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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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anscheinend – eines ausgedehnten Besitzes. Während ich eine Frau ohne Vermögen und von sehr geringer Bedeutung bin.«
    »Wenn man ersten Eindrücken Glauben schenken darf, Miss Austen …«, begann er.
    »Vertrauen Sie nie auf Ihre ersten Eindrücke, Mr. Ashford. Die sind unweigerlich falsch.«
    »Meine sind unweigerlich richtig. Und sie haben mich zu folgendem Schluss geführt: dass Sie, Miss Austen, über ein größeres Vermögen und größere Bedeutung verfügen als ich.«
    »Auf welche Argumente stützen Sie diese Behauptung?«
    »Auf die folgenden: wenn Sie gerade eben umgekommen wären, wie viele Menschen hätten Sie vermisst?«
    »Wie viele Menschen?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe, meine Mutter, meine Schwester, meine Freundin Martha und meine sechs Brüder würden mich vermissen. Dann noch die Frauen meiner Brüder, meineNichten und Neffen, mehr als ein Dutzend an der Zahl, und vielleicht einige alte Freunde.«
    »Während ich nur meinen Vater und eine jüngere Schwester habe, die meinen Weggang betrauern würden.«
    »Keine Ehefrau also?«
    »Nein. Also müssen Sie einsehen, dass ich vielleicht reich an weltlichen Gütern bin, Sie hingegen reich an Familie und daher bei weitem die Wohlhabendere und Wichtigere von uns beiden.«
    Ich lachte. »Wenn Reichtum nach Ihren Prinzipien gemessen würde, Mr. Ashford, würde dies das gesamte Gesellschaftssystem Englands sprengen.«

Kapitel 4
    Unser Spaziergang hatte uns vom Cobb zum Strand geführt, als sich die Wolken, wie von Maria vorhergesagt, weiter zusammenzogen und immer dunkler wurden, bis es schließlich leicht zu regnen begann. Man hörte lautes Rufen von den Badenden, die sich in die Sicherheit ihrer Badekarren zurückzogen. Die vielen Gäste, die am Kieselstrand spazieren gegangen waren, liefen nun in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Auch unsere kleine Gesellschaft schloss sich ihnen an. Leider bot mir mein Sonnenschirm, der ja dazu dienen sollte, die Strahlen der Sonne von mir fernzuhalten, nur wenig Schutz vor dem Regen. Doch nur ein, zwei Minuten später, ehe wir noch die Stufen erreicht hatten, die zum Mauerweg hinaufführten, hörte der Regen so plötzlich auf, wie er angefangen hatte, und die Sonne kam wieder hervor.
    »Wie ich diese kleinen Sommerschauer liebe!«, rief ich und atmete in vollen Zügen die feuchte Salzluft ein. »Die Welt riecht danach so frisch und neu.«
    »Das war wohl kaum ein
kleiner
Schauer«, erwiderte Maria verdrießlich. »Ich bin völlig durchnässt und schon halbtot vor Müdigkeit nach all dem Wandern. Charles, du musst mich unbedingt sofort zum Gasthaus zurückbegleiten.«
    »Ja, meine Liebe. Sie kommen doch alle mit, hoffe ich? Wir sind im Royal Lion abgestiegen.«
    »Ich würde lieber noch ein wenig länger spazierengehen«, gestand ich ein. »Die Sonne wird mich schnell trocknen. Möchte sich jemand anschließen?«
    »Es wäre mir ein großes Vergnügen, Sie zu begleiten«, sagte Mr. Ashford lächelnd. Henry entschloss sich, mit den anderen zum Gasthaus zurückzukehren, und wir verabredeten, dass wir uns alle später dort treffen würden.
    Mr. Ashford und ich spazierten wieder zum Strand hinunter, der nun weniger bevölkert war, und setzten unser Gespräch zur Begleitmusik der donnernden Wellen und der kreischenden Möwen fort.
    »Wir sind nach Southampton umgezogen, nachdem mein Vater verstorben war«, erklärte ich, als er mich nach meinem Wohnort fragte. Ich erzählte ihm, wo ich aufgewachsen war und dass wir anschließend nach Bath übergesiedelt waren. »Das Landleben war immer mein Ideal.«
    »Meines auch. Ihr Herz, nehme ich an, hängt an Hampshire?«
    »Ja. Wenn ich auch gehört habe, dass an die Schönheit von Derbyshire so leicht nichts heranreichen kann«, fügte ich diplomatisch hinzu.
    Mr. Ashford blieb stehen und betrachtete die atemberaubenden Klippen, die sich in der Ferne aufreihten, und die heranrollenden Wellen. »An jedem anderen Tag würde ich Ihnen zustimmen. Aber gibt es irgendwo auf der Welt eine Glückseligkeit, die dies hier übertreffen könnte? Lyme scheint mir ein Vorposten des Himmels zu sein.«
    Ich starrte ihn voller Verwunderung an, da ich doch aus seinem Munde meine eigenen Gefühle hörte, und ich folgte seinem Blick. Am fernen Horizont war die Wolkendecke aufgerissen, und die Sonne schien über einem schimmernden, vollkommenen Regenbogen.
    »Es hüpft mein Herz, wenn ich den Regenbogen seh«
, zitierte ich.
    Mr. Ashford schaute überrascht zu mir hin und sagte:
»So

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