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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ihm beibringen sollte, aber schließlich purzelten die Worte ganz einfach aus ihrem Mund heraus – ohne Hoffnung und ungekünstelt. »Ich bin schwanger«, sagte sie schlicht. »Ich bekomme ein Kind, Clive.«
    Fast mußte sie lächeln bei dem Gedanken, daß sie Anfang der Woche noch gar nicht gewußt hatte, was das Wort »schwanger« bedeutete. Seitdem hatte sie eine Menge gelernt. Sie wandte den Blick nicht von ihm ab, aber sie konnte seinen Ausdruck nicht deuten. Er war schließlich Schauspieler.
    Â»Mein Gott«, sagte er nach einer Weile. »Armes Püppchen. Ich hab dir doch gesagt, daß du Vorkehrungen treffen sollst.«
    Alice hatte sie darüber aufgeklärt. Es gab Dinge, die man benutzen konnte, um sich vor einer Schwangerschaft zu schützen, aber sie waren schwer zu bekommen, vor allem, wenn man nicht verheiratet war.
    Â»Ich hab nicht verstanden, was du gemeint hast.«
    Zum erstenmal sagte sie Clive die Wahrheit, dachte sie gequält. Bislang hatte sie immer darauf geachtet, ihren Mangel an Erfahrung zu verbergen.
    Â»Natürlich nicht«, antwortete Clive ausdruckslos. Er setzte sich, stützte den Ellbogen auf die Sofalehne und preßte die Knöchel auf den Mund. Nach einer Weile sah er auf. »Bist du sicher, Liebling?«
    Sie glaubte, Hoffnung in seinen Augen aufglimmen zu sehen, und wagte nicht, darüber nachzudenken. »Ich bin beim Arzt gewesen.«
    Â»Ah.«
    Sie setzte sich, weil sie all ihre Kraft und all ihren Mut zusammennehmen mußte. »Du mußt mir helfen, Clive. Schließlich ist es unser Baby.«
    Auch das hatte ihr Alice erklärt. Daß es zweier Menschen bedurfte, um ein Baby zu zeugen, daß die beiden nicht verheiratet sein, sondern einfach das tun mußten, was Clive und sie getan hatten. In diesem Raum, auf diesem Sofa.
    Clive stieß ein kurzes, nervöses Lachen aus. »Schau mich nicht so grimmig an, Süße. Das vertrage ich nicht. Ich überleg mir was. Davon geht ja schließlich die Welt nicht unter.«
    Noch immer hatte er nicht die Worte gesagt, die sie unbedingt hören wollte. Verzweifelt rief Thomasine aus: »Für mich geht die Welt schon unter, wenn ich ein uneheliches Kind bekomme, Clive!«
    Â»Dann müssen wir eben dafür sorgen, daß es nicht unehelich ist. Dann heiraten wir eben.«
    Sobald er das gesagt hatte, war sie fast überwältigt vor Erleichterung. Sie brachte kein Wort heraus. Sie stand auf, setzte sich neben ihn auf die Couch, verbarg das Gesicht an seiner Schulter und schlang die Arme um seinen Hals.
    Er tätschelte ihren Rücken. »Siehst du, Süße, ich hab doch gesagt, ich würde mir was überlegen. Jetzt lauf aber los. Ich kümmere mich um alles – mach dir keine Sorgen.«
    In dem Moment, in dem er die Worte aussprach, meinte er es auch so. Erst später, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, begann Clive darüber nachzudenken. Für ihn war die Ehe ein Zustand, den er weder anstrebte noch fürchtete. Und Thomasine war ein Schatz: Sie sah umwerfend aus, und man hatte Spaß mit ihr. Wahrscheinlich konnte sie kochen und nähen – wie hübsch, dachte Clive, während er sich in seiner Wohnung umsah, jemanden zu haben, der auf einen wartete, wenn man nachts aus dem Theater heimkam. Es gäbe ordentliches Essen, und an seinen Hemden würden nie mehr Knöpfe fehlen. Und falls ihm der Zustand der Monogamie langweilig würde, brauchte ein verheirateter Mann nicht zwangsläufig monogam zu leben.
    Dann ging die Schlafzimmertür auf, und Clara Rose rief heraus: »Ist sie weg?«
    Clive betete, daß Clara sein Gespräch mit Thomasine nicht belauscht hatte. Klugerweise hatte er die Tür geschlossen.
    Â»Ja. Nur die Tochter der Concierge. Offensichtlich hat es mit dem Dach irgendwelche Schwierigkeiten gegeben.«
    Er wußte nicht, ob sie ihm glaubte, aber ihr Gesichtsausdruck war gleichgültig und desinteressiert. Er schaute zu, wie sie die Strümpfe über die Beine streifte.
    Â»Es ist übrigens alles in Butter«, sagte sie. »Was die Tournee angeht. Armand hat sich als feiner Kerl erwiesen.«
    Clive spürte einen Anflug von Erregung. Sein Herz begann ein bißchen schneller zu schlagen. »Wo?«
    Â»Oh – Südfrankreich, Monaco, Italien … Zurück nach London, wenn alles gutgeht.«
    Clara stand auf und zog ihr Kleid über den Kopf. Clive trat neben

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