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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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den Händen über ihren Leib.
    Marcel schüttelte den Kopf. »Es bedrückt Sie, daß Sie nicht so knabenhaft aussehen wie die anderen englischen Mädchen. Sie sind närrisch, Lally Blythe. Es ist gut, nicht wie ein Junge auszusehen.«
    Er drehte sie zu sich um. Seine Hände folgten dem Weg, den Lallys Hände genommen hatten: von den Schultern vorsichtig zu den Brüsten, zur Taille und zum Bauch. Als seine Handflächen ihr Hinterteil umschlossen, hielt er inne. Sie hob das Gesicht, und er küßte sie. Sie schloß die Augen, und einen Augenblick lang kehrte die wundervolle Erinnerung an den Kuß mit Daniel Gillory im Geräteschuppen zurück und an den Regen, der gegen die Wände getrommelt hatte. Als sie die Augen öffnete, sah sie ihr Spiegelbild: ihren Körper in dem seidenen Höschen, der sich an Marcel drückte. Marcels Hand glitt zwischen ihre Beine, und Lally keuchte.
    Dann führte er sie zum Bett. Dort befreite er sie von ihrer Unterwäsche und ihren Strümpfen, dort küßte und streichelte er sie, bis sie es nicht mehr erwarten konnte und vor Vergnügen über seine Berührungen aufstöhnte. Erst dann erlöste er sie von ihrer lästigen Jungfräulichkeit. Langsam und vorsichtig erregte er sie wieder und drang dann so sanft in sie ein, daß es fast überhaupt nicht weh tat.
    Als es vorbei war, schlang er die Arme um sie und schlief ein. Heimlich steckte sie den Daumen in den Mund und lutschte daran, um sich zu beruhigen. Als sie die Augen aufschlug, sah sie das Foto auf dem Toilettentisch. Das war das Beste daran, dachte Lally, daß sie mit dem Ehemann einer anderen Frau in deren Bett geschlafen hatte.
    Jedes freie Wochenende fuhr Daniel nach Drakesden, um an dem Cottage und auf den Feldern zu arbeiten. Er reparierte die Fensterrahmen und die Türen, schliff sie ab, strich sie an und ersetzte verfaulte Holzteile. Er kehrte den Unrat von Jahren aus den beiden Räumen des winzigen Hauses, und es machte ihm großen Spaß, den Anbau abzureißen, der einst die Schmiede gewesen war. Als er das Feuer anzündete, um das morsche Holz und die Überreste der Schmiede zu verbrennen, hätte er wie ein Heide um die Flammen tanzen können. Bloß daß er nach einem langen Arbeitstag wieder zu humpeln begonnen hatte und kaum gehen, geschweige denn tanzen konnte.
    Dann begann er, die Felder vom Unkraut zu befreien. Auf dem Teil, auf dem seine Mutter einst Kohl und Sellerie gepflanzt hatte, blühte roter Mohn, und Disteln reckten ihre grauen stacheligen Köpfe in den Himmel. Der Schweinestall, die Brunnenmauer und der Hühnerstall waren nur noch als graue Ruinen inmitten des wuchernden Unkrauts übriggeblieben. Daniel wetzte die Sense, die er in dem Durcheinander des Anbaus gefunden hatte, und machte sich an die Arbeit.
    Ende Juli hatte er das Unkraut entfernt und begonnen, den Boden umzugraben. Oft ging er, bevor er sich wieder auf den Rückweg zum Bahnhof von Ely machte, zum Deich, stellte sich an dessen Rand und sah über das Land, das einst den Blythes gehört hatte und bald ihm gehören würde, wenn er hart arbeitete und Glück hatte. Als er seine Augen über den schmalen Landstreifen zwischen seinem Acker und dem Deich und weiter hinaus über das Gebiet schweifen ließ, wo sich der schmale Landstreifen in eine weite, flache Wiese öffnete, war Daniel überzeugt, daß auch in Zukunft das Glück auf seiner Seite wäre. In diesem Jahr hatte sich sein Schicksal gewendet.
    Fay hatte er noch nicht nach Drakesden mitgenommen. Sie arbeitete samstags im Laden, und außerdem wollte er alles für sie vorbereitet haben, wenn sie kam. Die sieben Tage in der Woche, die er arbeitete, waren anstrengend, aber er beklagte sich keinen Augenblick. Im September wollten sie heiraten – also was machte es schon aus, wenn er an den meisten Abenden zu müde zum Essen war? Jede Nacht träumte er von Drakesden und von Fay. Er sah das Korn wachsen und hielt die Frau, die er liebte, in seinen Armen. Hier draußen konnte er atmen. Hier draußen fühlte er sich nicht von Mauern und Dächern beengt – die einzige Grenze hier war das blaue Himmelsgewölbe. Hier draußen fühlte er sich frei.
    Wären ihr anhaltend schlechter Gesundheitszustand und die Sorgen um ihre Zukunft nicht gewesen, hätte Thomasine die Woche nach dem Nationalfeiertag durchaus genossen.
    Nicholas besuchte sie mehrmals

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