Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Nachrichten mit, und zwar in Form eines Briefes, den der Squire gerade erhalten hatte.
»Papa hat mir gleich nach der Ankunft des Schreibens davon erzählt«, verkündete Alethea, während sie mir die Seiten in die Hand drückte. »Ich wusste, dass ich sofort selbst zu euch gehen musste, ganz gleich, wie weit es ist, um ihn euch zu zeigen.« Der Brief war von Mr. Morton.
»Was kann denn Mr. Morton eurem Vater mitzuteilen haben?«, fragte ich. »Schreibt er ihm, um ihm für seinen Besuch zu danken oder um ihn zu tadeln, weil er einen Gast mitgebracht hat, der sich so schlecht benommen hat?«
»Lies selbst«, forderte mich Alethea mit einem Lachen auf.
Hartsford, Derbyhsire, Freitag, den 5. Mai 1809
Sehr geehrter Herr,
ich hoffe, dass es Ihnen und Ihrer Tochter gutgeht und dass Sie eine sichere Reise von meinem bescheidenen Heim in Ihr Zuhause genießen konnten. Mein Bestreben wäre es gewesen, hätte es in meiner Macht gelegen, Ihnen diese Worte persönlich zu übermitteln, aber Ihre plötzliche Abreise hat dies unmöglich gemacht, und so
sehe ich mich gezwungen, meine dringende Bitte dem Papier anzuvertrauen. Ich schmeichle mir, dass der Inhalt dieses Schreibens Sie nicht völlig überraschen wird. Lassen Sie mich jedoch bitte mit einem kurzen, wenn auch notwendigen Wort der Erklärung beginnen. Sicherlich ist Ihnen ein gewisser Antrag nicht unbekannt, den ich aufgrund einer schweren Fehleinschätzung der Freundin Ihrer Tochter gemacht habe, deren Name unerwähnt bleiben soll. Bitte glauben Sie mir, dass meine wahren Gefühle in dieser Angelegenheit, wie ich das im Rückblick erkenne, durch die Aussichten geblendet waren, die diese Freundin zu haben schien, nämlich auf eine Verbindung zur Familie Churchill und über sie zu den Ashfords selbst. Doch von diesen Angelegenheiten will ich nun nicht weiter reden. Sie liegen in der Vergangenheit und fallen am besten der Vergessenheit anheim. Die Zeit und die Sparsamkeit verlangen, dass ich mich nun ohne weitere Verzögerung dem Sinn und Zweck dieses Briefes zuwende. Ich erinnere mich außerordentlich lebhaft an das, was Sie mir über die schrecklichen Lebensumstände berichtet haben, die Ihre unverheirateten Töchter im Falle Ihres Todes zu erwarten haben (ein trauriges Ereignis, dass hoffentlich noch einige Jahre auf sich warten lässt). Der Gedanke daran, dass Miss Alethea, wie gut sie auch immer versorgt sein mag, nach Ihrem Ableben ihr Zuhause in Manydown verlassen muss, um Ihrem Sohn und Erben Platz zu machen, der dann dort mit seiner Familie seinen Wohnsitz einrichten wird, ist außerordentlich bestürzend. Diese Sorge hat seit Ihrer Abreise meine Gedanken unablässig beschäftigt und mir eine Zuneigung
bewusst gemacht, die ich, bei näherer Überlegung, seit dem ersten Augenblick der Bekanntschaft zu Ihrer Tochter verspürt habe. Kurz gesagt, Sir, Ihre Tochter Alethea hat mein Herz für sich gewonnen. Ich schreibe, um mir Ihren Segen und Ihre Erlaubnis zu erbitten, Ihre Tochter von meiner aufrichtigen Zuneigung zu unterrichten und Ihr die Ehe anzutragen. Ich hoffe, dass dieses Angebot für Sie so annehmbar ist wie für die Dame selbst. So verbleibe ich, verehrter Herr, mit dem Ausdruck meines höchsten Respekts, Ihr stets
wohlwollender Freund
Lucian Morton
»Ich bin, das muss ich zugeben, völlig verdutzt«, sagte ich, während ich das Schreiben wieder zusammenfaltete und Alethea zurückgab.
»Kannst du dir das vorstellen? Er hat diesen Brief am Tag unserer Abreise geschrieben! Es verwundert mich schon sehr, dass ein Mann seine Zuneigung und Heiratsabsichten so rasch und entschlossen und mit so wenig Grund ändern kann.«
»Bitte lass deine Gedanken nicht durch meine Ablehnung beeinflussen. Wenn du seinen Antrag annehmen möchtest, dann tu es. Er hat einen sehr schönen Rosengarten und Regalbretter in einem Schlafzimmerschrank, die, wie ich höre, von allerhöchster Qualität sein sollen.«
Alethea lachte. »Ich würde lieber allein und ohne einen Penny den Rest meiner Tage in der kleinsten Mansarde leben, als auch nur weitere fünf Minuten unter dem Dach dieses Mannes verbringen.«
»Das wird deinen Vater sehr enttäuschen, fürchte ich.«
»Das stimmt, denn er erinnert mich ständig daran,dass meine Schwester eine sehr gute Partie gemacht hat, als sie den älteren Geistlichen geheiratet hat. Aber ich bin nicht Catherine.«
»Und ich auch nicht«, antwortete ich.
Den restlichen Mai und den Juni diesen Jahres verbrachten wir in Godmersham
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