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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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rief Mr. Morton und führte uns mit höchst förmlichem Gebaren ins Innere des Hauses, nachdem er angeordnet hatte, dass man unser Gepäck in bestimmte Zimmer transportieren sollte. »Es ist mir eine große Ehre, endlich Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, Squire«, sagte er, während er Aletheas Vater überschwänglich die Hand schüttelte, »denn ich bin der Meinung, dass Familienbande das Wichtigste auf der Welt sind. Ich bin mir nur zu sehr bewusst, Squire, welche herausragende Stellung Sie in Hampshire einnehmen, wie groß Ihr Vermögen ist und wie herrlich Ihr Anwesen – all das erfüllt mich mit stiller Ehrfurcht. Ich habe es stets für ein außerordentliches Unglück gehalten, dass wir einander so viele Jahre nicht kennengelernt haben, aber da wir ja geographisch durch derart große Entfernungen voneinander getrennt sind, ist dies gewiss auch verständlich. Ich hoffe, Ihre Reise war nicht allzu unangenehm?«
    All dies sprudelte Mr. Morton hervor, während wir noch in der Eingangshalle standen und ehe wir überhaupt miteinander bekannt gemacht worden waren. Alethea und ich warfen einander insgeheim entsetzte Blicke über die äußere Erscheinung und die verschrobene Art dieses Mannes zu. Wir konnten uns nur mit größter Mühe ein Lachen verkneifen.

Kapitel 16
    Der Squire versicherte Mr. Morton, dass unsere Reise außerordentlich zufriedenstellend verlaufen sei. Seine Rede wäre wohl mindestens genauso langatmig ausgefallen wie die seines Cousins, hätte ihn nicht Mr. Morton unterbrochen, um sich endlich Alethea und mir vorzustellen.
    »Miss Alethea«, sagte er mit einer begeisterten Verbeugung, »es ist mir in der Tat ein Vergnügen. Ich hatte ja bereits in den Briefen Ihres Vaters viel von Ihrer Schönheit gelesen, und ich sehe, dass in diesem Falle die Wirklichkeit dem Ruf in nichts nachsteht.« Als Nächstes verneigte er sich vor mir und fügte hinzu: »Und ich darf die gleichen Komplimente auch Ihnen zukommen lassen, denn der Squire war so überaus freundlich, mich in einem Schreiben davon zu unterrichten, dass Sie mit von der Partie sein würden, und ich muss feststellen, dass auch seine Lobreden über Sie gleichermaßen verdient waren. Seien Sie versichert, dass die Freunde meines Cousins auch meine Freunde sind und dass ich entzückt bin, Ihre Bekanntschaft zu machen. Falls es irgendetwas gibt, wie gering es auch immer sein mag, das ich dazu beitragen kann, Ihren Aufenthalt unter meinem Dach bequemer zu gestalten, so zögern Sie bitte nicht, damit an mich heranzutreten.«
    Ich dankte Mr. Morton höchst aufrichtig für seine Freundlichkeit, worauf er uns einlud, es uns in seinem Salon am Kamin bequem zu machen und eine Erfrischung zu uns zu nehmen.
    Während das Hausmädchen das Teetablett hereintrug, unterrichtete uns Mr. Morton in erschöpfenden Einzelheiten über jedes einzelne Möbelstück im Zimmer, wobei er unsere besondere Aufmerksamkeit auf eine Anrichte aus Mahagoni zu richten trachtete, ein Stück von furchterregenden Abmessungen und keineswegs großer Schönheit. »Ich habe sie persönlich bei einer Auktion erworben«, erklärte er voller Stolz, »und denke doch, dass dieses Möbelstück sich als sehr nützlich erweisen wird. Nun, meine verehrte Nachbarin, Lady Cordelia Delacroix – eine außerordentlich leutselige und umgängliche Dame von großem Vermögen und Besitz, deren Anwesen Bretton Hall kaum zwei Meilen von hier entfernt liegt und wohin ich bereits zweimal zum Tee gebeten wurde – also, Ihre Ladyschaft hat, als sie dieses Stück erblickte, ihre hohe Meinung von der feinen Handwerkskunst und der Dauerhaftigkeit des Möbels zum Ausdruck gebracht, und mir eindringlich versichert, ich hätte einen sehr guten Kauf getätigt.«
    Ich schaute den Squire an und versuchte, angesichts dieses absurden Mannes vor uns auch nur das winzigste Lächeln auf seinem Antlitz zu entdecken. Aber er schien das gar nicht zu bemerken, sondern drückte vielmehr seine Bewunderung für die schönen Proportionen und die gute Lage des Raumes, sowie über die solide Bauweise aus und stellte einige tiefschürfende Fragen zur Architektur des Pfarrhauses, worauf unser Gastgeber mit der größten Bereitwilligkeit begeistert Rede und Antwort gab. Die nächste Dreiviertelstunde lang saßen Alethea und ich in stummer Verwunderung da und hörten zu, wie die beiden Männer eifrig über die kleinsten baulichen Einzelheiten des Hauses und der Kirche debattierten, sowie über jedesandere Gebäude, jede Scheune und jede

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