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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unterdrücken.
    »Heute ist der Tag des Herrn, das ist kein Tag für Geschichten und Leichtfertigkeit«, erklärte Mary streng. »Kommt jetzt, Kinder. Auf zur Kirche.«
    »Aber Tante Jane ist noch nicht fertig mit der Geschichte«, rief die kleine Carolyn verzweifelt.
    »Ich erzähle sie beim Schlafengehen weiter«, flüsterte ich feierlich. »Das verspreche ich.«

    In der Kirche war ich entzückt, Alethea Bigg und ihre Schwester Elizabeth Heathcote zu sehen. Nach dem Gottesdienst (in dem mein Bruder James eine sehr gute Predigt hielt) rannte Elizabeth eilig hinter ihrem Sohn William her, der über die Pfarrhausmauer hinweg Steine auf die grasenden Kühe warf. Währenddessen plauderten Cassandra und ich freundlich mit Alethea. Sie versicherte uns, Harris, seiner Frau und ihren Kindern gehe es hervorragend und ihre Schwester Catherine, die im vergangenen Dezember geheiratet hatte, wäre in ihrem neuvermählten Stand recht zufrieden.
    »Ich freue mich so für sie«, sagte Cassandra.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr
ich
begeistert bin, dass ihr beide in die Nachbarschaft zurückgekehrt seid«, rief Alethea, »selbst wenn es nur für kurze Zeit ist.«
    »Je kürzer, desto besser«, sagte ich, »denn Mary hat uns deutlich spüren lassen, dass sie uns nicht hier haben will.«
    »Ich habe sie schon immer für eine außerordentlich unangenehme Person gehalten«, erwiderte Alethea. »Ich wünschte, ich könnte euch zu uns nach Manydown einladen, aber Elizabeth fährt morgen ab, um Freunde in Sussex zu besuchen, und mein Vater und ich brechen in zwei Tagen zu einer mehrwöchigen Ferienreise auf.«Plötzlich stieß sie einen kleinen Jauchzer aus und rief: »Oh! Ich hatte gerade eine brillante Idee! Ihr müsst Papa und mich begleiten!«
    »Euch begleiten?«, erwiderte ich überrascht. »Wohin reist ihr denn?«
    »Wir machen eine Rundfahrt durch Nordengland. Papa ist entschlossen, viele Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, solange er noch rüstig genug ist, um eine solche Reise zu unternehmen. Das am weitesten entfernte Ziel erreichen wir, wenn wir uns eine Woche beim Cousin meines Vaters, einem Mr. Lucian Morton, aufhalten, der sein Domizil in Brimington in Derbyshire hat. Ich habe den Mann nie kennengelernt, mein Vater auch nicht, weil er ja so weit weg wohnt, aber Papa ist sehr erpicht darauf, seine Bekanntschaft zu machen. Allen Berichten zufolge ist Mr. Morton ein sehr ehrenwerter Herr und wohnt in einem herrlichen Landstrich. Ich bin sicher, dass er entzückt wäre, wenn noch zwei weitere Damen mit von der Partie wären.«
    »Vielen Dank für dein freundliches Angebot, Alethea«, sagte Cassandra, »aber wir sind gerade eben erst in Steventon angekommen, und ich möchte meine Mutter nicht so schnell wieder allein hier zurücklassen. Aber du kannst doch mitfahren, Jane.«
    Obwohl ich entzückt von dem Gedanken war, eine Reise zu den mir noch unbekannten Sehenswürdigkeiten des Nordens zu unternehmen, war doch die bloße Erwähnung des Namens Derbyshire mir genügend Anlass, um die Einladung abzulehnen. Es war mir unmöglich, den Namen dieser Grafschaft zu hören, ohne an Pembroke Hall und seinen Besitzer zu denken. Ich verspürte keine Neigung, auch nur in die Nähe dieses Ortes zu reisen.
    »Alethea, dein Vater hat diese Reise geplant, um einmal Zeit mit dir allein zu verbringen. Es würde mir niemals einfallen, euch meine Anwesenheit aufzudrängen.«
    »Aufzudrängen?«, rief Alethea. »Im Gegenteil, du würdest mir einen Gefallen erweisen, wenn du mitkämst!« Mit leiserer Stimme fügte sie dann noch hinzu: »So sehr mein Vater sich auch bemüht, diese Fahrt als Urlaub zu tarnen, so kann er doch seine wahren Absichten kaum verhehlen. Ich weiß, was er im Schilde führt. Er will mich Mr. Morton, seinem Cousin, als mögliche Ehefrau vorführen. Nachdem er eine seiner altjüngferlichen Töchter an einen ehrbaren älteren Geistlichen verheiratet hat, hofft er nun, mit der anderen einen ähnlichen Erfolg zu verbuchen.«
    »Das tut mir wirklich leid«, erwiderte ich voller Mitgefühl, da ich mich nur zu gut an die Schrecken einer solchen Lage erinnerte. Ich musste dazu nur an die Hoffnung unserer Eltern denken, Cassandra und mich während unserer Jahre in Bath unter die Haube zu bringen. »Aber vielleicht ist dieser Mr. Morton ein wirklich würdiger Herr, und du magst ihn. In diesem Falle würdest du meine Begleitung nicht brauchen.«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist aber recht gering. Er ist vierzig Jahre alt, hat ein

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