Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Kate in der ganzen Gemeinde, möglicherweise mit Ausnahme von ein, zwei Schuppen und einiger Aborthäuschen.
Nach dieser Erörterung führte uns Mr. Morton durch das gesamte Haus, das, wenngleich es ein recht kompaktes Gebäude war, doch sehr ordentlich und bequem war und ihm viel Anlass zur Begeisterung bot.
»Es gibt hier alles, was man sich in einem Haus nur wünschen könnte«, erklärte der Squire, »wenn ich auch denke, dass es sich durch die Wärme, die nur eine Frauenhand spenden kann, noch weiterhin verbessern ließe.«
»Ja, in der Tat, Squire«, stimmte ihm Mr. Morton zu. »Ich habe mir genau zu diesem Thema in letzter Zeit gründlich Gedanken gemacht. Die Sache ist für mich von elementarem Interesse. Ich erachte es als richtig, dass ein jeder Geistlicher seiner Gemeinde in Sachen Ehestand als leuchtendes Beispiel vorangeht, wenn er denn in entsprechend angenehmen Umständen lebt. Was, soweit es mich betrifft, bis vor sehr kurzer Zeit nicht der Fall war, weil mir nur eine sehr kleine Pfründe zugewiesen war. Aber zu meinem großen Glück hat man mir soeben auch die Pfründe in der benachbarten Gemeinde Oxcroth angeboten, und mit diesem zusätzlichen Einkommen sehe ich mich nun endlich in der Lage, einer Ehefrau ein äußerst wünschenswertes Leben bieten zu können.«
»Das können Sie in der Tat«, pflichtete ihm der Squire bei. »Ich habe gerade erst das Vergnügen gehabt, meine Tochter Catherine mit einem ehrenwerten Geistlichen wie Ihnen zu verheiraten. Und ich vermag Ihnen gar nicht zu sagen, welch große Freude in der Familie über diese Verbindung herrscht.« Alethea wandte sich zu ihrem Vater und flehte ihn wortlos mit verzweifeltem Gesicht an, diesesThema nicht weiter zu verfolgen. Doch der Squire schien dies nicht wahrzunehmen. »Alethea führt im Augenblick meinen Haushalt«, fuhr er fort, »und sie macht das so ausgezeichnet, dass ich jeden Mann, der sie sein eigen nennen würde, nur beglückwünschen kann.«
Aletheas Antlitz überzog sich mit Scharlachröte, und sie schloss die Augen, als wünschte sie sich, auf der Stelle in den Erdboden zu versinken.
Ich warf rasch ein: »Nach der Beengtheit der Kutsche würde ich die Gelegenheit zu schätzen wissen, mir an der frischen Luft ein wenig die Beine zu vertreten, Mr. Morton. Dürfte ich Sie bitten, mit uns einen kleinen Rundgang durch den Garten zu machen?«
Diese Anregung wurde begeistert aufgenommen. Alethea flehte mich mit einem stummen Blick der Verzweiflung an, ihr dabei behilflich zu sein, so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und Mr. Morton zu bringen, hakte sich fest bei ihrem Vater unter, sodass ich gezwungen war, mit unserem Gastgeber zu spazieren.
»Ich kümmere mich persönlich um die Kultivierung meines Gartens«, tönte Mr. Morton, während wir über die vielen gut gepflegten Wege schritten. »Ich halte dies für eine der ehrenwertesten Vergnügungen im Leben, zudem ist es eine außerordentlich gesundheitsförderliche Betätigung.« Ohne auch nur so lange innezuhalten, dass wir eine einzige Silbe dazwischenwerfen konnten, deutete er mit großer Selbstzufriedenheit auf jeden Strauch und jeden Baum. »Ich habe alle diese Rosen mit eigenen Händen gepflanzt, und sie wurden nach ihrer Form, ihrer Robustheit, ihrer Farbe und ihrem Duft ausgewählt. Ich schmeichle mir, dass Sie, wären Sie im Sommer hergekommen, von diesem Anblick überwältigt wären, wiedas meinen Nachbarn bei wiederholten Anlässen geschehen ist. Allein die wohlgeordnete Reihung, das vielfältige Nebeneinander verschiedener Schattierungen, die außergewöhnliche Blütenzahl und die köstlichen Aromen, die sie verströmen, all das reicht gewiss aus, um selbst dem voreingenommensten Betrachter größte Hochachtung einzuflößen.«
An der Gartengrenze angekommen, deutete Mr. Morton auf einige entfernt liegende Wiesen, auf denen hier und da Bäume wuchsen. »Das ist die Camperdown-Ulme, auch als
Ulmus glabra camperdownii
bekannt, eine Unterspezies der Bergulme. Allein in diesem Gehölz dort drüben befinden sich sechs dieser Ulmen«, verkündete er voller Stolz (obwohl ich vieles gesehen hatte, über das man sich durchaus freuen konnte, gelang es mir dennoch nicht, in die Verzückung zu geraten, die Mr. Morton angesichts dieser Szenerie von uns zu erwarten schien), »und hier rechts sehen Sie drei Kastanien und zwei Eichen.« Er war ebenfalls sehr darauf erpicht, uns zu einer seiner Wiesen zu führen, aber Alethea und der Squire ließen verlauten, sie
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