackt und besudelt auf dem Bett lag.
Als Lally spät aufstand, war sie ziemlich betrübt, daà sie die Aufregung um das Feuer verpaÃt hatte. Nach dem Mittagessen, als alle anderen entweder arbeiteten oder dösten, zog sie ihr purpurfarbenes Satinkleid an und verlieà das Haus.
Von Natur aus träge, haÃte sie FuÃmärsche. Doch sie wuÃte, daà es unklug wäre, das Auto zu nehmen, deshalb schlug sie den FuÃweg durch das Wäldchen und über die Wiese ein. Sie ging unter den dichtbelaubten Bäumen hindurch und hielt die Finger gekreuzt wegen der Teufel, die für sie noch immer im Unterholz lauerten. Am Dorfrand folgte sie dem Pfad entlang des Deichs. Der Schlamm darin roch faulig. Als sie auf gleicher Höhe mit Daniels Haus angelangt war, blieb sie eine Weile stehen und sah sich um.
Sie konnte Daniel im Hinterhof erkennen, der seinem Pferd das Zaumzeug abnahm. Von seiner Frau war nichts zu sehen. Lally ging den Deichhang hinab und übers Feld auf das Anwesen der Gillorys zu.
»Daniel«, rief sie. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
Er hatte das Zaumzeug entfernt, und eine seiner Hände lag auf dem glänzenden Nacken des Pferdes. Seine Hände waren nicht die eines Gentlemans, sondern kräftig, schwielig, sonnenverbrannt.
»Lassen Sie mich raten«, sagte Daniel und sah sie an. »Sie haben einen Platten. Ihr Automobil ist in den Deich gefallen â¦Â«
»Blödsinn«, antwortete Lally. »Ich mache einen Spaziergang.«
»Ah.« Daniels Lächeln bestand nur aus einem kleinen Kräuseln der Mundwinkel. »Sie sind gekommen, um sich den Schaden anzusehen.«
Einen Moment lang hatte sie keine Ahnung, was er meinte. Dann sah sie die verkohlten Strohhalme, die überall auf dem Hof lagen, die schwarzen Flecken auf seinen Kleidern und seiner Haut. »Oh! Ach das. Nein â die Landwirtschaft interessiert mich nicht die Bohne. Das überlasse ich ganz Thomasine.«
Er hatte sich von ihr abgewandt, nahm das Zaumzeug und hängte es an einen Haken im Stall. Lally hielt gehörigen Abstand von dem Pferd, einem riesigen, schwerfälligen Tier, dem sie instinktiv miÃtraute.
»Ist Mrs. Gillory zu Hause?« fragte sie plötzlich.
»Ich weià nicht. Warum?« antwortete er.
»Weil ich gern einen Schluck Wasser hätte. Ich bin schrecklich durstig.«
Er führte das Pferd in den Stall, gab ihm zum Schluà einen Klaps aufs Hinterteil und ging dann über den Hof zum Haus. Lally folgte ihm. Er öffnete die Tür und rief: »Fay!«, aber niemand antwortete.
Lally überlief ein Schauder der Erregung. »Sie ist ausgegangen«, sagte sie. »Geht sie oft aus?«
Er antwortete nicht. Schmutziges Geschirr häufte sich in der Spüle, und Fliegen krochen über ein unbedecktes Butterstück. Die winzige Küche war schmutzig, abstoÃend. SchlieÃlich fand Daniel eine saubere Tasse. Er wollte sie gerade in den Wasserkübel tauchen, als Lally sagte: »Nicht davon. Es ist sicher lauwarm. Hast du nichts anderes?«
Daniels Mund spannte sich zu einem dünnen scharfen Strich. Er lehnte sich gegen den Herd und sah sie argwöhnisch an. »An was hätten Sie denn gedacht, Miss Blythe? Champagner vielleicht?«
»Ich trinke nie Champagner. Ich mag ihn nicht. Bier wäre in Ordnung, Daniel, wenn du welches hättest.«
Er antwortete nicht, schenkte aber aus einem Steinkrug ein, der auf der Kommode stand. Lally trank. Zum erstenmal in diesem Jahr begann sie, sich wieder wohl, wieder lebendig zu fühlen. Ein Teil der Angst, die sie so viele Monate lang im Griff gehalten hatte,
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