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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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angefangen, Land zu verkaufen. Sie wußte, daß außer den Gärten und ein paar Feldern um das Dorf herum nichts übrigbleiben würde. Das wertvollere Ackerland – die großen Ländereien mit guter schwarzer Erde zwischen Drakesden und Ely – hatte sie bereits verkauft. Ohne Gewissensbisse unterzeichnete sie die Kaufverträge, weil sie wußte, nur durch die Verkleinerung des Guts einen Bruchteil für ihren Sohn erhalten zu können.
    Gemeinsam mit Max Feltham, der ihr alles erklärte, war sie die Rechnungsbücher der Abbey durchgegangen. Schon vor Nicholas’ Tod war das Gut schwer verschuldet gewesen und nur durch den Verkauf wertvoller Möbel und Bilder in Gang gehalten worden. Seit Thomasines Weggang im Jahr 1923 hatte die Farm keinen Gewinn mehr abgeworfen, dennoch waren Nicholas’ und Lady Blythes Ausgaben unvermindert hoch geblieben. Max riet ihr, alles zu verkaufen und Drakesden Abbey ganz aufzugeben, damit ihr vielleicht gerade noch genügend übrigbliebe, um ein kleines Haus am Stadtrand zu erwerben. Eigensinnig lehnte sie ab. Seufzend begann Max, die Erbschaftssteuern auszurechnen, die bald fällig würden, und den zu erwartenden Schätzwert von Land und Hausbesitz. Schließlich stimmte er zu, daß sie es möglicherweise knapp schaffen könnte. »Es wird verdammt harte Arbeit bedeuten«, sagte er, bevor er sich auf den Weg zum Bahnhof von Ely machte. »Sind Sie sicher, daß es sich lohnen wird?« Thomasine nickte nur lächelnd.
    Seitdem hatte sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gearbeitet. Das Geld, das sie von ihrer Stelle als Buchhalterin gespart hatte, war bereits aufgebraucht. Das Gut verschlang alles. Aber wenn es keine Felder mehr gab, auf denen man Weizen und Hafer anbauen konnte, gab es immer noch die Obst- und Gemüsegärten und die Treibhäuser. Thomasine begann mit dem Wintergarten. Sie schnitt die Bleiwurz, die Wachsblume und den Oleander zurück oder gab sie weg, aber sie behielt die Passionsblume, die Feige und das Aprikosenbäumchen und freute sich auf den Sommer, wenn die Pflanzen an der warmen Wand des Wintergartens üppig Früchte tragen würden. Mit exotischen Früchten konnte man einen hohen Preis erzielen. Draußen hatte die jahrelange Vernachlässigung die Gärten in Wildnis verwandelt. Disteln überwucherten die Gemüsebeete. Die Obstbäume waren von Schädlingen befallen und jahrelang nicht mehr beschnitten worden. Thomasine ging ganz systematisch vor: Sie riß das Unkraut aus und gab den Pflanzen Raum zum Wachsen. Oft dachte sie, daß der Garten ihr immer einen Schritt voraus war: Wenn sie eine Stelle freigeräumt hatte, entdeckte sie, daß an einer anderen, die sie erst eine Woche zuvor umgegraben hatte, neues Unkraut hervorsproß. Hartnäckig hielt sie durch, weil sie wußte, daß sie es sich nicht leisten konnte aufzugeben. Sie pflanzte nur an, was der Art und Lage des Bodens angemessen war, wohl wissend, wie sinnlos es wäre, eine Pflanze in ungeeigneter Erde zum Wachsen bringen zu wollen.
    Im Blumengarten behielt sie nur die Pflanzen, die als Schnittblumen verkauft werden konnten – die Rosen, die Zwiebelgewächse und einige der mehrjährigen Pflanzen. Sie legte keine Rabatten aus Begonien und Steinkraut mehr an, Drakesden Abbey sollte sich in einen reinen Nutzgarten verwandeln.
    Die Samen und Setzlinge erbettelte sie sich von Nachbarn und Bekannten. Dabei war sie vollkommen schamlos, was ihre Methoden betraf: Ein koketter Wimpernschlag, und sie hatte ein paar Kopfsalatsetzlinge von einem Farmer, ein langweiliger Nachmittag im Pfarrhaus, bei dem die Gefahren des Geisterglaubens diskutiert wurden, und sie ging mit Tüten voller Karotten-, Zwiebel- und Rettichsamen nach Hause, die aus Mr. Fanshawes Küchengarten stammten.
    Sie hatte nur einen Jungen aus dem Dorf, der ihr bei den schweren Arbeiten half. Eddie war vierzehn, langsam und schweigsam, das Produkt einer Ehe zwischen Cousin und Cousine. Als Gegenleistung, daß er ihr beim Graben, Tragen und bei Besorgungen half, gab sie ihm zu essen und ein paar Shilling Taschengeld die Woche. Eddie hätte sich dem Exodus in die Städte nicht anschließen können, der in Drakesden immer größere Ausmaße annahm, einige Häuser schon ganz entvölkert hatte und jeden Morgen die Busse füllte. Er konnte weder lesen noch schreiben. Auf Thomasines Vorschlag hin nahm er an Williams

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